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# taz.de -- Drohende Räumung: Auf nach Lützerath
> An der Zerstörung des kleinen Dorfes in NRW zeigt sich der ganze Wahnsinn
> der deutschen Klimapolitik. Nun gilt es die Räumung zu verhindern.
Bild: Im Januar soll Lützerath geräumt werden
Wer wissen will, wie ernsthaft Deutschlands Klimaschutz-Bestrebungen für
das kommende Jahr sind, sollte einmal [1][Lützerath] besuchen. Das kleine
Dörflein in Nordrhein-Westfalen ist nur wenige hundert Meter entfernt von
der Abbruchkante des Braunkohletagebaus Garzweiler entfernt. Obwohl
Braunkohle der klimaschädlichste Energieträger und der Kohleausstieg 2030
beschlossene Sache ist, will der Energiekonzern RWE Lützerath abbaggern, um
die darunter liegende Braunkohle zu fördern. Notwendig ist das nicht, denn
[2][RWE müsste keine weiteren Dörfer zerstören, um die
Versorgungssicherheit zu gewährleisten]. Doch mit dem Nicht-Verfeuern der
280 Millionen Tonnen Kohle, die unter Lützerath schlummern, würden
RWE-Profite in Milliardenhöhe entgehen.
Ausgerechnet die Grünen erteilten RWE für diesen klimapolitischen Wahnsinn
den politischen Segen. Zusammen mit der schwarz-grünen Landesregierung
handelte Wirschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Oktober [3][einen Deal
mit RWE aus], der den Kohleausstieg auf 2030 vorverlegt, und dafür dem
Energiekonzern die Ausbeutung der Kohlevorräte unter Lützerath zusichert.
Dem Klima ist mit diesem Deal wenig geholfen, da unterm Strich dieselbe
Menge Kohle verfeuert wird.
Um Lützerath zu retten, besetzten Klimaaktivist:innen die
leerstehenden Häuser, errichteten Baumhäuser und hauchten dem verlassenen
Ort wieder Leben ein. Doch nun will RWE das Dorf mit einem
Polizei-Großaufgebot räumen lassen. Bereits jetzt versucht die Polizei die
Räumung vorzubereiten, indem sie die Zufahrt zu dem Dorf abgesperrt und
versucht, einen Zaun um Lützerath zu ziehen. Aktivist:innen tun ihr
bestes, um die Arbeit der Polizei zu erschweren. Die eigentliche Räumung
soll ab dem 10. Januar stattfinden. Eine erfolgreiche Verhinderung der
Räumung wäre nicht nur ein dringend benötigter symbolischer Erfolg für die
Klimabewegung, sondern könnte den Beginn eines Politikwechsels markieren:
echter Klimaschutz statt zerstörerischem und kapitalhörigem Weiter-So.
Für alle Klimabewegten heißt es also: Auf nach Lützerath. Wer noch nicht
überzeugt ist, hat die Möglichkeit, sich in mehreren [4][Online-Info-Calls]
zu informieren. Dort werden nicht nur praktische Fragen zum Ablauf der
Räumung beantwortet, sondern auch über mögliche rechtliche Folgen
informiert (Mittwoch, 4. Januar und Freitag, 6. Januar, jeweils 19 Uhr,
[5][online]).
## Bundesweite Vorbereitung
Um möglichst gut auf die [6][bevorstehende Räumung] vorzubereiten, finden
bundesweit Aktionstrainings statt. In Berlin gibt es zwei Termine: Am 3.
Januar von Ende Gelände (18 – 21 Uhr, Ort wird nach Anmeldung unter
[email protected] bekanntgegeben) und im Cafe Zwille. Hier wird es
auch möglich sein, eine Bezugsgruppe zu finden, damit man bei der Räumung
nicht alleine dasteht (7. Januar, 12 bis 16 Uhr, Straße des 17. Juni 136,
TU Berlin).
Noch besser vorbereiten lässt es sich vor Ort: In Lützerath findet vom 2.
bis zum 8. Januar ein [7][Skillshare Camp] statt. Dort kann man lernen wie
man klettert, Tripods- und Barrikaden errichtet und darüber hinaus der
Polizei die Räumung schwer machen kann (Montag, 2. Januar, bis Sonnatg, 8.
Januar, Lützerath, 41812 Erkelenz).
Ab dem 9. Januar startet das [8][Unser Aller Camp] in Keynenberg. Das Camp
ist offiziell angemeldet und einige Kilometer von Lützerrath entfernt, und
bildet somit eine sichere Basis für Unterstützer:innen.
Am 14. Januar findet dann eine [9][Großdemo zum Erhalt des Dorfes] statt.
Schon 2018, als 50.000 Menschen für die Rettung des Hambacher Forst
demonstrierten, erwies sich die Mischung aus bürgerlichem Protest,
ungehorsamen Aktionen und rechtlichen Klagen als sehr erfolgreich – die
Rodung des Hambacher Walds wurde gestoppt (Samstag, 14. Januar, 12 Uhr,
Lützerath oder Keyenberg).
Da akute Räumungsgefahr erst ab dem 10. Januar besteht, bleibt vorher noch
Zeit für einen kurzen Abstecher nach Dessau. Dort findet wie jedes Jahr die
[10][Oury-Jalloh-Demo] statt. Fast 18 Jahre ist es nun her, dass der Sierra
Leoner in einer Polizeizelle verbrannt wurde. Alle Indizien deuten
daraufhin, dass Polizisten Jalloh ermordet haben. [11][Doch bis heute
wurden die Täter nicht zur Rechenschaft gezogen]. Das der Fall trotz aller
Bemühungen der Polizei und des Landes Sachsen-Anhalts nicht unter den
Teppich gekehrt werden konnte, ist dem ausdauernden Engagement der
[12][Initiative Oury-Jalloh] zu verdanken (Gemeinsame Anreise vom
Hauptbahnhof: Samstag, 7. Januar, 11 Uhr, Gleis 14).
3 Jan 2023
## LINKS
[1] /Kampf-um-Kohledorf/!5903043
[2] /Faktencheck-Luetzerath/!5884175
[3] /Bundeskabinett-zum-Kohleausstieg/!5888960
[4] https://movement-hub.org/events/
[5] https://movement-hub.org/events/
[6] /Braunkohle-Dorf-Luetzerath/!5898731
[7] https://programm.luetzerathlebt.info/
[8] https://luetzerathlebt.info/mitmachen-unterstuetzen/ausweichcamp/
[9] https://luetzerathlebt.info/demo
[10] https://initiativeouryjalloh.wordpress.com/2022/11/10/aufruf-zur-gedenkdem…
[11] /Polizeigewalt-in-Deutschland/!5871525
[12] https://www.initiativeouryjalloh.wordpress.com/
## AUTOREN
Jonas Wahmkow
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