# taz.de -- Raubkunst aus der Akropolis: Gestohlene Götter | |
> Der Parthenon thront über Athen. Doch seit über 200 Jahren fehlt ein | |
> Fries: Ein Brite ließ ihn mitgehen. Eine Rückgabe zieht sich. Jetzt tut | |
> sich was. | |
Bild: Dionysos lebt jetzt in London | |
Der Blick aus dem obersten Stock des Athener [1][Akropolis-Museums] ist | |
spektakulär, nicht nur für Altertumsforscher. Vor der bodentiefen | |
Fensterfront erhebt sich aus nächster Nähe die Akropolis von Athen. Man | |
erkennt die Propyläen, den Eingangsbereich zum heiligen Bezirk der Stadt | |
auf dem 60 Meter hohen Burgberg, und den oberen Bereich, der mit mehreren | |
Tempeln bebaut ist. | |
Aus allem heraus erhebt sich der [2][Parthenon], der enorme Tempel, der der | |
Stadtgöttin Athene geweiht war. Dieser Tempel, der im Anschluss an den Sieg | |
über die Perser ab 447 v. u. Zeit durch die Bürger von Athen erbaut wurde, | |
ist bis heute das Wahrzeichen der Stadt. | |
Um den Tempel aber zog sich im oberen Drittel ein insgesamt 160 Meter | |
langer Fries von Reliefplatten aus Marmor, der die Prozession der | |
AthenerInnen zu den alle vier Jahre stattfindenden Panathenäen, dem großen | |
Fest für die Stadtgöttin Athene, zeigt. Dargestellt sind stolze Bürger, | |
viele von ihnen zu Pferd, die vom griechischen Götterpantheon empfangen | |
werden. | |
Dieser Fries gehört zu den wichtigsten Kunstwerken der griechischen Antike. | |
Im dritten Obergeschoss des Museums ist er zu Teilen im Original zu sehen, | |
auf einem Band, das der Größe des Parthenon entspricht. Doch an vielen | |
Stellen besteht dieses Band nicht aus den originalen Marmorreliefs, sondern | |
aus billigen Gipsabdrücken, die gar nicht verbergen wollen, dass es sich um | |
Kopien handelt. | |
## Gips in Athen, das Original in London | |
Die fehlenden Originale, darauf werden die BesucherInnen ausdrücklich | |
hingewiesen, befinden sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts im | |
[3][Britischen Museum] in London. Nur 40 Originalreliefs des Frieses sind | |
in Athen ausgestellt, 56 dagegen in der britischen Hauptstadt. Seit | |
Jahrzehnten, ja eigentlich schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts, als die | |
Griechen wieder einen eigenständigen Staat etablieren konnten, wollen sie | |
diese wichtigsten Kunstwerke ihrer Geschichte aus London zurückerhalten. | |
Genauso lange schon weigern sich britische Regierungen, diese Kleinode | |
zurückzugeben. | |
Erst jetzt, mehr als 200 Jahre nachdem der damalige britische Botschafter | |
in Konstantinopel, [4][Lord Thomas Bruce], 7. Earl of Elgin, einen großen | |
Teil des Frieses und weitere 17 Skulpturen vom Parthenon 1801 nach London | |
entführt hat, ist das Britische Museum bereit, ernsthaft mit Athen über | |
diese Kunstschätze zu reden. Vor wenigen Tagen bestätigte das Museum, das | |
es mit Athen Verhandlungen über eine „neue Partnerschaft“ hinsichtlich der | |
Parthenon-Marmore gebe. Britische Medien berichten, es werde über einen | |
kulturellen Austausch in Form einer Dauerleihgabe geredet, für die | |
Griechenland dann entsprechend andere Kunstwerke an das Britische Museum | |
ausleihen würde. | |
Das sei das Ergebnis von Gesprächen, die seit einem Jahr auf höchster Ebene | |
geführt würden. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis habe | |
sich deshalb mehrfach mit dem Chef des Britischen Museums, George Osborn, | |
dem früheren Finanzminister unter David Cameron, getroffen. | |
Die 56 Friesplatten und weiteren 17 Marmorskulpturen, darunter die | |
berühmten Pferdeköpfe vom Wagen der Göttin Selene, die demnächst nach Athen | |
zurückgehen könnten, sollen aber nicht restituiert, sondern nur ausgeliehen | |
werden. Seinen Eigentumsanspruch will das Britische Museum nicht aufgeben, | |
wohl auch aus Furcht, dies könnte weitreichende Folgen für andere unter | |
zweifelhaften Umständen ins Britische Museum gelangte Artefakte haben. Das | |
aber, berichten wiederum griechische Zeitungen, könne von Athen nicht | |
akzeptiert werden. London muss den Raub anerkennen, ist die Parole der | |
griechischen Regierung. | |
Denn der vom Museum behauptete Besitzanspruch für die sogenannten „Elgin | |
Marbles“ ist äußerst umstritten und wird nicht nur von Athen, sondern auch | |
von vielen Fachleuten abgelehnt. Schaut man sich die Umstände dieses | |
„Erwerbs“ durch Lord Elgin genauer an, muss man feststellen: Der Raub der | |
Friesplatten vom Parthenon auf der Athener Akropolis ist sozusagen die | |
Mutter aller Kunstraube, die die europäischen Großmächte im 19. Jahrhundert | |
im Orient begangen haben. | |
Der Raub von Lord Elgin im Jahr 1801 war nicht nur zeitlich der erste, er | |
enthielt auch bereits alle Zutaten, durch die die Ausplünderung antiker | |
Stätten im heutigen Griechenland, der Türkei, im Irak und Ägypten, um nur | |
die wichtigsten zu nennen, im 19. Jahrhundert ermöglicht wurde. Als | |
damaliger britischer Botschafter in Konstantinopel repräsentierte Lord | |
Elgin das Land, mit dem das Osmanische Reich in Ägypten gemeinsam gegen | |
Napoleon kämpfte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren sowohl Ägypten als | |
auch Griechenland noch Teil des Osmanischen Reiches. Die Waffenbrüderschaft | |
in Ägypten war die politische Basis, die es dem britischen Lord | |
ermöglichte, sich selbst zum Raub der wichtigsten Kunstschätze vom damals | |
bereits schwer beschädigten Parthenon zu ermächtigen. | |
Dabei ist die Behauptung, die in London bis heute angeführt wird, Lord | |
Elgin hätte für sein Vorgehen eine schriftliche Erlaubnis des damaligen | |
[5][Sultans Selim III.] gehabt, nachweisbar falsch. Dieser sogenannte | |
Ferman existiert nicht, er konnte deshalb auch nie vorgezeigt werden. | |
Zuletzt hat der türkische Historiker Orhan Sakin, ein Experte für das | |
Osmanische Archiv in Istanbul, die gesamten dafür in Frage kommenden | |
Bestände noch einmal durchsucht. Das einzige Dokument zu dem Vorgang ist | |
nach seinen Angaben die Kopie einer italienischen Übersetzung eines | |
Briefes, den der damalige Kaymakam von Athen, also der oberste osmanische | |
Beamte der Stadt, an Lord Elgin geschrieben hat. In dem Schreiben geht es | |
darum, dass Lord Elgin die Erlaubnis besaß, Gipsabgüsse zu erstellen, | |
jedoch keinesfalls die 2.400 Jahre alten Kunstwerke vom Parthenon | |
abzuschlagen und nach London zu verschiffen. | |
Vom Brief des Kaymakam existiert kein Original mehr und von dieser | |
untersten bürokratischen Ebene aufwärts gibt es erst recht kein Dokument. | |
Ein Ferman des Sultans wäre aber unbedingt dem Archiv einverleibt worden, | |
weil diese hohen Erlasse alle sorgfältig dokumentiert wurden. | |
## Raub als Rettung deklariert | |
Als Rechtfertigung für seinen Kunstraub führte Lord Elgin später ein | |
weiteres Argument an, das europäische Archäologen im 19. Jahrhundert immer | |
wieder bemühten. Er habe die Kunstschätze „retten“ wollen, sie wären in … | |
instabilen Situation des Osmanischen Reiches gefährdet gewesen. Nicht | |
zuletzt verweigert das Britische Museum eine Restitution der Kunstwerke mit | |
dem Argument, das Museum hätte die Exponate 1816 rechtmäßig von Lord Elgin | |
erworben. | |
Bis das neue Akropolis-Museum in Athen 2009 eröffnet worden war, wurde, wie | |
in vielen anderen Fällen auch, immer wieder angeführt, Athen habe doch gar | |
keine Möglichkeit, die Exponate sachgerecht und für das Publikum zugänglich | |
auszustellen. Die „Elgin Marbles“ sind damit in jeder Beziehung | |
beispielhaft für den Kunstraub europäischer Großmächte im 19. Jahrhundert | |
und den Kampf um die Rückgabe solcher unschätzbar wertvollen antiken | |
Artefakte. | |
Erste Forderungen, auch von britischen Intellektuellen noch im 19. | |
Jahrhundert, nachdem Griechenland sich nicht zuletzt mit Unterstützung der | |
britischen Marine seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erkämpft | |
hatte, die Kunstwerke nun zurückzugeben, verhallten weitgehend ungehört. | |
Das blutige 20. Jahrhundert mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bot | |
zunächst auch wenig Raum und Gelegenheit, sich um antike Kunstwerke viele | |
Gedanken zu machen, auch wenn griechische Regierungen in London immer | |
wieder die Rückgabe der „Elgin Marbles“ anmahnten. | |
Richtig Fahrt nimmt die Debatte um die Rückgabe erst auf, als die | |
Schauspielerin [6][Melina Mercouri] im Jahr 1980 Kulturministerin in | |
Griechenland wird und vehement auf eine Restitution drängt. Nicht nur in | |
Athen, auch in London und anderen europäischen Städten werden | |
Rückgabekomitees gegründet. | |
## Perikles in der britischen Hauptstadt? | |
Kaum eine andere Rückgabeforderung ist ideengeschichtlich so gut begründet | |
wie die Rückgabe des Frieses, der zur Frühgeschichte der Athener Demokratie | |
gehört. Niemand anderes als Perikles, der große Führer der Demokraten in | |
Athen, hat den Bau des Parthenon initiiert, zur Erinnerung an den Sieg der | |
Athener Bürger über Persien. Der künstlerische Leiter des Projekts, der | |
Bildhauer Phidias, war von den Athener Bürgern berufen worden. | |
Der Fries selbst ist Ausdruck des neu gewonnenen Selbstbewusstseins der | |
Athener Bürger. Es ist selbstverständlich, dass diese Kunstwerke an den Ort | |
ihrer Entstehung und jahrhundertelangen Wirkung gehören und nicht in die | |
Säle eines weit entfernten Museums in einem anderen Land. Gerade für ein | |
demokratisches Land wie Großbritannien sollte das selbstverständlich sein. | |
Doch die „Elgin Marbles“ gehören gerade wegen ihrer historischen Relevanz | |
und ihrer Schönheit zu den wertvollsten Exponaten, die das Britische Museum | |
in seinen Ausstellungsräumen hat. In den 1930er Jahren wurde ein neuer Saal | |
erbaut, in dem die Friesplatten gezeigt werden. Die Rückgabe wäre deshalb | |
ein herber Verlust, auch wenn man dafür leihweise andere Objekte aus Athen | |
bekäme. | |
Die großen europäischen Museen wie das Britische Museum, der Louvre in | |
Paris, das Kunsthistorische Museum in Wien und das Pergamonmuseum in Berlin | |
sind Schatzkammern, deren Besitz nach wie vor für das Prestige der Länder | |
wichtig ist und außerdem hohe Besucherzahlen garantiert und damit zum | |
touristischen Konzept der Städte zählt. Doch die sture Zurückweisung einer | |
Rückerstattung von unter zweifelhaften Umständen erworbenen oder sogar | |
gestohlenen Antiken wird zunehmend zu einem Imageproblem. | |
## Der schwankende Boris Johnson | |
Deshalb haben auch britische Politiker in den letzten Jahren immer wieder | |
geschwankt, wie sie es mit der Frage der Rückgabe der „Elgin Marbles“ | |
halten sollen. Ein gutes Beispiel dafür ist Boris Johnson. Als er noch | |
Journalist war, engagierte er sich mit der für ihn typischen Leidenschaft | |
für eine Rückgabe. Kaum zum Bürgermeister von London gewählt, wollte er | |
davon nichts mehr wissen. Als George Clooney 2014 seinen Film | |
„[7][Monuments Men] – Ungewöhnliche Helden“ über die Rettung von | |
Kulturgütern durch eine US-Spezialeinheit im Zweiten Weltkrieg in London | |
vorstellte und dabei für eine Rückgabe der „Elgin Marbles“ an Athen warb, | |
ging Johnson den Schauspieler massiv an. Clooney verfolge wohl eine „Agenda | |
der Beutekunst wie einst Hitler“, warf er demjenigen vor, dessen Frau Amal | |
Clooney sich in einem internationalen Juristenteam mit den Chancen einer | |
juristischen Rückgabeforderung beschäftigte. | |
Als Boris Johnson dann Premier geworden war und sein in Griechenland | |
regierender konservativer Kollege Kyriakis Mitsotakis wegen der Rückgabe | |
des Frieses vorstellig wurde, tat der britische Regierungschef so, als habe | |
er damit überhaupt nichts zu tun. Da müsse sich der geschätzte Kollege doch | |
bitte an das Museum wenden, ließ er ausrichten. | |
Doch so langsam dreht sich der Wind. Spätestens seit der französische | |
Präsident Emmanuel Macron sich im November 2017 in Ouagadougou, der | |
Hauptstadt von Burkina Faso, für die Verbrechen des Kolonialismus | |
entschuldigt und eine Rückgabe der geraubten afrikanischen Kunst | |
angekündigt hat, ist die Debatte um die Restitution fragwürdiger Exponate | |
in europäischen Museen nicht mehr zu stoppen. Noch geht es überwiegend um | |
Kunstraub im kolonialen Zusammenhang, wie die [8][Benin-Bronzen], von denen | |
Deutschland jüngst einen Teil an Nigeria zurückgegeben hat. Doch auch | |
andere antike Kunstwerke, wie eben die „Elgin Marbles“ in London oder der | |
Pergamonaltar in Berlin, geraten zunehmend in den Fokus. | |
Im letzten Jahr haben die Vatikanischen Museen und das Archäologische | |
Museum von Palermo kleine Stücke vom Parthenon, die in ihrem Besitz waren, | |
an Athen zurückgegeben. Damit erhöht sich der Druck auf London, selbst | |
aktiv zu werden. Wie die Zusammenarbeit mit Athen am Ende aussehen wird, | |
ist noch nicht bekannt, aber alle Meldungen deuten darauf hin, dass eine | |
Einigung unmittelbar bevorsteht. | |
## Was wird aus anderen antiken Fundstücken? | |
Eine solche Einigung wird großen Einfluss auf die Debatte um die | |
Restitution antiker Artefakte auch in anderen Museen in Europa haben. Bei | |
den Benin-Bronzen hat Deutschland anerkannt, dass sie rechtmäßiger Besitz | |
des heutigen Staates Nigeria sind. Im Gegenzug hat Nigeria zugestimmt, dass | |
ein Teil der Bronzen als Dauerleihgabe in Deutschland verbleiben kann, | |
insbesondere im neuen Haus der Kulturen in Berlin. Ähnlich könnte es mit | |
dem Londoner Anteil am Parthenonfries laufen. | |
In der Debatte wird auch immer wieder über wechselnde Ausstellungen an den | |
jeweils beteiligten Orten gesprochen. So hat beispielsweise die Türkei am | |
Rande der Grabungsstätte von Troja ähnlich wie Griechenland in Athen ein | |
hochmodernes Museum erbaut – in Sichtweite des Tatorts Troja. Der vormalige | |
deutsche Ausgräber in Troja, der 2005 verstorbene [9][Manfred Korfmann], | |
der als letzter Deutscher an [10][Heinrich Schliemann]s Entdeckungen im 19. | |
Jahrhundert anknüpfte, hat nach eigenen Aussagen immer davon geträumt, dass | |
alle Exponate, die dort seit Schliemann ausgegraben wurden, wenigstens | |
zeitweise einmal vor Ort gezeigt werden können. In dem neuen Museum wäre | |
genau das nun möglich. | |
Doch in Deutschland haben die Verantwortlichen bislang wenig Bereitschaft | |
zu Leihgaben gezeigt. Aus Moskau, wohin der berühmte Goldschatz des Priamos | |
am Ende des Zweiten Weltkriegs gelangte und heute ausgestellt wird, kam | |
erst recht nichts. | |
Eine wie auch immer geartete Rückgabe der „Elgin Marbles“ wird wohl auch | |
die Debatte um die „schönste Berlinerin“, die ägyptische Königin Nofrete… | |
wieder beflügeln. Auch hier hat Kairo mit dem Bau eines neuen, hochmodernen | |
Museums direkt an den Pyramiden von Gizeh vorgelegt. Ägypten will die Büste | |
der Nofretete schon lange zurückerhalten. Berlin wird sich genauso wenig | |
wie London auf Dauer einfach stur stellen können. | |
Während ein regelmäßiger Wechsel des Ausstellungsortes bei einer Büste wie | |
der von Nofretete oder den eher kleinteiligen Exponaten aus Troja leicht | |
realisierbar wäre, ist die Frage, wo denn der [11][Pergamonaltar] stehen | |
soll, nicht so leicht zu lösen. Das monumentale Architekturstück Zeus-Altar | |
ist schwer zu bewegen. Er steht entweder im Berliner [12][Pergamonmuseum], | |
das ja gerade erst für viel Geld aufwendig restauriert und für das 21. | |
Jahrhundert fit gemacht wird, oder auf dem Burgberg in Pergamon. | |
In der türkischen Öffentlichkeit hat der Zeus-Altar mittlerweile denselben | |
Stellenwert als Paradebeispiel geraubter antiker Kunst wie die „Elgin | |
Marbels“ in Griechenland. Politiker aus der Region, so auch der | |
Oberbürgermeister der Metropole Izmir, Tunç Soyer, haben sich der | |
zivilgesellschaftlichen Kampagne für eine Rückgabe angeschlossen. Sollten | |
die Griechen ihre wichtigsten antiken Artefakte demnächst zurückerhalten, | |
wird das die Debatte in der Türkei noch einmal neu anfachen. | |
Die Verantwortlichen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sollten sich | |
darauf einstellen, dass der lapidare Hinweis, beim Erwerb des Zeus-Altars | |
im Jahre 1878 sei alles einwandfrei gelaufen, bald nicht mehr ausreichen | |
könnte. Ganz abgesehen davon, dass eben nicht alles „einwandfrei gelaufen | |
ist“ und die deutsche Seite damals mit Bestechung und massivem politischen | |
Druck nachgeholfen hat, dürfte es einer grünen Kulturstaatsministerin wie | |
Claudia Roth auf Dauer schwerfallen, einfach auf der Politik des 19. | |
Jahrhunderts zu beharren. | |
Auch deutsche Ausgräber haben mehrfach erklärt, dass der Altar an seinem | |
ursprünglichen Platz unter der Sonne der Ägäis eine ganz andere Wirkung | |
entfalten würde als in einem dunklen Berliner Museum. Da man die Originale | |
heute aber nicht mehr einfach im Freien aufstellen würde, könnten die | |
Berliner Museen zumindest eine gute Kopie in Originalgröße auf dem Burgberg | |
in Pergamon aufbauen – als eine Geste des guten Willens. | |
Jürgen Gottschlich, Dilek Zaptçıoğlu: „Die Schatzjäger des Kaisers. | |
Deutsche Archäologen auf Beutezug im Orient“. Ch. Links Verlag, Berlin 2021 | |
12 Jan 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.theacropolismuseum.gr/en | |
[2] https://www.acropolis-tickets.com/de/acropolis-parthenon-greece/ | |
[3] https://www.britishmuseum.org/ | |
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Bruce,_7._Earl_of_Elgin | |
[5] http://www.eslam.de/begriffe/s/selim_3.htm | |
[6] /Impulsiv-und-unbeugsam/!1573265/ | |
[7] /Doku-ueber-geraubte-Kunstschaetze/!5047699 | |
[8] /Rueckgabe-der-Benin-Bronzen/!5900716 | |
[9] https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/troja-forscher-manfred-korfmann-… | |
[10] /200-Geburtstag-von-Heinrich-Schliemann/!5823591 | |
[11] /Antikes-Erbe-aus-dem-Mittelmeerraum/!5799636 | |
[12] https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/pergamonmuseum/home/ | |
## AUTOREN | |
Jürgen Gottschlich | |
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