# taz.de -- Forschung über Erderhitzung: Was uns Mammut-DNA erzählt | |
> In Grönland haben Forscher:innen über zwei Millionen Jahre alte DNA | |
> gefunden. Der Rekordfund liefert Einblicke in ein einzigartiges | |
> Ökosystem. | |
Bild: Mammuts, Hasen, Vögel: eine künstlerische Rekonstruktion von Kap Kopenh… | |
Pearyland, im Norden [1][Grönlands], ist ein sehr kalter Ort, eine | |
sogenannte Polarwüste, in der nur hochspezialisierte Arten überleben | |
können. Vor 2,4 Millionen Jahren sah das anders aus: Pearyland war im | |
frühen Pleistozän, dem Erdzeitalter vor dem jetzigen Holozän, | |
wahrscheinlich etwa 10 Grad wärmer als heute. Was bedeutete das für die | |
dort lebenden Tiere und Pflanzen? Bisher war das schwer zu beurteilen, da | |
fast nur Baum- und Insektenfossilien gefunden wurden. Spuren von Gräsern, | |
Blumen oder Wirbeltieren fehlten. | |
## Die Studie | |
Das hat sich jetzt geändert. Am Kap Kopenhagen in Pearyland hat ein Team | |
internationaler Wissenschaftler*innen in verschiedenen Sedimenten DNA | |
gefunden, die ungefähr 2,4 Millionen Jahre alt ist – ein neuer Rekord. Die | |
älteste bislang bekannte Probe ist 1,7 Millionen Jahre alt. DNA zerfällt | |
zwar mit der Zeit, aber in bestimmten Mineralien wie Quarz kann sich DNA | |
ablagern. Die Ergebnisse der DNA-Analyse wurden [2][in der Fachzeitschrift | |
Nature veröffentlicht]. | |
Die am Kap Kopenhagen gefundene DNA ist wahrscheinlich aus verschiedenen | |
Regionen Pearylands dorthin getragen worden. Die Proben stammen mit hoher | |
Sicherheit aus dem frühen Pleistozän und entstanden innerhalb einer Spanne | |
von 20.000 Jahren. Aus ihnen lässt sich schließen, wie das Pearylander | |
Ökosystem vor 2,4 Millionen Jahren ausgesehen hat. | |
Einige DNA-Proben konnten die Wissenschaftler*innen Wassertieren und | |
-pflanzen zuordnen. Die Nachfahren dieser Arten kommen heute in weit | |
wärmeren Gewässern vor. Die Wassertemperatur in Pearlyland muss daher | |
mindestens 8 Grad höher gewesen sein als heute. Die Forscher*innen | |
fanden außerdem grüne Mikroalgen, die sich aktuell wieder weiter nach | |
Norden ausdehnen. Die meisten der an Land gefundenen Pflanzen kommen heute | |
nicht mehr am Kap vor, sondern im südlichen Grönland oder nördlichen | |
Nordamerika. | |
Der überraschendste Fund ist aber, dass in Pearyland Mammuts gelebt haben. | |
Daher muss die Region grüner und vielfältiger gewesen sein als bisher | |
angenommen. Denn Mammuts und die ebenfalls gefundenen Rentiere und Hasen | |
fressen viele Pflanzen. Deshalb vermuten die Forscher*innen, dass die | |
Temperaturen damals noch höher waren. | |
Anhand so alter DNA herauszufinden, wie Ökosysteme vor Millionen Jahren | |
aussahen, ist für die Forschung ein großer Erfolg. Außerdem lässt sich aus | |
den Ergebnissen ableiten, wie die Erderhitzung die nördlichen Regionen der | |
Erde verändern wird. Im frühen Pleistozän hatten die Tiere und Pflanzen | |
allerdings Millionen Jahre Zeit, um sich an die Klimaveränderung anzupassen | |
oder nach Süden zu wandern. Diese Zeit haben die heute in Pearyland | |
lebenden Arten nicht: [3][Die Arktis] ist einer der sich am schnellsten | |
erhitzenden Orte der Erde. | |
20 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Eis-in-Groenland-schmilzt/!5891319 | |
[2] https://www.nature.com/articles/s41586-022-05453-y | |
[3] /Groenlands-Eisschild-schmilzt/!5877555 | |
## AUTOREN | |
Jonas Waack | |
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