# taz.de -- Forschungserfolg gegen Darmkrebs: Krebszellen am Wandern hindern | |
> Spanische Forscher:innen haben herausgefunden, wie genau sich | |
> Darmkrebs im Körper verbreitet. Das soll neue Therapieansätze | |
> ermöglichen. | |
Bild: Mikroskopischer Schnitt durch Gewebe eines Rektumadenokarzinoms | |
MADRID taz | Darmkrebs gehört zu den häufigsten und auch zu den tödlichsten | |
Krebsarten weltweit. Jährlich sterben rund eine Million Menschen auf der | |
Welt an den Folgen dieser Erkrankung. Dabei ist meist nicht der eigentliche | |
Tumor das Gefährlichste. Er lässt sich oft gut operativ entfernen. Riskant | |
wird es, wenn der Krebs lange unentdeckt blieb und schon Metastasen in | |
Lunge und Leber gebildet hat. Das ist bei etwa einem Drittel aller | |
Patient*innen der Fall, und für 85 Prozent dieser Gruppe endet es | |
tödlich. | |
Nur wie genau kommt der Krebs vom Darm in die anderen Organe? [1][Forscher | |
des Instituts für Biomedizin in Barcelona (IRB)] haben nun Zellen | |
identifiziert, die für die Bildung von Tochtergeschwulsten in Lunge und | |
Leber bei Darmkrebs verantwortlich sind. Es sind wenige, aber sie sind | |
besonders aggressiv. Ziel des Teams um Eduard Batlle: die Entstehung von | |
Metastasen zu verstehen, um dann Behandlungsformen zu finden, die das | |
Fortschreiten der Krankheit aufhalten können. | |
## Die Studie | |
Das Forscherteam aus Barcelona konnte im Versuch an Mäusen die | |
Übeltäterzellen identifizieren. Sie wurden „High Relapse Cells (HRCs)“ | |
getauft, „Zellen mit hoher Rückfallwahrscheinlichkeit“. Es handelt sich um | |
Zellen, die sich vom Haupttumor lösen und dann bei etwa jedem dritten | |
Betroffenen das Wachstum von Metastasen in anderen Organen auslösen. Bis | |
dato völlig unbekannt: Diese Zellen machen sich nicht einzeln, sondern als | |
kleine Gruppen auf den Weg. | |
[2][Die entsprechende Studie] hat die Forschungsgruppe Anfang November im | |
Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht. Eduard Batlle und Team nahmen | |
eine Genomanalyse dieser Zellen vor und konnten 99 Gene ausmachen, die | |
überdurchschnittlich aktiv sind – ein signifikanter Unterschied zu anderen | |
Tumorzellen. „Einige dieser 99 Gene produzieren Proteine, die mit | |
Medikamenten angegriffen werden können“, sagt Batlle. Ein Ansatzpunkt für | |
die Behandlung. | |
## Was bringt’s? | |
Bereits heute existieren Immuntherapien, die in der Lage sind, solche High | |
Relapse Cells zu zerstören – vorausgesetzt, dass sie noch nicht in Leber | |
und Lunge angekommen sind. Entscheidend ist der Zeitpunkt der Therapie. Im | |
Versuch an Mäusen hat sich gezeigt, dass diese Therapien am erfolgreichsten | |
sind, wenn sie eingesetzt werden, noch bevor der Primärtumor operativ | |
entfernt wird. | |
Denn haben sich die Zellen einmal in den Organen eingenistet, schaffen sie | |
sich ihr eigenes Tumorumfeld, dem kaum noch beizukommen ist. Es gilt also, | |
so der Nature-Artikel, das Zeitfenster zu nutzen, innerhalb dessen die | |
Immuntherapie einen späteren Rückfall verhindern kann. Eine entsprechende | |
Behandlung, so hofft Batlle, könnte pro Jahr rund einer halben Million | |
Menschen weltweit das Leben retten. | |
26 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.irbbarcelona.org/en/research/colorectal-cancer-laboratory | |
[2] https://www.nature.com/articles/s41586-022-05402-9 | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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