# taz.de -- Frauenrechte in Deutschland: Paragraf 218-Kommission verzögert | |
> Eigentlich sollte im Bundestag längst eine Kommission darüber | |
> diskutieren, ob der Paragraf 218 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen | |
> werden kann. | |
Bild: Demos gegen Paragraf 218 gibt es schon lange: Hier im Jahr 2015 in Berlin | |
Berlin taz | Die geplante [1][Kommission zum Paragraf 218] im | |
Strafgesetzbuch (StGB) verzögert sich. Im derzeitigen Koalitionsvertrag ist | |
festgelegt, dass „Regulierungen für den Schwangerschaftsabbruch außerhalb | |
des Strafgesetzbuches“ in einer solchen Kommission geprüft werden soll. | |
Der taz liegt eine schriftliche Anfrage von [2][Linken-Abgeordneten Heidi | |
Reichinnek] vor, wonach laut Sabine Dittmar (SPD), Staatssekretärin im | |
Bundesgesundheitsministerium, „ein konkreter Zeitpunkt für die Errichtung | |
der Kommission noch nicht feststeht“. | |
Begründet wird dies damit, dass „der Austausch innerhalb der | |
Bundesregierung über die Kommission zur reproduktiven Selbstbestimmung und | |
Fortpflanzungsmedizin noch nicht abgeschlossen ist“. | |
Möglichkeiten zur [3][Legalisierung der Eizellspende] und der | |
„altruistischen Leihmutterschaft“ sollen in derselben Kommission überprüft | |
werden. | |
## Hinhaltetaktik der Regierung? | |
„Die Regierung verstrickt sich mal wieder im Kompetenzgerangel und am Ende | |
passiert: nichts“, kritisiert Reichinnek, frauenpolitische Sprecherin der | |
Linken. „Es wirkt wie eine Hinhaltetaktik. Es ist Anfang Dezember und die | |
Regierung kann immer noch nicht den Zeitpunkt nennen, wann die Kommission | |
ihre Arbeit aufnehmen soll“, so Reichinnek. Im August hatte | |
Familienministerin Lisa Paus (Grüne) noch darauf hingewiesen, dass die | |
Kommission nach der Sommerpause „zügig eingesetzt“ werde. | |
Anfang November lagen der taz Informationen vor, nach denen sich die | |
Kommission im selben Monat zusammenfinden werde. Auch das ist nicht | |
geschehen. „Die Ampel-Koalition wurde besonders von Frauen und | |
Feminist*innen als lange erhoffte Chance wahrgenommen. Die Kommission | |
muss endlich ihre Arbeit aufnehmen, damit Paragraf 218 aus dem | |
Strafgesetzbuch gestrichen werden kann“, fordert Reichinnek die Koalition | |
auf und weist daraufhin, dass auch noch nicht feststehe, wer an der | |
Kommission teilnehmen wird. | |
Auch der Deutsche Juristinnenbund (djb), der am Donnerstag ein Papier mit | |
Vorschlägen zur Neuregelung des Schwangerschaftsabbruchs außerhalb des | |
StGBs vorstellen wird, spricht sich für ein baldiges Einsetzen der | |
Kommission aus: „Die Kommission der Bundesregierung ist ein enorm wichtiges | |
Vorhaben mit einem absehbar dichten Arbeitsprogramm. Ich hoffe sehr, dass | |
sie zeitnah eingesetzt wird“, so Maria Wersig, Präsidentin des djb. | |
Durch den Paragraf 218 im StGB sind Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland | |
verboten, lediglich in den ersten zwölf Wochen der Schwangerschaft und nach | |
vorheriger Beratung bleibt der Abbruch straffrei. Feminist:innen setzen | |
sich seit Jahrzehnten für die Abschaffung des Paragrafen 218 ein, [4][der | |
Ärzt:innen] und Schwangere bei einem Abbruch unter Strafe stellt. Die | |
Urfassung entstand im Jahr 1871. Ob der Paragraf tatsächlich aus dem StGB | |
gestrichen wird, ist unklar: Die Grüne Familienministerin Lisa Paus spricht | |
sich dafür aus, Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) will an dem | |
Paragrafen festhalten. | |
Korrektur: In einer vorherigen Fassung war davon die Rede, dass | |
Familienministerin Lisa Paus (Grüne) sich für eine Streichung des | |
Paragrafen aus dem Strafgesetzbuch einsetzt. Das ist nicht der Fall. | |
4 Dec 2022 | |
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[1] /Selbstbestimmt-leben/!5859268 | |
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## AUTOREN | |
Nicole Opitz | |
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