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# taz.de -- Terrorrazzia gegen Reichsbürger: Beruhigt euch nicht!
> Unsere Gesellschaft hat bisher keine Antwort auf die
> Radikalisierungstendenzen gefunden. Die Gefahr ist deshalb mit der Razzia
> keineswegs gebannt.
Bild: War als „zukünftiges Staatsoberhaupt“ vorgesehen, Heinrich Prinz Reu…
Die Pandemie ist endlich auf dem Rückzug, aber das Virus des
Umstürzlerischen, Reaktionären und ja, Verstrahlten, das unter manchen
[1][Coronaleugner:innen] grassiert, hat eine schockierende
Sichtbarkeit erfahren. Der Generalbundesanwalt hat ein rechtsextremes
[2][Verschwörer:innennetzwerk] im bürgerlichen Lager aufgerollt, das
nur mäßig kaschiert vor aller Augen gewachsen ist. Es reicht von der
Bundeswehr über AfD-Splitter bis zum Adel. 50 Leute und mehr glauben an die
wahnsinnigsten Fantasien von [3][einem Staatsstreich in Deutschland]. Dazu
bedarf es schon einer affirmativen Alltagserfahrung.
Man kennt die Bilder der fröhlichen, von Corona getriggerten
Zusammenrottung von Neonazis, AfD-Figuren und besorgten Müttern und Vätern
im Sommer 2020 und zuweilen bis heute. Ebenso energisch, wie sie die
Parolen skandierten, haben diese Menschen der Instrumentalisierung durch
Rechtsextreme und der Vereinnahmung in die Reichsbürgerbewegung zugestimmt.
Eine Sneakpreview auf das, was jetzt sichtbar geworden ist, wurde mit der
versuchten Reichstagsstürmung während der Demonstration im Sommer 2020
aufgeführt. Spätestens da konnte man sehen, [4][was sich findet, welche
Stimmung wächst].
Reichsbürger:innen sind Spinner:innen, in diesem Fall sehr gefährliche.
Nicht immer bewahrheitet sich zwar alles, was die Bundesanwaltschaft
rechten oder gerne auch linken Gruppen zur Last legt. Aber wenn Karlsruhe
3.000 Polizist:innen schickt und die GSG9 ein KSK-Gelände stürmt, ist
die Sache tendenziell sehr ernst zunehmen. Selbst wenn es noch keine
ausgereiften Pläne für einen fantasierten Staatsstreich gegeben haben
sollte, geht von dem Netzwerk eine potenziell tödliche Gefahr aus, und sei
es durch Einzeltäter wie beim Tankstellenmörder von Idar Oberstein.
Mit wohligem Schaudern kann man jetzt die Geschichte eines wirren Prinzen
lesen, und alles in die irgendwie doch beruhigende Schublade eines
extremistischen Skurrilitätenkabinetts packen. Es wäre jedoch ein Fehler,
[5][dieses Milieu als Randphänomen zu qualifizieren] und die Antwort den
Sicherheitsbehörden zu überlassen. Wenn sich ein Prinz, eine
Ex-Abgeordnete, ein Sänger, ein Pilot, ein Arzt und ein paar Soldaten und
Polizisten zusammenrotten, um in einer Art Delirium vom Umsturz zu faseln
und ebenjenen zu planen beginnen – dann hat die Gesellschaft ein Problem.
Bislang hat sie keine Antwort auf die Radikalisierung von Teilen des
bürgerlichen Milieus gefunden. Und solange Leute [6][wie Hans-Georg Maaßen]
verharmlost werden und ihrerseits keine klaren Worte der Abgrenzung finden,
wird es nicht lange dauern, bis es Nachahmer gibt.
7 Dec 2022
## LINKS
[1] /Geplante-Lauterbach-Entfuehrung/!5887933
[2] /Umsturz-Verdaechtige-Malsack-Winkemann/!5901879
[3] /Razzia-gegen-Reichsbuerger/!5901832
[4] /Das-Phaenomen-der-Montagsdemos/!5886202
[5] /Von-Notz-Gruene-zu-Reichsbuerger-Razzien/!5901867
[6] /AfD-nominiert-Werteunion-Chef/!5830489
## AUTOREN
Barbara Junge
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