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# taz.de -- Untersuchungsberichte zum Fischsterben: Gift in der Oder
> Polen und Deutschland legen eigene Berichte zum Fischsterben vor – mit
> unterschiedlichen Ergebnissen. Das liegt auch an den Wahlen im
> Nachbarland.
Bild: Wie es zu der plötzlichen Algenblüte kommen konnte, ist weiter strittig
Berlin taz | Jetzt ist es offiziell: Die Goldalge Prymnesium parvum hat das
massenhafte Fischsterben an der Oder im August ausgelöst. Zu diesem
Ergebnis kommt sowohl der Bericht der polnischen als auch der [1][deutschen
Expertenkommission], die jeweils am Donnerstag und am Freitag getrennt
vorgestellt wurden.
Die Blüte der Brackwasseralge erzeugt ein Toxin, das Atmungsorgane von
Kiementieren schädigt. Millionen Fische, Muscheln, Schnecken sind qualvoll
erstickt. Wie es aber zu der plötzlichen Algenblüte kommen konnte, ist
weiter strittig. Die einzellige Mikroalge kommt eigentlich nur im Meer-
oder Brackwasser vor, also dort, wo es einen hohen Salzgehalt gibt – nicht
aber im Süßwasser der Oder.
249 Tonnen Fischkadaver wurden auf der polnischen Seite der Oder
eingesammelt, auf deutscher Seite waren es über 100 Tonnen. „Das kann nur
die Spitze des Eisbergs sein, denn nach dem Platzen der Schwimmblase
trieben die meisten toten Fische unter Wasser Richtung Ostsee“, sagt
Michael Tautenhahn, Vizeleiter des Nationalparks Unteres Odertal.
Fragt sich, wer [2][verantwortlich ist für den Umweltskandal]. Die
polnische Oppositionspartei Bürgerkoalition hatte aufgedeckt, dass es 282
illegale Einleitungen von Abwasser in die Oder gab, darunter auch
salzhaltiges aus dem Bergbau. Viele Bergbauunternehmen sind in
Staatsbesitz, es ist Wahlkampf in Polen und ein Umweltskandal käme der
regierenden Partei PiS ungelegen: Angler sind hier ein großes
Wählerpotenzial.
## Keine Auskunft, woher die hohe Salzfracht kommt
Der polnische Untersuchungsbericht spricht davon, dass die Wasserqualität
der Oder schon in den vergangenen Jahren schlecht war und einen hohen
Salzgehalt aufwies. Zudem hätten hohe Temperaturen im Sommer das Wachstum
der Alge begünstigt. Woher die hohe Salzfracht kommt – dazu sagt der
Bericht aber nichts.
„Salzeinleitungen sind nach Ansicht der Fachleute die Ursache für das
Fischsterben“, erklärte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne). Neben
der illegalen Einleitung von Abwasser gibt es legale, in Deutschland etwa
durch eine große Papierfabrik in Schwedt oder die Raffinerie PCK. „Wir
müssen die Einleitungen von Stoffen, zum Beispiel aus Kläranlagen, in
Flüsse überprüfen und reduzieren“, betonte Lemke.
Ein Fischsterben, zwei Abschlussberichte. „Dass nach dieser Katastrophe die
deutsch-polnische Zusammenarbeit im Umweltschutz so schlecht funktioniert,
ist erschütternd“, sagt die grüne Europaabgeordnete Hannah Neumann. Die
EU-Kommission müsse sich einschalten und auf die Umsetzung der
Wasserrahmenrichtlinie pochen. Polen will die Oder zu einer
Ostsee-Schwarzmeer-Wasserstraße über Elbe und Donau ausbauen, Deutschland
ist dagegen.
30 Sep 2022
## LINKS
[1] https://www.bmuv.de/pressemitteilung/oder-fischsterben-eingeleitetes-salz-f…
[2] /Fischsterben-in-der-Oder/!5880479
## AUTOREN
Nick Reimer
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