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# taz.de -- Fischsterben an der Oder: Jahre zur Erholung nötig
> Experten zeigen sich optimistisch nach dem Fischsterben. Polnische und
> deutsche Behörden suchen jetzt nach der Ursache für den hohen Salzgehalt.
Bild: Nicht nur die Fischer hoffen, dass sich die Wasserqualität der Oder bald…
Nach dem massiven [1][Fischsterben] in der Oder könnte sich der Bestand in
zwei bis drei Jahren wieder erholen. Zu hoffen sei, dass hinter dem
Fischsterben eine nur kurzfristig giftige Substanz stehe und sich diese
nach und nach verdünne, sagte Lars Dettmann vom Landesfischereiverband
Brandenburg-Berlin. Dann könnte sich das Leben im Fluss erholen, so
Dettmann. Mit dem Nachweis der giftigen Algenart Prymnesium parvum in der
Oder scheint zwar nun der Grund für das massive Fischsterben gefunden zu
sein. Viele Expert:innen vermuten jedoch, dass das extreme Wachstum der
Goldalge mit einer enormen Salzfracht im Fluss zusammenhängt. Wie das Salz
in den Fluss gelangte, versuchen Behörden auf deutscher wie polnischer
Seite derzeit zu ermitteln.
Die polnische Wasserbehörde gab am Dienstag bekannt, dass mehr als 280
illegale Abwasserabflüsse in die Oder entdeckt werden konnten. Es werde
derzeit geklärt, von wo aus diese Leitungen in die Oder gelegt wurden und
wem sie gehören, sagte der designierte neue Chef der Behörde, Krzysztof
Wos. In 57 Fällen sei bereits die Polizei in Kenntnis gesetzt worden.
In einer Sondersitzung des Umweltausschusses des Brandenburger Landtags in
Potsdam informierten am Dienstag die Wissenschaftler Christian Wolter und
Jan Köhler des [2][Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und
Binnenfischerei (IGB)] die Abgeordneten über die Ursachen des
Fischsterbens. Vertreter:innen des betroffenen Landkreises
Märkisch-Oderland, des Landesfischereiverbands Brandenburg/Berlin sowie von
Naturschutzverbänden schilderten den desolaten Zustand des Ökosystems.
„Wir haben eine große Forderung“, sagt Dettmann vom Landesfischereiverband
zur taz. „Wir brauchen ein öffentlich einsehbares Kataster, in dem vermerkt
ist, wer die Genehmigung zum Einleiten von Abwasser hat.“ Ein Kataster ist
ein Register der Landstücke und Gebäude einer Region. Darin soll laut
Dettmann ablesbar sein, wann und wie viel von welcher Substanz eingeleitet
wird. Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) räumte indes ein, dass
der internationale Warn- und Alarmplan für die Oder dringend überarbeitet
werden müsse. Der bisherige Plan sei zu Havarie-orientiert.
Alge bildet sich von selbst zurück
Der Umweltausschuss des Bundestages soll am Mittwochvormittag zum
Fischsterben an der Oder tagen. „Wichtig ist jetzt, Verursacher der
Katastrophe ausfindig zu machen und den Fluss umfassend zu sanieren und zu
renaturieren“, sagt Jan-Niclas Gesenhues, umweltpolitischer Sprecher der
Grünen im Bundestag. Außerdem müsse „der geplante Ausbau der Oder
unterbleiben. Weitere Schädigungen kann dieses massiv getroffene Ökosystem
jetzt nicht verkraften.“ Die Versuche von Umweltverbänden, die begonnenen
Bauarbeiten auf polnischer Seite zu stoppen, scheiterten bisher.
Eine aktive Bekämpfung der Giftalge, etwa durch ein Gegengift, findet
derzeit nicht statt. Die letzten Proben stammten von Montag und zeigten
bereits einen leichten Rückgang der wuchernden Alge um etwa 10 bis 20
Prozent, sagt Biologe Jan Köhler vom Leibniz-Institut bereits vor der
Sondersitzung zur taz. Weniger Licht und etwas kühlere Temperaturen sorgten
dafür, dass die Giftalge sich von selbst zurückbilde. „Ein stärkerer
Durchfluss würde die Alge ausspülen“, sagt Köhler. Aktuell führt die Oder
allerdings extremes Niedrigwasser. Die Region leidet unter Trockenheit.
„Normalerweise sorgen auch Muscheln dafür, dass die Alge aus dem Wasser
gefiltert wird“, sagt Köhler, „aber das findet ja nun auch nicht statt.“
Neben den Fischen verendeten auch zahlreiche Kleinlebewesen wie Muscheln
und Schnecken. Bis zum Samstag wurden in Polen und Deutschland rund 200
Tonnen Fischkadaver eingesammelt.
23 Aug 2022
## LINKS
[1] /Fragen-und-Antworten-zum-Fischsterben/!5875673
[2] https://www.igb-berlin.de/
## AUTOREN
Gina La Mela
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