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# taz.de -- Radikalisierung der Klimaproteste: Klima der Entfremdung
> Die Kluft zwischen Klima-Aktivist:innen und Politik wächst. Grüne
> machen Realpolitik. Linke sind nicht ernstzunehmen. Beiden fehlen
> Antworten.
Bild: Klima-Aktivisten besetzen am 13. August Gleise im Hamburger Hafen
Sachbeschädigung ist für relevante Teile der Klimabewegung jetzt ein
legitimes Protestmittel. Das ist in der Rückschau die bemerkenswerteste
Nachricht [1][von den Klimaprotesten] rund um [2][das „System Change“-Camp
in Hamburg], das bis Montag läuft. Vor allem eines kommt darin zum
Ausdruck: Die Klimabewegung entfremdet sich zusehends von den Parteien im
Bundestag, die sie eigentlich vertreten sollten.
Denn für die Grünen gehört es als Teil der Regierungskoalition nun mal
dazu, knallharte Realpolitik zu machen – [3][Taxonomie], [4][Tempolimit]
und [5][Ausbau der Gas-Infrastruktur] sind nur einige von vielen
Beispielen. Und die geschrumpfte Linkspartei ist in ihrem jetzigen Zustand
keine ernstzunehmende ökologische Oppositionspartei. Mit [6][Klaus Ernst
stellt sie zwar den Vorsitzenden des Ausschusses für Klimaschutz und
Energie]. Der sagte aber einmal: „Es kann nicht Aufgabe einer linken Partei
sein, noch grüner zu sein als die Grünen“.
Gleichzeitig machen auf der ganzen Welt und auch hier in Deutschland Folgen
des Klimawandels wie [7][Hitzewellen], Waldbrände und [8][ausgetrocknete
Flüsse] deutlich: Uns bleibt keine Zeit mehr übrig, unser Haus brennt. Die
Aktivist:innen und ihre Unterstützer:innen haben erkannt, wie
riesig die strukturellen Veränderungen sind, die notwendig wären, um noch
halbwegs glimpflich aus dem Schlamassel zu kommen. Doch sie fühlen sich
ohnmächtig. Der Impuls, im Protest noch weiter zu gehen und zu hoffen,
damit mehr zu erreichen, ist daher nachvollziehbar. Auch [9][Luisa Neubauer
von Fridays for Future] beteiligte sich übrigens an Blockadeaktionen in
Hamburg am Samstag.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte im Gespräch mit der Bild am
Sonntag: „Wir müssen gegen mögliche Attacken auf Gas-Terminals und andere
kritische Infrastruktur gerüstet sein“. Nun von einer Öko-RAF zu
schwadronieren und Klimaaktivist:innen in einen Topf mit einer
mörderischen Terrorgruppe zu werfen, wäre indes eine übertriebene
Fehleinschätzung.
Dennoch müssen sich die Parteien ernsthafte Gedanken darüber machen, was
sie einer weiteren Entfremdung von Politik und Klimabewegung entgegensetzen
können. Wie wäre es zum Beispiel mit einer konsequenten Klimapolitik, die
sich an der Radikalität einer drohenden Klimakatastrophe misst?
15 Aug 2022
## LINKS
[1] /Klimabewegung-Ende-Gelaende/!5871457
[2] /Ende-Gelaende-protestiert-in-Hamburg/!5874272
[3] /EU-Taxonomie/!t5825562
[4] /Beschluss-gegen-die-FDP/!5854529
[5] /Aktion-fuer-Klimagerechtigkeit-in-Hamburg/!5870339
[6] /Linkenpolitiker-ueber-Klimapolitik/!5830631
[7] /Metaanalyse-zu-Extremwetter-Studien/!5874223
[8] /Austrocknung-der-Fluesse/!5867391
[9] /Luisa-Neubauer/!t5645372
## AUTOREN
Michael Schlegel
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LNG
Christian Lindner
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