# taz.de -- Buch „Intellektuelle Rechtsextremisten“: Wo der Geist rechts st… | |
> Der Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traughber seziert in seinem Buch | |
> „Intellektuelle Rechtsextremisten“ die Theorien der Rechten. | |
Bild: Anwesen des rechten Verlegers Kubitschek: der Verlag „Antaios“ und da… | |
Seit Émile Zolas Anklage gegen die ungerechte Verurteilung des jüdischen | |
Offiziers Dreyfus im Jahr 1898 gibt es den Begriff der „Intellektuellen“. | |
Darunter werden in aller Regel Personen verstanden, die ohne spezifische | |
berufliche Qualifikation oder politische Legitimation zu strittigen | |
öffentlichen Angelegenheiten Stellung nehmen – über mehr als einhundert | |
Jahre hinweg vor allem in der Presse, seit Beginn des 21. Jahrhundert | |
vermehrt in den sozialen Medien. | |
Gemeinhin werden „Intellektuelle“ als politisch links stehend wahrgenommen | |
– wobei gerne übersehen wird, dass es auch „Rechtsintellektuelle“ gab un… | |
neuerdings wieder – gibt. Diesem nicht zuletzt mit dem Aufstieg der AfD | |
verbundenen Phänomen gilt eine außerordentlich kompakte, klar gegliederte, | |
historisch informierte sowie bestens lesbare Darstellung des | |
[1][Rechtsextremismusexperten Armin Pfahl-Traughber, der lange Jahre | |
Referatsleiter im Bundesamt für Verfassungschutz war und jetzt an der | |
Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung] lehrt. | |
Nach bestens nachvollziehbaren Begriffsbestimmungen geht der Verfasser | |
zunächst auf die sogenannte „Konservative Revolution“ der Weimarer Republik | |
mit Gestalten wie Ernst Jünger, Carl Schmitt und Oswald Spengler ein, um | |
sich dann dem Rechtsintellektualismus im Frankreich der 1970er Jahre, der | |
„Nouvelle Droite“, zuzuwenden. | |
## Günter Maschke und Götz Kubitschek | |
Das vierte und fünfte Kapitel geben einen konzisen Überblick zu den | |
Akteuren und Organen der gegenwärtigen Neuen Rechten in Deutschland – von | |
Günter Maschke, der – von der kubanischen Revolution begeistert – nach | |
einer Haftstrafe daselbst enttäuscht zum Rechten wurde – bis zu [2][Götz | |
Kubitschek, dem Spiritus Rector des rechtsextremen Thinktanks „Institut für | |
Staatspolitik“]. | |
Ausgerechnet an dem italienischen Kommunisten Antonio Gramsci und dessen | |
Konzept der zu erringenden kulturellen Hegemonie orientiert, versuchen | |
diese Intellektuellen in Publikationsorganen wie Criticón, Cato und | |
Sezession ein „ethnopluralistisches“ Programm der „bewussten Nation“ zu | |
propagieren. | |
Als Fazit seiner Überlegungen und Darstellungen schreibt Pfahl-Traughber: | |
„Daher ist eine dramatisierende Sicht auf die Neue Rechte ebenso abzulehnen | |
wie eine ignorierende Verharmlosung.“ Lasse sich doch beim Blick auf die | |
Entwicklung des bundesdeutschen Rechtsextremismus eine kontinuierliche | |
Theorieschwäche feststellen – was nach Pfahl-Traughber mit dem „Fehlen | |
jüngerer einschlägiger Intellektueller“ zusammenhänge. Sei doch von | |
„rechtsextremistischen Denkern mit NS-Sozialisation nicht zu erwarten, dass | |
sie politische Konzepte für die neue politische Gegenwart entwickeln“. | |
Darüber mag man froh sein, ein Grund zur Beruhigung ist das nicht. Nicht | |
zuletzt aber fällt auf, dass der ansonsten vorzüglich informierte Autor | |
rechtsintellektuellen Frauen, von denen es derzeit nicht gerade wenige | |
gibt, keine Zeile widmet. Gleichwohl: Für alle, die sich einer | |
emanzipatorischen Politik verpflichtet fühlen, ist dies Buch unverzichtbar. | |
3 Aug 2022 | |
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## AUTOREN | |
Micha Brumlik | |
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