# taz.de -- UN-Bericht zur Weltbevölkerung: Im Schneckentempo zu mehr Menschen | |
> Die Weltbevölkerung wächst, aber nur noch langsam. In reichen Ländern | |
> wird ein Bevölkerungsrückgang erwartet. Die UN raten zu mehr Migration. | |
Bild: Die Bevölkerungszahl steigt weltweit nur langsam | |
BERLIN taz | Rund 7.977.000.000 Menschen leben gerade auf der Erde. Mitte | |
November 2022 soll die acht Milliarden-Marke erreicht werden. Das sagen | |
Prognose der Vereinten Nationen (UN), die am Montag, passend zum | |
Weltbevölkerungstag, einen [1][Bericht zur Weltbevölkerung] veröffentlicht | |
hat. | |
Zentraler Fund der statistischen Auswertung der globalen Bevölkerungstrends | |
ist, dass die Bevölkerungswachstumsrate 2020 erstmals auf unter ein Prozent | |
gesunken ist. Die Bevölkerungszahl steigt also weiterhin, aber nur noch | |
langsam. In den 2080er-Jahren soll die globale Bevölkerungszahl mit 10,4 | |
Milliarden Menschen ihren Höhepunkt erreichen. So die Prognosen der UN. | |
## Wendepunkt im Jahr 2100 | |
Das verlangsamte Wachstum sei vor allem für Entwicklungs- und | |
Schwellenländer eine gute Nachricht. Weniger Kinder bedeutet, dass anteilig | |
mehr Ressourcen für jedes einzelne Kind verwendet werden können, so die | |
Analyse der Vereinten Nationen. So könne eine bessere Bildung und | |
Krankenversorgung für im globalen Süden aufwachsende Kinder gewährleistet | |
werden. | |
Einen besonderen Wendepunkt erwartet die UN im Jahre 2100. Ab dann soll die | |
Erdbevölkerung schrumpfen. Allerdings seien Zukunftsprognosen über die | |
nächsten 40 Jahre hinaus mit Vorsicht zu genießen, erklärt John Wilmoth, | |
Direktor der UN-Bevölkerungsabteilung, gegenüber der Deutschen Presse | |
Agentur. Ein Blick so weit in die Zukunft sei immer mit mehr Unsicherheiten | |
verbunden. | |
Die UN prognostiziert außerdem, dass voraussichtlich immer mehr | |
einkommensstarke Länder in eine negative Bevölkerungsentwicklung abrutschen | |
werden. In Japan schrumpft die Bevölkerungszahl bereits. Für eine stabile | |
Wachstumsrate seien Länder wie Deutschland daher auf einen Migrationsinflux | |
angewiesen. Deshalb rät die UN, eine geordnete, sichere, reguläre und | |
verantwortungsvolle Migration rechtlich und tatsächlich zu erleichtern. | |
## Migration gegen Überalterung | |
Ebenfalls am Montag präsentierte das Bundesinstitut für | |
Bevölkerungsforschung (BiB) in einer Pressekonferenz detaillierte Einblicke | |
in die [2][demographische Bevölkerungsstrukur in Deutschland.] Unter dem | |
Titel „Demographischer Wandel ist viel mehr als nur Alterung“, machte das | |
Bundesinstitut auf den Facettenreichtum des demographischen Wandels in | |
Deutschland aufmerksam. | |
Durch eine Aufschlüsselung der Bevölkerung nach Lebensformen, Geschlecht, | |
Bildungsgrad und Migrationshintergrund konnten Trends und mögliche | |
Maßnahmen, dem demographischen Wandel und dem damit einhergehenden | |
Arbeitskräftemangel etwas entgegenzusetzen, identifiziert werden. | |
Ein Migrationsanstieg wurde auch vom BiB als effektive Maßnahme gegen die | |
Überalterung und den Arbeitskräftemangel ausgemacht. Bereits in den | |
vergangenen Jahrzehnten hat die Zuwanderung die Überalterung der deutschen | |
Gesellschaft teilweise abgefedert, so Prof. Dr. Katharina Spieß, Direktorin | |
des BiB. | |
Neben der Migration ist Bildung von zentraler Wichtigkeit, so die | |
Statistiken und Analysen des BiB. Ein höherer Bildungsgrad gehe mit einer | |
Produktivitätssteigerung einher. Gebildetere Menschen, die effektiver und | |
produktiver arbeiten, könnten die Abnahme an Arbeitskräften zumindest | |
teilweise ausgleichen, so Katharina Spieß. (mit afp und dpa) | |
11 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.un.org/development/desa/pd/sites/www.un.org.development.desa.pd… | |
[2] https://www.bib.bund.de/Publikation/2022/Demografischen-Wandel-neu-entdecke… | |
## AUTOREN | |
Marita Fischer | |
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