Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Obdachlosigkeit in Berlin: Schutz vor der Hitzewelle
> Berlin will Menschen ohne feste Unterkunft auch im Sommer unterstützen.
> In Schöneberg eröffnet nun eine Tagesunterkunft.
Bild: Zelt eines Obdachlosen auf der Oberbaumbrücke in Berlin-Kreuzberg
BERLIN taz | Nicht nur Kälte, auch Hitze ist schwer zu ertragen und kann
lebensgefährlich sein – besonders für diejenigen, die sich [1][nicht in
eine eigene Wohnung] zurückziehen können. Deshalb leistet der
Internationale Bund (IB) nun auch Hitzehilfe und bietet dafür tagsüber
erstmals eine Notunterkunft für Obdachlose an, damit diese sich vor hohen
Temperaturen und Dehydrierung schützen können. In den Räumlichkeiten in
Schöneberg in der Kurmärkischen Straße könne man pro Tag 40 bis 45 Menschen
aufnehmen, sagt Koordinator Artan Zeka. Dort bietet der Sozialträger
Duschen, Essen sowie Getränke an und verteilt Sonnenhüte, Käppis,
Sonnencreme, Kleidungsstücke und Thermosflaschen. Außerdem will der IB dort
auch wohnungslose Menschen beraten.
Die Unterkunft hat seit Montag [2][täglich zwischen 10 und 20 Uhr
geöffnet], das Angebot läuft bis Ende September. Der Senat fördert es mit
rund 106.000 Euro. Die Hitzehilfe läuft als Modellprojekt, der
rot-grün-rote Senat will daraus Erfahrungen für den künftigen Schutz
obdachloser Menschen vor Hitze sammeln.
Der Bedarf sei in den vergangenen Jahren mit vermehrten Hitzewellen immer
offensichtlicher geworden, sagt Zeka, ähnliche Unterkünfte gebe es bereits
in Frankreich, Spanien oder Portugal. „Wir freuen uns, dass wir diese
Unterkunft nun eröffnen konnen, und wir hoffen, dass andere Bezirke
nachziehen“, sagt Zeka. Bei seiner Arbeit sei der IB auch auf Spenden
angewiesen – etwa von Hygieneprodukten und leichter Sommerkleidung. Auch
über Engagement freue man sich: So würden Ehrenamtliche etwa beim Kochen
helfen.
## Mobile Teams verteilen Wasser
Zusätzlich zum neuen stationären Angebot sind wieder Mitarbeiter*innen
der Sozialgenossenschaft Karuna als mobile Hitzehilfe im Stadtgebiet
unterwegs. Das Angebot gibt es seit 2020. Mit Kleinbussen und Lastenrädern
fahren sie Stellen unter anderem am Alexanderplatz, am Hansaplatz, der
Schönhauser und der Frankfurter Allee an. Sie gehen gezielt auf Menschen zu
und verteilen ebenfalls Sonnencreme, Schirme, Wasser und Hygieneprodukte,
bei Bedarf vermitteln sie medizinische Hilfe oder können Fahrdienste
anbieten. In den drei Kleinbussen sollen sich Menschen ebenfalls vor Hitze
schützen und ausruhen können. Ergänzt wird die mobile Hilfe durch eine
Telefonnummer (0157-80 59 78 70), an die sich Betroffene, aber auch
solidarische Menschen wenden können und von der aus Hilfe auch koordiniert
wird.
Auf der eigenen Webseite hat Karuna dazu noch [3][eine Liste mit
Handlungsvorschlägen veröffentlicht] – denn neben der Hitze sei auch die
Anonymität gefährlich. Die Frage: „Brauchst du etwas?“ könne manchmal Le…
retten, schreibt Karuna dort. Unterstützen könnte jede*r, der*die sich
solidarisch zeigen wolle – etwa auch damit, Wasserflaschen zu verschenken,
Geld zu geben oder den Weg zum nächsten Trinkbrunnen zu weisen – so das
denn gewünscht sei. Eine [4][Liste der Trinkbrunnen] findet sich auf den
Seiten der Berliner Wasserbetriebe. Eine Karte der Initiative Refill listet
[5][Cafés oder Bars, in denen man eigene Wasserflaschen] kostenlos mit
Leitungswasser auffüllen kann.
Hilfe bietet außerdem die [6][evangelische Taborgemeinde] im Wrangelkiez in
Kreuzberg, die auch in der Kältehilfe immer Räume als
Übernachtungsmöglichkeit anbietet. Seit der vergangenen Woche öffnen sie im
Rahmen der Hitzehilfe mittwochs zwischen 15 und 17 Uhr und sonntags
zwischen 13 und 16 Uhr den Vorraum ihrer Kirche. Dort können 20 bis 25
Menschen Schutz finden, heißt es bei der Gemeinde. Das Angebot wird von
Ehrenamtlichen angeboten – wenn sich weitere Engagierte fänden, sei es
prinzipiell auch möglich, es auf weitere Tage auszuweiten.
18 Jul 2022
## LINKS
[1] /Obdachlose-in-Berlin/!5209203
[2] https://ib-berlin.de/hitzehilfe
[3] https://karuna.family/de/was-wir-tun/hitzehilfe
[4] http://www.bwb.de/de/trinkbrunnen
[5] https://refill-deutschland.de/
[6] http://www.evtaborgemeinde.de/Taborgemeinde-Frame-Aktuelles.html
## AUTOREN
Uta Schleiermacher
## TAGS
Hitzewelle
Schwerpunkt Obdachlosigkeit in Berlin
Wohnungslose
Schwerpunkt Klimawandel
Obdachlosigkeit
Wohnungslosigkeit
Trinkwasser
Schwerpunkt Klimawandel
Wochenkommentar
Wohnungsleerstand
Elke Breitenbach
Hitzesommer
## ARTIKEL ZUM THEMA
Klimawandel in Berlin: Kein Plan gegen die Hitze
Der Hitzeaktionsplan braucht noch ein Jahr – viel zu spät, kritisiert
Linke-Politiker Ferat Koçak. Hitzehilfe für Obdachlose unter
Finanzvorbehalt.
Hitzehilfe für Obdachlose in Berlin: Nicht mehr als der berühmte Tropfen
Menschen ohne Wohnung sind der Hitze ausgeliefert. Wir alle können mit
Aufmerksamkeit Not lindern – aber wirklich helfen werden nur mehr
Wohnungen.
Streit um Habersaathstraße: Das ist ihr Haus
Die rund 60 Obdachlosen aus der Habersaathstraße wehren sich gegen die
drohende Räumung. Mittes Bürgermeister gerät zunehmend unter Druck.
Geplatzte Obdachlosenzählung in Berlin: Es sieht schlecht aus für 2030
Das Ziel, die Obdachlosigkeit bis 2030 abzuschaffen, ist kaum noch zu
erreichen. Dafür fehlt nun ein wichtiger Baustein. Die Politik agiert
konzeptlos.
Trinkwasserversorgung für Obdachlose: Keine Selbstverständlichkeit
In den Innenstädten von Hannover und Hamburg gibt es zu wenig öffentliche
Zapfstellen für Obdachlose. Das ist besonders bei Hitze ein Problem.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.