| # taz.de -- +++ Nachrichten zur Stop-G7-Demo +++: 6.000 auf Anti-G7-Demo | |
| > Die Proteste verliefen weitgehend friedlich. Am Ende gab es Tumulte und | |
| > Festnahmen. Die geringe Teilnehmerzahl führen die Veranstalter auf die | |
| > Verunsicherung durch den Krieg zurück. | |
| Bild: Ein bunt gemischter Demonstrationszug zieht durch München | |
| ## Kundgebung geht dem Ende zu | |
| Die Kundgebung geht dem Ende zu. Etliche Demonstranten haben sich längst | |
| ins sonnige Wochenende verabschiedet. Es war eine kleine und – größtenteils | |
| – friedliche Demo. Sie krankte jedoch wohl daran, dass zu viele | |
| unterschiedliche politische Positionen unter einen Hut gebracht werden | |
| sollten. Gerade noch von der Bühne die Info: Acht Demonstranten sollen | |
| festgenommen worden sein, weil sie sich vermummt hatten. | |
| Damit verabschieden sich die taz-Korrespondent*innen vor Ort. Die taz | |
| begleitet die Proteste und den Gipfel in den nächsten Tagen natürlich | |
| weiter. Auf [1][taz.de] und auf [2][Twitter]. | |
| ## Anmelder der G7-Demo zu Teilnehmerzahl: Verunsicherung durch Krieg | |
| Der Anmelder der G7-Großdemonstration, Uwe Hiksch, hat die hinter den | |
| Erwartungen zurückbleibende Teilnehmerzahl mit dem Ukraine-Krieg erklärt. | |
| „Wir haben den Eindruck, dass ganz viele Menschen durch den Krieg in der | |
| Ukraine verunsichert sind“, sagte er am Samstag während der Demonstration | |
| in München. Gerade im rot-grünen Spektrum, das man normalerweise für die | |
| Demonstrationen mobilisiere, gebe es derzeit viele Menschen die sagten: „Es | |
| ist jetzt nicht die Zeit, dass man eine Gegenposition zu den | |
| Regierungschefs bezieht.“ (dpa) | |
| ## US-Präsident Biden zu G7-Gipfel in Bayern aufgebrochen | |
| Derweil ist US-Präsident Joe Biden am Samstag zum G7-Gipfel in Bayern | |
| aufgebrochen. Die Air Force One mit dem US-Präsidenten an Bord sollte am | |
| späten Abend in München landen, wie das Weiße Haus mitteilte. Von dort aus | |
| wollte Biden nach Schloss Elmau weiterfliegen, wo an diesem Sonntag der | |
| Gipfel der sieben führenden westlichen Industriestaaten beginnt. Noch vor | |
| Beginn des Gipfels will Biden zu einem bilateralen Gespräch mit | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz zusammenkommen. Das G7-Spitzentreffen in Bayern | |
| dauert bis Dienstag. Anschließend will Biden zum Nato-Gipfel nach Madrid | |
| weiterreisen, bevor er am Donnerstag nach Washington zurückkehrt. (dpa) | |
| ## Greenpeace: G7-Gipfel könnte „große Chance“ sein | |
| Greenpeace-Geschäftsführer Martin Kaiser sagte in einem Gespräch mit der | |
| „Passauer Neuen Presse“ (Samstagausgabe), der anstehende G7-Gipfel könne | |
| eine große Chance sein, wenn es gelinge, „die großen Wirtschaftsnationen | |
| der G7 zu einer echten Wertegemeinschaft zu formen, die offen ist für | |
| andere Länder, die dieser Wertegemeinschaft folgen wollen“. Doch die | |
| Herausforderungen seien „riesig“, von der drohenden Hungerkrise bis zum | |
| raschen Ausstieg aus der Kohleenergie. (epd) | |
| ## Beginn der Abschlusskundgebung | |
| Nach unübersichtlichem Gerangel ziehen jetzt alle Blöcke weiter vor zur | |
| Bühne. Auf der Bühne heißt es, es gab einen unerklärlichen Angriff der | |
| Polizei auf den antikapitalistischen Block. Der Anmelder der Kundgebung, | |
| Uwe Hiksch von den Naturfreunden, zeigt sich solidarisch mit | |
| Antikapitalitischen Block. Er soll in die Mitte genommen werden. | |
| Sieben als Scholz und Co. Maskierte kommen auf die Bühne. Als Reaktion | |
| ernten sie Buh-Rufe. | |
| Die Abschlusskundgebung startet. Oxfamsprecherin Charlotte Beckerfordert | |
| eine sozialökologische Transformation. Und zwar jetzt. | |
| Martin Geilhufe vom Bund Naturschutz sagt, das Ziel von Elmau müsse sein, | |
| das fossile Zeitalter endgültig zu beenden. Er fordert die | |
| Zuhörer:innen auf, sich an die „Artenaussterbekatastrophe“ zu erinnern. | |
| Man dürfe die beiden Krisen nicht gegeneinander ausspielen. In einem | |
| Ökosystem habe jede Art ihre eigene wichtige Funktion. | |
| ## Erste Tumulte | |
| Wie zu erwarten war, geht der Stress erst am Ende der Demo los. Auf Twitter | |
| schreibt das Magazin Perspektive Online, die Polizei nehme Leute fest. Der | |
| Grund sei unklar. Es sollen auch Journalist*innen von Perspektive | |
| online [3][von der Polizei angegriffen worden sein.] | |
| Ein Demonstrant sagte gegenüber einem taz-Korrespondenten vor Ort, ein | |
| Polizist habe fünfmal auf einen Mann eingeschlagen. Gesehen hat der | |
| taz-Kollege das nicht. | |
| Offenbar hat die Polizei den Antikapitalistischen Block separiert und | |
| fordert die Demonstrierenden auf, Vermummungen abzulegen und einen | |
| Ansprechpartner zur Polizei zu schicken, der darüber aufklärt, was die | |
| Demonstrant*innen vorhaben. | |
| Die entgegnen via Lautsprecher: „Bullen, verzupft Euch.“ Dann heißt es, die | |
| Polizei gehe gewaltsam gegen die Demonstration vor. Weitere Durchsage in | |
| Richtung der Polizei: „Das ist absolut lächerlich, was Ihr hier abzieht.“ | |
| Ein Polizeisprecher sagt einem taz-Korrespondenten vor Ort, es seien | |
| Auflagen nicht eingehalten und Rauchtöpfe gezündet worden. Deshalb sei ein | |
| Teil des Zuges gestoppt worden. | |
| Auf Twitter die Polizei Bayern dazu nüchtern: „Die Versammlung ist mit | |
| 4.000 Teilnehmenden an der Theresienwiese in #München angekommen. Ein Teil | |
| der Versammlung hat sich dort entfernt. Wir sprechen gerade mit diesen | |
| Personen.“ In einem weiteren Tweet teilt sie mit, es habe eine Festnahme | |
| gegeben. | |
| ## Von der Theresienwiese zur Theresienwiese | |
| Der Demonstrationszug erreicht wieder die Theresienwiese. Ein | |
| Polizeibeamter mit fränkischem Akzent bedankt sich via | |
| Lautsprecherdurchsage: „Hat ja alles wunderbar geklappt.“ Er wünscht noch | |
| eine gute Abschlusskundgebung und einen schönen Tag. | |
| ## Deutlich weniger Teilnehmer als erwartet bei G7-Demo in München | |
| Zur zentralen Demonstration zum G7-Gipfel in München sind am Samstag | |
| deutlich weniger Menschen gekommen als erwartet. Die Polizei sprach mehr | |
| als zwei Stunden nach Beginn der Veranstaltung von etwa 4000 Teilnehmern, | |
| die Veranstalter gaben 6000 Protestierende an. Ursprünglich war mit | |
| mindestens 20.000 Menschen gerechnet worden. | |
| Eine Sprecherin der Veranstalter sagte, dass man die Ursache für die | |
| geringe Teilnahme allerdings noch nicht bewerten könne. Mehrere | |
| Aktivist*innen, die zu der Demo aus ganz Deutschland angereist waren, | |
| äußerten sich enttäuscht über die Resonanz. | |
| Der Anmelder der Kundgebung, Uwe Hiksch von den Naturfreunden, meinte | |
| ebenfalls, dass das deutlich unter dem sei, „was wir erwartet haben“. Es | |
| habe sich aber schon seit etwa eineinhalb Wochen abgezeichnet, dass die | |
| Mobilisierung nicht so stark sei. (dpa) | |
| ## 50 Zelte im Protestcamp | |
| Derweil in Garmisch-Partenkirchen, 100 Kilometer weiter südlich, nahe dem | |
| Schloss Elmau: Im Protestcamp der Gipfelgegner:innen ist es noch sehr | |
| ruhig. Vielleicht 50 Zelte stehen auf der etwas abgelegenen Wiese am Ufer | |
| der Loisach. Wer sich nicht noch im Zelt verkrochen hat, sitzt in Grüppchen | |
| auf dem Gras. | |
| Die Küfa (kurz für „Küche für alle“) bietet Falafel und Gemüse an, sp�… | |
| wird es noch Vorträge von Aktivist:innen aus dem globalen Süden geben. | |
| Wie viele bisher da seien? „Das weiß die Polizei besser als wir“, sagt ein | |
| Aktivist, der in einem Zelt am Eingang des Protestcamps Neuankömmlinge | |
| begrüßt. „Die stehen doch da vorn und zählen genau mit.“ | |
| Gesagt, getan: „120 bis 130 ist unser letzter Stand“, sagt eine Polizistin. | |
| Angemeldet sei das Camp für 750. Ein größerer Ansturm wird erst nach der | |
| Demo in München erwartet – klar, viele wollen dort mitlaufen, bevor sie | |
| sich in den Alpenort aufmachen. | |
| Die vielleicht ein Dutzend Polizist:innen, die auf dem Kiesweg zur Wiese | |
| stehen, haben nicht viel zu tun. Manche der Einsatzkräfte laufen auf und | |
| ab, manche plaudern. Ein großer Polizeiwagen steht und rattert, als müsste | |
| er jede Sekunde Leute abtransportieren. Aber die sitzen ja nur | |
| falafelkauend auf der Wiese. „Besser zu viel als zu wenig“, sagt die | |
| Polizistin schulterzuckend. | |
| Auch das nicht-uniformierte Garmisch-Partenkirchen verhält sich längst | |
| vorsorglich so, als wären die Massen schon unterwegs. Linienbusse aus den | |
| umliegenden Dörfern spucken ihre Fahrgäste am Stadtrand aus, fahren das | |
| Zentrum gar nicht mehr an. Er habe sein Auto für die Zeit des G7-Gipfels in | |
| der Werkstatt angemeldet, erzählt ein Taxifahrer. „Der ganze Aufwand für | |
| die sieben Leute!“, meint er kopfschüttelnd. | |
| ## Die Demo kommt dem Ende näher | |
| Die Spitze des Zuges hat gegen 14.30 Uhr das Sendlinger Tor erreicht. Von | |
| hier aus geht es zurück zur Wiesn. „Leute, lasst das Glotzen sein, reiht | |
| euch in die Demo ein.“ Eine leicht wankende Zuschauerin steht mit einer | |
| Bierdose in der Hand auf dem Gehsteig und Beschwerden sich: „Die sollen mal | |
| etwas deutlicher reden.“ | |
| ## 6000 Teilnehmer*innen auf der Demo | |
| Viviane Raddatz, Leiterin des Klima- und Energiebereichs beim WWF, ist | |
| ebenfalls bei der Demo. Die Stimmung sei gut, alles friedlich, sie ist | |
| zufrieden. Ca. 6000 Teilnehmer*innen zählen die Veranstalter. Für | |
| Raddatz eine gute Zahl – auch wenn „mehr immer schöner ist“. | |
| Die Polizei spricht jetzt von 4000 Teilnehmer*innen. Wenn man sich das | |
| Polizeiaufgebot anschaut, wurde auf jeden Fall mit mehr gerechnet. | |
| ## Erstes Banner an Hauswand | |
| Lindwurmstraße. Eine Frau radelt an dem Zug vorbei und sagt zu ihrem Kind | |
| im Kindersitz: „Die demonstrieren alle gegen was Gutes.“ | |
| Aktivist*innen entrollen ein Banner an einer Hauswand. „G7 Ausbeutung | |
| Klimazerstörung Imperialismus“, steht darauf. Zwei Polizisten kommentieren, | |
| das sei alles „komplett straffrei“. Könne man nichts machen. Bisher läuft | |
| alles friedlich. | |
| ## „Keine Baerbock, Putin oder Biden.“ | |
| Die Demonstration hat sich in Gang gesetzt. „Was macht den G7 Dampf? | |
| Klassenkampf!“, tönt es aus dem antikapitalistischen Block. Beamte des | |
| „Anti-Konflikt-Teams“ beobachten lächelnd, wie der antikapitalistische | |
| Block an ihnen vorüberzieht. Bis jetzt haben sie noch nichts zu tun. Aus | |
| den Lautsprechern Gesang: „Keine Baerbock, Putin oder Biden.“ | |
| Nach den lautstarken Antikapitalisten folgt der deutlich gemütlichere Teil | |
| der Demo. Leute allen Alters sind dabei, auch Kinder. Mehrere haben ihre | |
| Hunde mitgebracht. Überall sind Fahnen und Schilder der diversen Verbände | |
| zu sehen. Die Forderungen lauten jetzt „Fossile im Boden lassen“ und | |
| ähnliches. | |
| Am Ende des Zuges dann ein „schwarzer Block“ von neun Polizist*innen in | |
| Kampfmontur. Ob sich der von der Polizei erwartete echte Schwarze Block bei | |
| so wenigen Teilnehmer*innen aus der Deckung traut – fraglich. | |
| ## Die Demo in den sozialen Medien | |
| Auf Twitter hat es die G7-Demo bisher nur mit der „Theresienwiese“ in die | |
| Trends geschafft. Der offizielle Twitter-Kanal @g7_demo diente offenbar nur | |
| der Mobilisierung. Heute hat sich dort noch nichts getan. Wer sich per | |
| Twitter über die Demo informieren will, folgt am besten den Hashtags | |
| [4][#StopG7] und [5][#GerechtGehtAnders] – oder natürlich | |
| [6][@tazgezwitscher] | |
| ## Polizei spricht von 3500 Teilnehmern bei G7-Demo in München | |
| Zu der zentralen Demonstration zum G7-Gipfel in München sind am Samstag | |
| zunächst nach Polizeischätzung nur etwa 3500 Teilnehmer*innen gekommen. | |
| Das sagte der Münchner Polizeisprecher Andreas Franken etwa eine Stunde | |
| nach Beginn der Veranstaltung auf der Theresienwiese. Ursprünglich war mit | |
| mindestens 20.000 Menschen gerechnet worden. | |
| Eine Sprecherin der Veranstalter sagte, dass erst nach Beginn des späteren | |
| Demonstrationszuges eine Schätzung möglich sei. Die Kundgebung auf der | |
| Theresienwiese diene zunächst dazu, die Teilnehmer zu sammeln. Oft | |
| schließen sich bei solchen mehrstündigen Demos dann noch viele | |
| Teilnehmer*innen erst im Laufe der Veranstaltung an. | |
| Allerdings zeigten sich einigen Aktivist*innen bereits auf der | |
| Theresienwiese verwundert und überrascht über den geringen Zulauf. „Wir | |
| sind enttäuscht“, sagte die 46-jährige Andrea von Greenpeace aus Hannover. | |
| Es wirke so, als ob nur Organisationen vor Ort seien, aber niemand aus der | |
| Bevölkerung. „So schlecht ist das Wetter ja auch nicht“, sagte sie. (dpa) | |
| ## „Whatever they say in Elmau, it’s all bullshit“ | |
| „Whatever they say in Elmau, it’s all bullshit“, ruft Esteban Servat, | |
| Aktivisit bei Debt for Climate, auf der Bühne. Hinten macht sich ein | |
| geschlossener Block mit Sprechchören selbständig: „Hoch die internationale | |
| Solidarität.“ | |
| Gegen 13.30 geht die Auftaktkundgebung unspektakulär zu Ende. Jetzt soll | |
| sich gleich der Zug in Bewegung setzen. Es gibt einen „Kulturblock“, einen | |
| „ antikapitalistischen Block“ und so weiter… „Reiht euch ein!“ | |
| ## Die Demonstrant*innen fordern: Ausstieg aus Gas, Kohle und Öl jetzt | |
| Der Demogott hat ein Einsehen: Immer wieder schieben sich Wolken vor die | |
| sengenden Sonne. Bestes Demonstrationswetter. „Frieden in Europa gibt es | |
| nicht ohne oder gegen, sondern nur mit Russland“, steht auf einem Schild. | |
| Viele rote Flaggen mit der Aufschrift „Partizan“ verteilen sich über den | |
| Platz. „Niemand muss Bulle sein“, steht auf einem T-Shirt. Die | |
| Demonstranten verteilen sich weitläufig über den hinteren Teil der | |
| Theresienwiese. Von 20.000 Teilnehmern kann noch keine Rede sein. | |
| Greenpeace-Vertreterin Lisa spottet über den „Klimakanzler Scholz“, der | |
| jetzt auf „Gas-Shopping-Tour“ gehe. „Wir haben die Schnauze voll.“ Die … | |
| müssten jetzt aus Gas, Kohle und Öl aussteigen. | |
| ## 12,1 Mrd. Euro für Gas, Öl und Kohle aus Russland | |
| Kurzer Reminder: Seit Beginn des [7][Kriegs in der Ukraine] hat Deutschland | |
| 12,1 Mrd. Euro für Gas, Öl und Kohle aus Russland bezahlt. Und: In | |
| Deutschland gilt seit Donnerstag Stufe 2 des Notfallplans Gas. Das schafft | |
| die formale Voraussetzung für folgende Maßnahme: Die Stromproduktion in | |
| Gaskraftwerken verringern, um Gas zu sparen, und dafür Kohlekraftwerke | |
| länger am Netz lassen als bisher geplant. [8][Mehr Infos dazu, hier]. | |
| Bei der [9][Weltklimakonferenz 2021] hatten sich noch 19 Staaten darauf | |
| geeinigt, Investitionen in fossile Projekte im Ausland bis Ende 2022 zu | |
| beenden. Projekte, die Kohle, Öl oder Gas nutzen, sollen kein Geld mehr | |
| bekommen. Bundeskanzler Scholz hat unterdessen vor Kurzem Senegal | |
| Unterstützung bei der Erschließung der Gasvorkommen des Landes angeboten. | |
| Geschäftsführer von Germanwatch, Christoph Bals, kommentiert: „Neue fossile | |
| Infrastruktur in anderen meist ärmeren Ländern zu fördern, um kurzfristige | |
| Bedarfe in der EU zu decken, legt die Grundlage für neue große Krisen“. | |
| ## Schuldenerlass für verarmte Länder | |
| Auch am Start: Debt for Climate – eine Graswurzel-Initiative, angeführt von | |
| Menschen aus dem globalen Süden. Ihr Ziel: Ein Schuldenerlass für verarmte | |
| Länder, sodass diese nicht weiter aus finanzieller Not, fossile | |
| Energieträger abbauen und verkaufen müssen. | |
| Die Idee des Schuldenerlasses ist zwar nicht neu, die Gruppe will den | |
| G7-Gipfel aber zum Startpunkt einer großen Kampagne für das Thema machen. | |
| Es müsse in der Klimabewegung fest verankert und immer wieder auf den Tisch | |
| gebracht werden, bis es Mainstream geworden ist, fordert zum Beispiel | |
| Esteban Servat, Aktivisit bei Debt for Climate, der gleich auf der | |
| Kundgebung sprechen wird. | |
| Der Aktivist und Gründer von EcoLeaks, Esteban Servat, kommt aus | |
| Argentinien, lebt aber seit drei Jahren in Deutschland. Er sagt: “Der | |
| Globale Norden treibt die Förderung fossiler Brennstoffe im Globalen Süden | |
| weiter voran. Wenn er den Ländern des Globalen Südens stattdessen ihre | |
| Schulden erlassen würde, könnten die freiwerdenden Ressourcen dazu | |
| beitragen, dass fossile Brennstoffe im Boden bleiben.“ | |
| Warum Entwicklungsländer ohne Schuldenerlass keine Chance haben in | |
| Klimaschutz zu investieren, haben wir mit Prof. Ulrich Volz von der | |
| University of London besprochen. [10][Hier gehts zum Interview.] | |
| ## Geschäfte und Gaststätten schließen in Garmisch-Partenkirchen | |
| Wegen des G7-Gipfels auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen schließen | |
| zahlreiche Geschäfte und Gaststätten in dem Touristenort an der Zugspitze. | |
| Einige Lokale hatten schon am Samstag, einen Tag vor Gipfelbeginn, | |
| geschlossen und ihre Außenbereiche abgesperrt. In vielen Geschäften und | |
| auch in einer Bankfiliale hingen Zettel mit Hinweisen auf Schließungen für | |
| die Zeit des Gipfeltreffens, das von Sonntag bis Dienstag dauern soll. | |
| Anders als beim letzten G7-Treffen auf Elmau vor sieben Jahren fehlten | |
| große Absperrungen oder Barrikaden zunächst. 2015 hatten viele Einwohner | |
| vor allem Sorge um die farbenfrohen sogenannten Lüftlmalereien an den | |
| Fassaden ihrer Häuser. „Wir verlassen uns dieses Mal auf die Polizei“, | |
| sagte der Besitzer eines Souvenirladens. Ein Auktionshaus, das sich auf | |
| Oldtimer spezialisiert hat, fuhr allerdings schwerere Geschütze auf. Davor | |
| wurden Schiffscontainer positioniert, um die alten Autos zu schützen. (dpa) | |
| ## Worum es geht | |
| Die Kundgebung hat vier Schwerpunkte: den Ausstieg aus fossilen Energien, | |
| Erhalt von Tier- und Pflanzenvielfalt, die soziale Gerechtigkeit auf dem | |
| Planeten und die Bekämpfung des Hungers. Darauf konnte man sich unter den | |
| 15 Verbänden, die zur Demo aufgerufen hatten, einigen. Ansonsten ist das | |
| Bündnis sehr breit aufgestellt, reicht von Greenpeace über Attac bis zu | |
| Brot für die Welt – Organisationen, die sehr unterschiedliche Sichtweisen | |
| mitbringen. | |
| So findet Christoph Bautz, Vorstand von Campact, den G7-Gipfel eigentlich | |
| eine feine Sache. Wenn nur die Ergebnisse stimmten! Es sei wichtig, dass | |
| Länder zusammenkämen, die „ganz klar zu Demokratie und Rechtsstaat stehen�… | |
| Demokratie? Rechtsstaat? Für Uwe Hiksch vom Bundesvorstand der | |
| Naturfreunde, der die Kundgebung angemeldet hat, ist Elmau nichts anderes | |
| als eine Zusammenkunft „imperialer Staaten“. | |
| ## Es geht los | |
| Die Theresienwiese füllt sich langsam. Auf der einen Hälfte werden bereits | |
| die Zeltgerippe für das Oktoberfest 2022 aufgebaut, auf der anderen Hälfte | |
| kommen langsam die G7-Demo-Teilnehmer*innen zusammen. „Imperialismus | |
| beginnt hier“, steht auf einem riesigen Transparent. „Greifen wir ihn an.“ | |
| Kommunistische Zeitungen werden verkauft. | |
| Gegen 12.30 Uhr ist dann auch die Auftaktkundgebung mit Reden von der | |
| Greenpeace Jugend gestartet. Fiona und Kylian fordern, endlich die Weichen | |
| für erneuerbare Energien zu stellen und nicht weiter Fossile einzukaufen. | |
| Außerdem könne Gas nicht einfach durch Kohle ersetzt werden. | |
| Gegen 13 Uhr wollen sich die Demonstrant*innen dann auf einen | |
| 4,5-Kilometer-Marsch durch die Stadt machen, der wieder hier endet. Mit | |
| rund 20.000 Teilnehmern wurde gerechnet. 2015, beim ersten G7-Gipfel auf | |
| Schloss Elmau waren es 35.000. Schau'n mer mal! | |
| Auch von der Polizei sind ganz viele da: 3.000 Beamt*innen sollen den | |
| Zug sichern. Das sind immerhin ein Sechstel der insgesamt für den Gipfel im | |
| Einsatz befindlichen Ordnungskräfte. Man rechne auch mit einem schwarzen | |
| Block, hatte Einsatzleiter Michael Dibowski im Vorfeld gesagt. In der Nacht | |
| auf Mittwoch waren vor einem Hotel in der Au acht Polizeiautos ausgebrannt. | |
| Die Polizei vermutet dahinter einen linksextremistischen Anschlag. | |
| ## Polizei testet Lautsprecher vor G7-Demo mit Defiliermarsch und Rock | |
| Normalerweise wird der bayerische Defiliermarsch zum Einzug des | |
| Ministerpräsidenten auf Veranstaltungen und Volksfesten gespielt, am | |
| Samstag wurde er auch auf der Münchner Theresienwiese gespielt. Gut eine | |
| Stunde vor Beginn der Großdemonstration testete die Polizei eine neue | |
| Lautsprecheranlage mit einem bunten Mix aus Musik – vom Defiliermarsch über | |
| volkstümliche Schlager bis zu deutschem Rock. | |
| Ob die Gipfelgegner viel von der musikalischen Untermalung mitbekamen, ist | |
| allerdings zweifelhaft: Sie versammelten sich einige hundert Meter entfernt | |
| auf der anderen Seite des Geländes, auf dem im Herbst das Münchner | |
| Oktoberfest stattfindet. (dpa) | |
| ## Scholz: Berge versetzen werden wir in Elmau nicht | |
| Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat vor Beginn des G7-Gipfels auf Schloss | |
| Elmau in Bayern die Erwartungen an das Treffen gedämpft. Elmau liege zwar | |
| in den Bergen, „Berge versetzen werden wir dort sicher nicht“, sagte Scholz | |
| am Samstag in seinem wöchentlichen Internet-Format „Kanzler kompakt“. Aber | |
| die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten könnten „wichtige | |
| Entscheidungen treffen und Dinge vorbereiten, die für uns alle nützlich | |
| sind“. | |
| Scholz empfängt am Sonntagmittag die Staats- und Regierungschefs der | |
| G7-Staaten zu dem dreitägigen Gipfel auf Schloss Elmau. Die Gruppe großer | |
| Industrieländer berät im Laufe des Tages zunächst über die | |
| weltwirtschaftliche Lage, internationale Partnerschaften bei Infrastruktur | |
| und Investitionen sowie die Wirksamkeit der gegen Russland verhängten | |
| Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs. | |
| Zur G7-Gruppe gehören neben Deutschland und den USA auch Frankreich, | |
| Großbritannien, Italien, Japan und Kanada. Der Ukraine-Krieg und seine | |
| wirtschaftlichen Folgen mit rasant steigenden Energiepreisen sind ein | |
| zentrales Thema des Treffens. Weitere Schwerpunkte sind die Klimapolitik | |
| und die globale Ernährungssicherheit. (afp) | |
| ## 🐾 20.000 Demonstrant:innen erwartet | |
| Am Sonntag treffen sich die Staats- oder Regierungschefs der „Gruppe der | |
| Sieben“ im Luxushotel Schloss Elmau, 100 Kilometer südlich von München – … | |
| selben Ort wie schon vor sieben Jahren, als Deutschland das letzte Mal | |
| G7-Gastgeber war. | |
| Die Gipfelgegner:innen haben sich da schon gewappnet und ein | |
| [11][Protestcamp in Garmisch-Partenkirchen] aufgebaut. Am Samstag haben sie | |
| zur Groß-Demonstration nach München eingeladen. Um 12 Uhr soll es losgehen, | |
| angekündigt ist der Protest bis 15 Uhr. | |
| „Klimakrise, Artensterben, Ungleichheit: Die G7-Staaten tragen | |
| Verantwortung dafür, dass sich die weltweiten sozialen und ökologischen | |
| Krisen immer dramatischer zuspitzen. Schluss damit. Gerecht geht anders.“ | |
| So lautet der [12][Aufruf zur Demo]. Auf Twitter lauten die Hashtags zur | |
| Demo #GerechtGehtAnders und #StopG7Elmau. | |
| Mehr als 20.000 Menschen werden erwartet. Mit dabei sind auch große | |
| Organisationen wie Attac, WWF und Greenpeace. Und natürlich die taz. | |
| ## 🐾 Gebremste Gipfelstürmerei | |
| Der G7-Gipfel müsste gar nicht im abgeschiedenen Elmau stattfinden. Denn | |
| die globalisierungskritische Protestbewegung ist erlahmt. Was sind die | |
| Gründe? [13][taz-Redakteur Christian Jakob schaut zurück auf die | |
| G7-Protestgeschichte.] | |
| ## 🐾 Worum es in Elmau geht: Der Wunsch nach Harmonie | |
| In Zeiten von Krieg und Klimakrise will G7-Gastgeber Deutschland für einen | |
| Schulterschluss der führenden Demokratien sorgen. | |
| Endlich mal in Ruhe unter 14 Augen reden: Der Olaf mit dem Joe, der | |
| Emmanuel mit dem Mario und dem Boris, der Fumio mit dem Justin. Die | |
| jährlichen Treffen der Staatschefs der sieben wirtschaftlich stärksten | |
| Demokratien sowie der EU dienen in erster Linie dem informellen Austausch. | |
| Gemeinsame Beschlüsse sind eh nicht bindend, da die G7 keine internationale | |
| Organisation ist. Und doch kommt dem G7-Treffen in diesem Jahr eine | |
| besondere Bedeutung zu. [14][Welche, das hat taz-Parlamentskorrespondentin | |
| Anna Lehmann aufgeschrieben.] | |
| ## 🐾 Wo die G7 gipfeln: Bei Müllers auf'm Schloss | |
| Das Schloss Elmau ist wie gemacht für einen Gipfel, obwohl es im Tal liegt. | |
| So zumindest sieht das Schlossherr Dietmar Müller-Elmau, der den Gipfel | |
| etwas „ganz Tolles“ findet und sagt: „Ich habe dieses Hotel so gebaut, da… | |
| es perfekt ist für einen G7-Gipfel.“ Eine Behauptung, die in den Augen der | |
| Bundesregierung nicht ganz abwegig zu sein scheint, schließlich hat man | |
| sich nach 2015 in diesem Jahr schon zum zweiten Mal für das Schloss als | |
| Austragungsort der weltpolitischen Kaminrunde entschieden. | |
| Ab Sonntag werden sich hier Joe Biden, Olaf Scholz und Co. treffen – im | |
| tiefsten Süden der Republik, nach München sind es etwas mehr als hundert, | |
| nach Flensburg etwas mehr als tausend Kilometer. [15][Mehr über das Schloss | |
| Elmau erzählt taz-Korrespondent Dominik Baur.] | |
| 25 Jun 2022 | |
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| [1] / | |
| [2] https://twitter.com/tazgezwitscher | |
| [3] https://twitter.com/PerspektiveOn/status/1540687540973436928 | |
| [4] https://twitter.com/hashtag/StopG7 | |
| [5] https://twitter.com/hashtag/GerechtGehtAnders | |
| [6] https://twitter.com/tazgezwitscher | |
| [7] /Schwerpunkt-Krieg-in-der-Ukraine/!t5008150 | |
| [8] /Bundesregierung-ruft-Alarmstufe-aus/!5859879 | |
| [9] /Die-Ergebnisse-der-COP-26/!5815148 | |
| [10] /Oekonom-ueber-G7-Gipfel/!5862869 | |
| [11] /G7-Gipfel-in-Elmau/!5859499 | |
| [12] https://www.g7-demo.de/ | |
| [13] /Weniger-Protest-gegen-G7-Treffen/!5860722 | |
| [14] /G7-Gipfel-in-Elmau/!5862012 | |
| [15] /Wo-die-G7-gipfeln/!5862986 | |
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| G7-Gipfel in Elmau: Hunger, Krieg und Klimakrise | |
| Auf der Agenda des G7-Gipfels stehen drei Topthemen: Hunger, Krieg und | |
| Klimakrise. Alle sind befeuert durch Russlands Krieg in der Ukraine. | |
| Gipfel in Elmau: G7 in der Pflicht | |
| Die sieben reichsten Industrieländer haben Armut und Erderwärmung | |
| entscheidend mitzuverantworten. Und sie haben die Macht, Krisen zu lindern. | |
| Weniger Protest gegen G7-Treffen: Gebremste Gipfelstürmerei | |
| Der G7-Gipfel müsste gar nicht im abgeschiedenen Elmau stattfinden. Denn | |
| die globalisierungskritische Protestbewegung ist erlahmt. Was sind die | |
| Gründe? | |
| Landratsamt hält G7-Demonstrierende hin: Der Protest muss weiter warten | |
| Am Wochenende beginnt der G7-Gipfel, Protestierende wollen vor Ort | |
| demonstrieren. Die Bescheide des zuständigen Amtes sind noch nicht da. |