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# taz.de -- LNG-Terminals an der Nordseeküste: Flüssiggas ohne Vorsicht
> Bald soll in Brunsbüttel Flüssigerdgas – kurz LNG – umgeschlagen werden.
> Doch Protest regt sich. Sind die Anlagen wirklich sinnvoll?
Bild: Ein Tanker transportiert Flüssiggas/LNG (Liquified Natural Gas) über di…
Brunsbüttel/Berlin taz Auf dem Elbdeich bei Brunsbüttel hat man die gesamte
deutsche Energiegeschichte auf einmal im Blick: Zur Rechten liegt das seit
15 Jahren abgeschaltete [1][Atomkraftwerk]. Zur Linken befindet sich der
Elbehafen, in dem bisher große Mengen Kohle verladen und gelagert werden;
mittendrin drehen sich zwei Windräder.
Dazwischen summt ein riesiges Umspannwerk. Gleich nebenan entsteht gerade
eine Konverterstation für die [2][Suedlink-Leitung], über die künftig
Windstrom aus der Nordsee und Wasserkraftstrom aus Norwegen nach
Süddeutschland transportiert werden sollen. Etwas weiter im Norden, am
Nord-Ostsee-Kanal, befindet sich der Ölhafen und das Öllager für die
Raffinerie in der Nachbarstadt Heide.
Wenn es nach der Bundesregierung und den Energiekonzernen RWE und Gasunie
geht, wird in Brunsbüttel demnächst auch die Zukunft der Energieversorgung
Realität werden: „Hier soll ein festes Terminal für Flüssigerdgas
entstehen“, sagt Norbert Pralow und deutet von der Deichkrone aus auf die
Fläche des Kohlelagers und die benachbarte Wiese. „Und auf der anderen
Seite der Hafenanlage vor der Einfahrt zum Nord-Ostsee-Kanal ist ein
schwimmendes LNG-Terminal geplant.“
[3][LNG] steht für Liquified Natural Gas, also verflüssigtes Erdgas. Was
lange nur eine Abkürzung für Spezialisten war, ist inzwischen in aller
Munde. Denn LNG soll die Abkehr von russischem Erdgas ermöglichen: Statt
über Pipelines aus Russland soll das Gas künftig tiefgekühlt auf minus 163
Grad Celsius in riesigen Tankschiffen aus allen Teilen der Welt nach
Deutschland transportiert werden. Dazu braucht man Terminals an der Küste,
wo das LNG wieder in einen gasförmigen Zustand überführt und dann über
Anschlussleitungen in das bestehende Pipelinenetz eingespeist wird.
Um das innerhalb weniger Monate möglich zu machen, hat
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vier schwimmende Terminals
gechartert, sogenannte FSRUs (Floating Storage and Regasification Units) –
rund 300 Meter lange Schiffe, die fest im Hafen liegen, das flüssige Erdgas
von Tankschiffen aufnehmen und in gasförmigem Zustand in die Pipeline
überführen. Zusätzlich sollen in den nächsten Jahren mehrere feste
Terminals an Land gebaut werden. Wie viele genau es werden, ist noch offen;
das „LNG-Beschleunigungsgesetz“, das im Mai im Eilverfahren von Bundestag
und Bundesrat verabschiedet wurde, nennt dafür vier mögliche Standorte.
## Brunsbüttel ist mit zwei LNG-Terminals betroffen
Brunsbüttel ist gleich doppelt betroffen: Noch im kommenden Winter soll das
schwimmende Terminal im Elbehafen in Betrieb gehen, voraussichtlich im Jahr
2026 das feste Terminal.
„Das müssen wir verhindern“, sagt Norbert Pralow, während er zusammen mit
mehreren Mitstreitern über den Deich wandert. Der 71-Jährige frühere
Schiffsbauingenieur – grauer Bart, kurze Hose, Treckingschuhe und
Fleecejacke – engagiert sich für den Umweltverband BUND gegen die Gaspläne.
Um Naturschutz geht es ihm dabei nicht – anders als im niedersächsischen
Wilhelmshaven, wo bei den Bauarbeiten für das geplante LNG-Terminal seltene
Schweinswale bedroht sind. Bei Brunsbüttel gibt es keine Schweinswale.
In der schleswig-holsteinischen Industriestadt, wo im Hintergrund gerade
zwei riesige Containerschiffe die Elbe hinauffahren, sieht Pralow andere
Gefahren: Neben der festen Anlage, in der über 300.000 Kubikmeter
verflüssigtes Erdgas gelagert und aufbereitet werden sollen, liegt nicht
nur das AKW-Zwischenlager mit hochradioaktivem Atommüll. 80 Meter von dem
geplanten Flüssiggastank befindet sich zudem eine Verbrennungsanlage für
Giftmüll.
Nördlich davon stehen wiederum zwei Chemiewerke, in denen
Kunststoffderivate und Pflanzenschutzmittel produziert werden. Jedes dieser
Unternehmen gilt – ebenso wie die Flüssigerdgas-Terminals – als
„Störfallbetrieb“ der oberen Klasse im Sinne der EU-Seveso-Verordnung.
Solche Betriebe müssen einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu
Wohnhäusern einhalten – erst recht aber zu anderen Störfallbetrieben.
Wie groß dieser Abstand sein muss, legt das Gesetz allerdings nicht fest;
das muss jeweils im Einzelfall ermittelt werden. Doch schon vor drei Jahren
war ein Rechtsgutachten im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe zu dem
Ergebnis gekommen, dass das Terminal am geplanten Standort nicht realisiert
werden kann. Auch der vorgesehene Bebauungsplan der Stadt hat eine solche
Anlage zunächst ausgeschlossen. Damals war das egal, weil sich ohnehin kein
Investor für das Projekt fand, dessen Baukosten sich in der Größenordnung
von 1 Milliarde Euro bewegen. Doch seit dem russischen Krieg gegen die
Ukraine ist alles anders.
Damit schneller und risikoärmer gebaut werden kann, ist der Bund mit 50
Prozent in die künftige Betreibergesesellschaft eingestiegen – und die
sieht die Anlagen in der direkten Nachbarschaft nicht als Problem. „Wir
gehen davon aus, dass das LNG-Terminal am geplanten Standort
genehmigungsfähig ist und sicher betrieben werden kann“, sagt Sprecher
Frank Laurich.
## Drohung mit einer Klage
Und auch ein Gutachten, das die Stadt Brunsbüttel beim TÜV Süd in Auftrag
gegeben hat, sieht keine Probleme. Allerdings betrachtet dieses vor allem
die Gefahr der einzelnen Anlagen für die nahe Wohnsiedlung, nicht aber den
Einfluss eines Störfallbetriebs auf einen anderen. „Ich gehe davon aus,
dass wir klagen werden, wenn das Terminal genehmigt wird“, sagt Reinhard
Knof, der eine Petition gegen den Bau der LNG-Terminals initiiert hat und
ebenfalls vor Ort ist, um den angereisten taz-Reporter zu informieren.
Dass Protest und Klagen viel bringen können, damit haben sie hier in
Brunsbüttel so einige Erfahrung. Knof, der als Pharmavertreter arbeitet und
im Anzug auf den Deich gekommen ist, hat sich schon gegen Fracking und die
unterirdische Speicherung von CO2 engagiert – beide Projekte scheiterten am
breiten Widerstand. Der BUND hat erfolgreich gegen mehrere Kohlekraftwerke
gekämpft, die in der Region geplant waren. Und Karsten Hinrichsen, ein
weiterer Mitstreiter, war schon dabei, als im Jahr 1981 über 100.000
Menschen gegen den Bau des Atomkraftwerks Brokdorf demonstriert haben,
dessen Kuppel von Brunsbüttel aus ein Stück elbaufwärts zu sehen ist.
Der promovierte Chemiker Knof berichtet fachkundig über mögliche
„Poolfeuer“, die sich beim Austreten von flüssigem Erdgas weit ausbreiten
können, sowie von Explosionen durch Methan-Luft-Gemische. Daneben geht es
den LNG-Gegnern aber noch um etwas anderes: Sie halten die Investition in
neue fossile Infrastruktur angesichts der Klimakrise für unverantwortlich.
„Statt alternative Gasquellen zu suchen, müssen wir uns darauf
konzentrieren, den Verbrauch zu senken“, ruft BUND-Mann Norbert Pralow
gegen das Dröhnen der Lastwagen an, die hinter dem Deich gerade Kohle
verladen.
Und was ist mit dem Importstopp für russisches Gas? Ist den Klimaschützern
in Brunsbüttel der Krieg etwa egal? „Natürlich nicht“, sagt Knof. „Aber…
brauchen diese Terminals nicht, um auf russisches Gas zu verzichten.“ Sie
berufen sich dabei auf Gutachten, die das Deutsche Institut für
Wirtschaftsforschung und das Forschungsinstitut Artelys erstellt haben.
Diese Papiere kommen tatsächlich zu dem Ergebnis, dass Deutschland auch
ohne eigene LNG-Terminals einen Importstopp für russisches Gas verkraften
könnte – allerdings mit Einschränkungen: Bei Artelys gilt die Aussage erst
ab 2025; in den nächsten drei Wintern könnte es durchaus Probleme geben.
Zudem müsste in diesem Szenario der Ausbau erneuerbarer Energien europaweit
stark beschleunigt werden; ob das gelingt, ist offen. Und das DIW-Gutachten
konzentriert sich auf Deutschland, ohne zu beachten, dass bei einem
EU-weiten Lieferstopp für russisches Gas auch in anderen Ländern der Bedarf
an nichtrussischem Gas steigen würde. Zudem erklärt es nur feste
LNG-Terminals für unnötig; die schwimmenden dagegen böten sich „für die
zeitlich befristete Nutzung an“, heißt es in dem Gutachten.
Die großen deutschen Umweltverbände äußern sich denn auch etwas
zurückhaltender als die örtlichen LNG-Gegner. Zwar haben Deutsche
Umwelthilfe, Nabu und WWF gegen den vorzeitigen Baubeginn in Wilhelmshaven
Widerspruch eingelegt, und auch in Brunsbüttel ist das wahrscheinlich. Doch
eine grundsätzliche Ablehnung ist damit nicht verbunden.
„Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse erscheinen uns zeitlich
befristete Maßnahmen, um eine drohende akute Gasknappheit abzuwenden,
akzeptabel“, erklären Greenpeace, BUND, WWF, Nabu, DNR, Germanwatch und
Deutsche Umwelthilfe im Mai in einem gemeinsamen offenen Brief. Sprich:
Zumindest einzelne schwimmende Terminals mit eng begrenzter Laufzeit würden
sie akzeptieren. Die festen Terminals an Land lehnen die Umweltverbände
hingegen ab. „Die Pläne der Bundesregierung würden zu einer massiven
Überversorgung mit fossilem Gas führen“, sagt dazu Constantin Zerger,
Leiter der Energieabteilung bei der [4][Umwelthilfe].
Das von Robert Habeck geführte Wirtschaftsministerium bestreitet das. Die
deutschen Gasimporte aus Russland „lagen 2021 bei 46 Milliarden
Kubikmeter“, schreibt die Pressestelle. Die Kapazität der vier schwimmenden
Terminals gibt das Ministerium mit zunächst 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas
pro Jahr an, die beiden festen Terminals, die in Brunsbüttel und Stade
geplant seien, wären zusammen für weitere 21 Milliarden Kubikmeter gut. Die
Gesamtkapazität dieser sechs Terminals von 41 Milliarden Kubikmetern „würde
das russische Importvolumen somit nicht überschreiten“, schreibt das
Ministerium.
Doch diese Rechnung ist in doppelter Hinsicht verkehrt: Zum einen sind die
Gasimporte aus Russland bereits stark gesunken; statt 55 Prozent wie im
Jahr 2021 stammen aktuell nur noch 35 Prozent des deutschen Gasbedarfs aus
Russland, schreibt das Ministerium selbst in seinem jüngsten
„Fortschrittsbericht Energiesicherheit“. Aufs Jahr berechnet entspricht das
demnach statt 41 nur noch 29 Milliarden Kubikmetern Gas aus Russland. Zum
anderen liegt die Gesamtkapazität der schwimmenden Terminals nicht bei 20,
sondern bei über 30 Milliarden Kubikmeter pro Jahr; das zumindest geht aus
den technischen Angaben der Reedereien klar hervor.
Wie groß der künftige Bedarf an LNG-Importen tatsächlich sein wird, ist
unklar. Einerseits könnte er größer sein, weil ein Teil des in Deutschland
angelandeten Erdgases in Nachbarländer ohne eigenen Meereszugang wie
Österreich oder Tschechien weitergeleitet wird. Andererseits gehen alle
Szenarien davon aus, dass der Gasbedarf in Europa mittelfristig sinkt, weil
immer mehr Heizungen ausgetauscht, Häuser gedämmt und Industrieprozesse
umgestellt werden. Der Umstieg auf LNG, das durch den aufwendigen Transport
deutlich teurer ist als Pipelinegas, dürfte diesen Prozess stark
beschleunigen.
Das alles bestätigt auch das Haus von Robert Habeck. Doch auf die
entscheidende Frage, von welchem Erdgasbedarf das Wirtschaftsministerium im
kommenden Jahrzehnt ausgeht, gibt es keine Antwort. „Langfristig wird der
Gasbedarf zurückgehen, um das Ziel der Klimaneutralität in 2045 zu
erreichen“, heißt es lediglich. Und – Überraschung: „Der Gasbedarf in d…
Transformationsphase hängt von diversen Einflussfaktoren ab.“
## Vom Flüssiggas zum Wasserstoff?
Um zu rechtfertigen, dass mehrere dauerhafte LNG-Terminals gebaut werden
müssten, hat die Bundesregierung noch ein weiteres Argument: „Terminals und
Leitungen sollen künftig auch für Wasserstoff genutzt werden; denn darin
liegt die Zukunft.“ Das sagte Bundeskanzler Olaf Scholz am 1. Juni im
Bundestag. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck hat das immer wieder
erklärt. Tatsächlich sehen alle Szenarien vor, dass für eine klimaneutrale
Wirtschaft große Mengen Wasserstoff benötigt werden, der aus dem Ökostrom
von Wind- und Solarkraftwerken erzeugt wird.
Doch dass die LNG-Terminals später tatsächlich für den Import von
Öko-Energie genutzt werden, daran haben nicht nur die Männer in Brunsbüttel
großen Zweifel. „Wie das in der Praxis funktionieren soll, davon ist wenig
zu hören“, sagt BUND-Mann Norbert Pralow, während er an den Schafen
vorbeiläuft, die friedlich auf dem Deich grasen.
Jakob Wachsmuth forscht in Karlsruhe am Fraunhofer-Institut für System- und
Innovationsforschung im Competence Center Energiepolitik und Energiemärkte.
Derzeit arbeitet er an einer Studie zur Nachrüstbarkeit von
Flüssigerdgas-Terminals. Die ist noch nicht fertig, aber sein Zwischenfazit
ist ernüchternd: „Die Diskussion über die spätere Nutzung der LNG-Terminals
für den Import von Wasserstoff findet auf einer technisch noch nicht
ausgereiften Grundlage statt“, sagt Wachsmuth.
Dass in den Terminals eines Tages tatsächlich Wasserstoff angelandet wird,
hält Wachsmuth für wenig wahrscheinlich. „Flüssigen Wasserstoff zu
transportieren und wieder zu vergasen, erfordert aufgrund der extrem
niedrigen Temperatur eine ganz andere Kühltechnik und Isolation“, sagt der
Wissenschaftler. Denn während LNG bei minus 163 Grad transportiert wird,
erfordert flüssiger Wasserstoff eine Temperatur von minus 253 Grad – nahe
am absoluten Nullpunkt. „Wenn man ein LNG-Terminal nicht von vornherein
darauf ausrichtet, muss man es später in großen Teilen neu bauen.“
Richtet man die Terminals aber auf die spätere Nutzung mit Wasserstoff aus,
dann vervielfachten sich die Investitionskosten, erläutert Wachsmuth. „Weil
völlig unklar ist, ob es später überhaupt einen Markt für flüssigen
Wasserstoff gibt, kann ich mir nicht vorstellen, dass Investoren dieses
Risiko eingehen werden.“
Auch Rainer Baake, ehemals Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium
und jetzt Leiter der Stiftung Klimaneutralität, glaubt nicht an den Import
von Wasserstoff per Schiff. Der Aufwand dafür sei so hoch, dass die
Kostenvorteile der Wasserstoffproduktion in Ländern mit mehr Wind und Sonne
dadurch mehr als aufgefressen werden. „Den Wasserstoff, den wir in
Deutschland benötigen, werden wir selbst herstellen und über Pipelines
importieren“, sagt Baake.
## Machbarer: Ammoniak statt Flüssiggas
Realistischer wäre es, den Wasserstoff in Ammoniak zu verwandeln, denn
diese Verbindung lässt sich bereits bei einer Temperatur von minus 33 Grad
Celsius in flüssiger Form transportieren. „Die LNG-Terminals darauf
vorzubereiten, würde die heutigen Investitionen voraussichtlich nur um 6
bis 12 Prozent erhöhen“, sagt Wachsmuth. Wenn Ammoniak direkt genutzt wird
– etwa für die Düngerherstellung –, dürfte der Import darum Sinn ergeben.
Ob es auch wirtschaftlich sei, den Ammoniak wieder in Wasserstoff
zurückzuverwandeln, ist dagegen offen. „Die Technik ist noch nicht in
großem Rahmen erprobt.“
Die Bundesregierung scheint von solchen Fragen nicht beeindruckt zu sein.
In der Begründung für das LNG-Beschleunigungsgesetz kündigt sie an: „Die
landgebundenen LNG-Terminals und die für die Anbindung der LNG Anlagen
erforderlichen Erdgasleitungen sollen bereits wasserstoff-ready geplant
werden, um eine möglichst frühzeitige Umstellung auf Wasserstoff zu
ermöglichen.“
Allerdings: Im eigentlichen Gesetzestext ist gar keine Rede davon, dass die
LNG-Terminals von Anfang an für den späteren Import von Wasserstoff
vorbereitet sein müssen. Dort heißt es lediglich, dass ein Weiterbetrieb
der Terminals nach dem Jahr 2043 nur zulässig ist, wenn sie von diesem
Zeitpunkt an mit klimaneutralem Wasserstoff oder mit Wasserstoffderivaten
wie Ammoniak betrieben werden. Bis 2043 – also zwei Jahre vor der geplanten
vollständigen Klimaneutralität Deutschlands – dürfen sie komplett für den
Import von fossilem Flüssigerdgas genutzt werden.
Tatsächlich haben die künftigen Betreiber in Brunsbüttel noch keine
konkreten Pläne für einen späteren Umstieg. Das Konsortium erklärt: „Wir
prüfen derzeit, welches die beste Variante dafür ist.“ Starten will man
aber offenbar unabhängig von dieser Entscheidung: „Zunächst ist unsere
Aufgabe, jetzt zügig, sorgfältig und solide das LNG-Terminal zu bauen“,
sagt German-LNG-Sprecher Frank Laubig.
Ob das am Ende wirklich passiert, ist aber noch nicht entschieden. Denn
während die Bauarbeiten für das schwimmende Terminal in Brunsbüttel
demnächst beginnen dürften, bestehen für die festen Terminals an Land noch
einige Hürden. Denn trotz des LNG-Beschleunigungsgesetzes braucht es eine
Umweltverträglichkeitsprüfung. Und dort ist mit zahlreichen Einwänden zu
rechnen.
Zudem nehmen offenbar auch im Wirtschaftsministerium die Zweifel an den
festen Terminals zu. Während seiner Reise nach Israel erklärte Robert
Habeck, der Gasbedarf in Deutschland werde „in der mittelfristigen
Perspektive schon weniger“ werden. Investitionen in eine Technik, die auf
20 Jahre langen LNG-Import angelegt ist, passen dazu kaum.
8 Jun 2022
## LINKS
[1] /Atomkraftwerk-kann-abgerissen-werden/!5557934
[2] /Tennet-Chef-Hartman-ueber-Stromtrassen/!5032271
[3] /Umweltverbaende-zu-LNG-Terminals/!5851974
[4] https://www.duh.de/home/
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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