Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Schifffahrtkrise wegen Ukrainekrieg: Kriegsfolgen auf hoher See
> Viele der 1,9 Millionen Seeleute weltweit sind Ukrainer oder Russen – der
> Krieg stürzt sie in eine Krise. Vor allem die Frachtschifffahrt leidet.
Bild: Ukrainische Seeleute beim Billard im Seemannsclub „Duckdalben“, Hambu…
Hamburg taz | Der Ukrainekrieg schlägt auch auf See hohe Wellen. Zwar sind
die Handelsflotten Russlands und der Ukraine gemessen an der deutschen
klein, nicht aber die Zahl der Seeleute. Ukrainische und russische
Seefahrer stellen auf den Schiffen der deutschen Handelsflotte laut
Reederverband [1][VDR] in Hamburg einen wichtigen Teil der Besatzungen:
Etwa 5.000 Seefahrer aus beiden Ländern arbeiten teilweise an Bord
desselben Schiffes. Das entspricht nahezu der Zahl der deutschen Matrosen
und Offiziere.
Vor allem als Offiziere sind ukrainische und russische Seeleute auch
international nahezu unverzichtbar. Die Zahl der Russen auf hoher See wird
auf rund 200.000 beziffert, 76.000 sind Ukrainer. Weltweit stellen
Crew-Mitglieder aus beiden Staaten damit rund 15 Prozent aller 1,9
Millionen Seeleute. „Sie könnten Schwierigkeiten haben, in ihre Heimat
zurückzukehren oder nach Ablauf ihrer Verträge wieder auf die Schiffe zu
kommen“, warnt eine am Dienstag veröffentlichte [2][Studie der Allianz] in
München.
Belastend für die Besatzungen bleibt weiterhin die Coronapandemie. Vor
allem vor chinesischen Häfen stauen sich Hunderte Frachter. Doch auch
unabhängig davon spricht Justus Heinrich von der
Allianz-Schifffahrtsversicherung AGCS von einer „Besatzungskrise“.
Denn die Nachfrage nach Crew-Mitgliedern ist infolge der anziehenden
Weltwirtschaft vor allem in Asien hoch, doch viele qualifizierte und
erfahrene Seeleute verlassen die Branche. Innerhalb von fünf Jahren werde
es an Offizieren ernsthaft mangeln.
## 2021 mehr Schiffsunfälle
Bei Seeleuten, die an Bord bleiben, sei die Arbeitsmoral niedrig, da der
wirtschaftliche Druck, anspruchsvolle Vorschriften und die physische
Belastung hoch sind. Eine solche Arbeitssituation erhöhe die Fehlerneigung
– 75 Prozent der Zwischenfälle in der Schifffahrt führt die Allianz auf
menschliches Versagen zurück.
So stieg 2021 die Zahl der gemeldeten Schiffsunfälle. In den engen
Fahrgebieten um die Britischen Inseln ist die Zahl traditionell am höchsten
(668 von 3.000). Brände, wie der an Bord des Autotransporters „Felicity
Ace“ im Atlantik, führten im vergangenen Jahr zu 54 Totalverlusten von
großen Schiffen. In solchen Notfällen kann die Größe der Schiffe zum
Problem werden: Denn viele Häfen sind einfach zu klein für die dicken Pötte
mit bis zu 24.000 Containern an Bord und es mangelt an passenden
Bergungskapazitäten.
Brände brechen häufig in Containern aus, was die Folge von falsch
deklarierter gefährlicher Ladung wie Chemikalien und Batterien sein kann –
etwa 5 Prozent der verschifften Stahlboxen sind heimlich mit Gefahrgütern
gefüllt. Auch die wachsende Zahl von Elektrofahrzeugen, die auf dem Seeweg
transportiert werden, erhöht das Brandrisiko: Zum einen sind die
Lithium-Ionen-Akkus hoch entzündlich, zum anderen können die bordeigenen
Löscheinrichtungen ein schnell loderndes Feuer kaum rechtzeitig eindämmen.
10 May 2022
## LINKS
[1] /Welthandel-in-Coronazeiten/!5749570
[2] https://www.presseportal.ch/de/pm/100008591/100889010
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Schifffahrt
Allianz
Ukraine
Russland
Frachtschiff
Lesestück Recherche und Reportage
Containerschifffahrt
Schwerpunkt Klimawandel
Nato
Schwerpunkt Coronavirus
Schifffahrt
Schifffahrt
## ARTIKEL ZUM THEMA
Arbeitsbedingungen auf Containerschiffen: „Ozeane gleichen dem Wilden Westen�…
Auf vielen Schiffen herrschen miserable Arbeitsbedingungen.
Hafen-Kontrollen der Gewerkschaften sollen das ändern. Die taz ist mit an
Bord gegangen.
Klimaneutraler Seeverkehr: Akku-Schiffe lohnen sich
Für Entfernungen bis 1.000 Kilometer sind batteriebetriebene
Containerschiffe konkurrenzfähig. Und es gibt noch mehr Potenzial.
Deutsche Schiffbauer enttäuscht: Energiewende nützt Werften wenig
Die deutsche Schiffbauindustrie hatte auf Aufträge im Zusammenhang mit dem
Ausbau der Offshore-Windräder gehofft. Bislang vergeblich.
Finnland und Schweden wollen in die Nato: Zustimmung mit Tempo
Schweden und Finnland treten wohl der Nato bei. Die derzeitige Bedrohung
hat die Meinungen in den beiden Ländern verändert.
Welthandel in Coronazeiten: Meere voll mit Containerschiffen
Der globale Handel auf dem Seeweg boomt. Die Reeder machen nach langen
Krisenjahren wieder Gewinne. Nur die Transportbehälter werden knapp.
Entsorgung auf Kosten der Umwelt: Schiffe landen auf der Müllkippe
23 Schiffe deutscher Reeder sind im vergangenen Jahr unter katastrophalen
Bedingungen in Ostasien abgewrackt worden.
Maritime Wirtschaft will Geld: Saubere Schiffe mit Staatsknete
Maritime Verbände fordern millionenschwere Subventionen für den Umstieg auf
umweltfreundlichen Treibstoff. Flüssiggas sei ökologisch, aber zu teuer.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.