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# taz.de -- Welthandel in Coronazeiten: Meere voll mit Containerschiffen
> Der globale Handel auf dem Seeweg boomt. Die Reeder machen nach langen
> Krisenjahren wieder Gewinne. Nur die Transportbehälter werden knapp.
Bild: Die Häfen sind ein Flaschenhals im Welthandel
Hamburg taz | Während [1][viele Geschäfte hierzulande weiter geschlossen
sind], zieht der Welthandel deutlich an. Im letzten Quartal 2020 legte der
globale Warenaustausch um 4 Prozent zu, nachdem er die drei Monate davor
schon um 11,5 Prozent gewachsen war. Das meldet das Büro für
wirtschaftspolitische Analysen in Den Haag. Der Trend dürfte sich
fortsetzen. Das zeigt sich an den Reedereien, von denen eine nach der
anderen gute Zahlen präsentiert.
Der weltgrößte Schifffahrtskonzern Maersk konnte seinen Gewinn 2020 auf 2,7
Milliarden Euro verdreifachen, Deutschlands größte Reederei, Hapag-Lloyd,
meldet ein Ergebnis in der gleichen Höhe. Auch für 2021 sieht Hapag-Lloyd
eine „außergewöhnlich hohe Nachfrage“ nach Containertransporten. Das
teilstaatliche Unternehmen erwartet für das erste Quartal einen Gewinn von
1,5 Milliarden Euro – dreimal so viel wie im letzten Quartal vor Corona.
Auch der [2][Containerumschlag-Index des RWI Leibniz-Institut für
Wirtschaftsforschung und des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und
Logistik in Bremen] steigt nach der Januar-Schnellschätzung weiter. Das
liegt vor allem daran, dass Chinas Wirtschaft 2020 trotz allem gewachsen
ist. „Auch zu Beginn dieses Jahres stützt die [3][steigende Nachfrage vor
allem aus China] den Welthandel und damit auch die deutschen Exporte“, sagt
RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt.
Der Index umfasst die Bewegungen in 91 internationalen Häfen, auf die rund
60 Prozent des weltweiten Umschlags entfallen. Da der internationale Handel
weitgehend per Seeschiff abgewickelt wird, so die Forscher, sei der Index
ein guter Frühindikator der weltwirtschaftlichen Aktivitäten.
## Frachtraum wird knapp
Die Nachfrage wächst so schnell, dass das Angebot an Frachtraum nicht
mithalten kann. Erschwerend hinzu kommt das Ungleichgewicht in den
Handelsbeziehungen: Weil weit mehr Waren aus Asien nach Europa und
Nordamerika geliefert werden als von dort nach Asien, sind leere Container
in Südostasien längst knapp. Zudem bremsen – meist durch die
Coronamaßnahmen der Staaten bedingte – Staus in manchen Häfen den Verkehr.
Der Preis für einen Container von Asien nach Europa soll nach
Medienberichten seit dem Sommer um etwa das Sieben- bis Zehnfache gestiegen
sein. Forderungen nach einem Höchstcharterpreis wurden laut. Nach Angaben
des Verbands Deutscher Reeder (VDR) betreffen die „extremen Preise“, über
die berichtet werde, aber nicht das normale Geschäft. Sie würden lediglich
auf dem sogenannten Spotmarkt gefordert, wenn also kurzfristig Ladung
verschifft werden soll.
VDR-Geschäftsführer Ralf Nagel verwies während der Jahrespressekonferenz im
Februar darauf, dass die maritime Industrie seit der Finanzkrise zehn
schlechte Jahre hinter sich habe. Wer jetzt einen Höchstcharterpreis wolle,
so der frühere Bremer Senator, müsse in schlechten Zeiten auch eine
Mindestcharter fordern.
Tatsächlich haben die großen Reedereien langfristige Verträge mit
Logistikkonzernen wie Kühne oder DHL und mit der Industrie. Hier sind die
Preisanstiege eher moderat. Laut Hapag-Lloyd sind die Frachtraten pro
Container 2020 von 1.072 auf 1.115 US-Dollar gestiegen. Immerhin:
Angesichts von 12 Millionen Boxen, die pro Jahr verschifft werden, kommt
auch dabei einiges zusammen.
2 Mar 2021
## LINKS
[1] /Ein-Jahr-Corona-in-Berlin/!5752344
[2] https://www.rwi-essen.de/containerindex
[3] /Archiv-Suche/!5753184&s=welthandel&SuchRahmen=Print/
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
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