| # taz.de -- Maritime Wirtschaft will Geld: Saubere Schiffe mit Staatsknete | |
| > Maritime Verbände fordern millionenschwere Subventionen für den Umstieg | |
| > auf umweltfreundlichen Treibstoff. Flüssiggas sei ökologisch, aber zu | |
| > teuer. | |
| Bild: Seit Mitte Juni pendelt die Flüssiggas-Fähre „Ostfriesland“ zwische… | |
| HAMBURG taz | Lang ist er, der Wunschkatalog der maritimen Wirtschaft, und | |
| teuer obendrein. 15 Millionen Euro pro Schiff solle die Bundesregierung | |
| zuschießen, damit Reeder den umweltfreundlichen Treibstoff Flüssigerdgas | |
| (LNG) einsetzen. | |
| „Ohne ein breites Förderprogramm für den Um- und Neubau LNG-betriebener | |
| Schiffe werden sich die Barrieren für den Markteintritt nicht abbauen | |
| lassen“, formuliert im schönsten Ökonomendeutsch Ralf Nagel, | |
| Geschäftsführer des Verbands deutscher Reeder (VDR) in Hamburg. Denn | |
| Schiffe, die mit Flüssiggas fahren können, seien wegen spezieller Motoren | |
| und neuartiger Technik bis zu 25 Prozent teurer, so Nagel. | |
| Und deshalb stellen sich der VDR, der Verband für Schiffbau und | |
| Meerestechnik, der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe, der | |
| Zentralverband Deutscher Schiffsmakler und die Maritime LNG-Plattform in | |
| einem am Donnerstag vorgestellten gemeinsamen Papier drei Instrumente vor: | |
| eine Innovationsoffensive, ein Förderprogramm für die Ausrüstung von | |
| Schiffen mit LNG-Antrieb sowie einheitliche rechtliche Standards in den | |
| Häfen. | |
| ## Kreuzfahrtreederei als Vorreiter | |
| LNG habe „großes Potenzial, um die Belastung durch Schwefel, Feinstäube und | |
| Stickoxide in küstennahen Regionen und Hafenstädten deutlich zu senken“, | |
| sagte Georg Ehrmann, Geschäftsführer der Maritimen LNG Plattform, einem | |
| branchenübergreifenden Bündnis von mehr als 70 nationalen und | |
| internationalen Unternehmen, Verbänden und Häfen. | |
| Die Nutzung von LNG biete „nicht nur höheren Umweltschutz, sondern große | |
| Chancen für zusätzliche Wertschöpfung und hochwertige Arbeitsplätze“. Die | |
| Mehrkosten ließen sich dennoch im Schiffsbetrieb nicht refinanzieren, so | |
| Nagel: „An diesem harten wirtschaftlichen Fakt kommen wir nicht vorbei.“ | |
| Allerdings hatte Deutschlands größte Kreuzfahrtreederei Aida kürzlich | |
| angekündigt, die weltweit ersten Luxusliner mit LNG-Antrieb zum Stückpreis | |
| von gut 500 Millionen Euro bei der Meyer-Werft im emsländischen Papenburg | |
| bauen zu lassen. Aida-Umweltdirektorin Monika Griefahn sieht ihre Reederei | |
| mit diesem „Green-Cruising-Konzept“ als Vorreiter in der Branche. | |
| Schließlich lebe der Kreuzfahrttourismus „von sauberer Umwelt und sauberen | |
| Meeren“. | |
| Lob dafür bekam sie sogar vom Naturschutzbund (Nabu). „Unser jahrelanger | |
| Einsatz für saubere Schiffe zeigt Wirkung“, sagt Nabu-Schifffahrtsexperte | |
| Malte Siegert. „Die LNG-Schiffe sind ein wichtiger Schritt in die richtige | |
| Richtung.“ Dadurch würde die gesamte Branche unter Druck gesetzt, sich | |
| stärker im Umweltschutz zu engagieren, hofft er. | |
| ## LNG-Tankstellen lohnen sich nicht immer | |
| Seit Mitte Juni verkehrt bereits die erste Flüssiggas-Fähre auf der | |
| Nordsee. Die „Ostfriesland“ pendelt zwischen Emden und Borkum. Fähren | |
| eignen sich besonders gut für LNG, weil sie immer denselben Weg fahren und | |
| deshalb in beiden Häfen betankt werden können. Denn ein Problem ist die | |
| Versorgung. LNG-Tankstellen lohnen sich erst bei hoher Nachfrage, sagen die | |
| Energiekonzerne. | |
| Außerdem stellt der neue Treibstoff Behörden vor neue Probleme: An den | |
| Genehmigungsverfahren sind bis zu 23 amtliche Stellen beteiligt, was die | |
| Prozedur in die Länge zieht. Notwendig seien deshalb beschleunigte | |
| Zulassungsverfahren nach einem festen Muster, fordert die LNG-Plattform. | |
| Zudem solle die öffentliche Hand, die rund 700 Schiffe betreibe, verstärkt | |
| in LNG-Schiffe investieren, zum Beispiel bei Zollschiffen und der | |
| Wasserschutzpolizei. | |
| „Das Betanken von LNG-Schiffen muss auch in deutschen Häfen | |
| selbstverständlich werden“, fordert Alexander Geisler, Geschäftsführer des | |
| Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler. „Dafür brauchen wir einheitliche | |
| Standards in den Seehäfen für den Umgang mit LNG.“ | |
| 27 Aug 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Sven-Michael Veit | |
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