# taz.de -- Kultur in Berlin unter Corona: Ein Neustart ist schwierig | |
> Zwei Jahre Corona in Berlin: Trotz schneller Hilfen ist nicht absehbar, | |
> wie viel der bunten Subkultur nach Corona noch übrig ist. | |
Bild: Keine Zuschauer, keine Einnahmen: Die Kinos – hier das International �… | |
BERLIN taz | Es ist klar, dass Berlins Kulturschaffende nicht als Gewinner | |
aus der Pandemie hervorgehen werden. Künstler*innen und Kreative waren | |
in dieser Stadt auch vor Corona traditionell oft prekärer unterwegs als | |
anderswo. Trotz steigender Mieten und Lebenshaltungskosten ist Berlin auch | |
über 30 Jahre nach dem Mauerfall oft noch günstiger als die meisten anderen | |
Großstädte des Landes, als die meisten Großstädte Europas sowieso. | |
Während sich also vor der Pandemie viele mit ein paar Auftritten hier und | |
ein paar Nebenjobs dort gerade so durchmogeln konnten, war [1][im März 2020 | |
plötzlich Schluss] damit. Die Meldungen überstürzten sich, dass Berlins | |
Kulturschaffenden mit großer Geschwindigkeit die Luft ausging. | |
Doch anders als auf Bundesebene und in anderen Bundesländern verwies die | |
Landespolitik Berlins Kulturschaffende, die ja einfach nicht mehr auftreten | |
durften und meist in anderer Form weiter arbeiteten, [2][nicht erst einmal | |
auf Hartz IV und Grundsicherung]. Sehr schnell und unbürokratisch konnten | |
viele schon [3][kurz nach Beginn des ersten Lockdowns im April 2020 | |
Soforthilfe] beantragen. Auch im Rückblick verwundert es viele, dass der | |
Bund erst im August 2020 mit seinem Programm Neustart Kultur nachzog, erst | |
eine Milliarde und wenig später eine zweite Milliarde locker machte. | |
## Berliner Initiativen als bundesweites Vorbild | |
Viele Kulturschaffende fühlen sich trotz nun drohender Rückgabeforderungen | |
bis heute weniger in die Ecke gedrängt als anderswo. Einige | |
Zusammenschlüsse, die den großen Stellenwert von Kultur gerade in | |
pandemischen Zeiten breit diskutierten, gingen von Berlin aus: Eine | |
Initiative, die sich fürs bedingungslose Grundeinkommen für | |
Kulturschaffende in der Pandemie engagiert zum Beispiel oder die Forderung, | |
Kultur im Grundgesetz zu verankern. | |
Dennoch ist noch nicht absehbar, was trotz der Hilfen aus der Politik bis | |
heute vor allem von Berlins vielfältiger, lebendiger Subkultur nach dem | |
Ende der Pandemie übrig geblieben sein wird. Auch, wenn in vielen | |
Institutionen in den letzten Monaten viel möglich war: Dank Maskenpflicht, | |
Zugangsbeschränkungen und Abstandsregeln kommt die Kultur wohl lange nicht | |
mehr an die Ticketerlöse vor der Pandemie heran. | |
Vor allem in der Veranstaltungsbranche [4][sind viele Menschen | |
abgewandert,] sodass es schwierig werden dürfte, die Kultur von jetzt auf | |
nachher wieder hochzufahren, sobald wieder Dinge unter freiem Himmel | |
möglich sein werden. | |
1 Mar 2022 | |
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[1] /Erster-Corona-Infizierter-in-Berlin/!5666548 | |
[2] /Berlins-Kultursenator-ueber-die-Pandemie/!5831808 | |
[3] /Zwei-Jahre-Corona-in-Berlin/!5837916 | |
[4] /Corona-und-die-Kulturbranche/!5834587 | |
## AUTOREN | |
Susanne Messmer | |
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