# taz.de -- Kriegsangst in der Ukraine: (Noch) kein Grund zur Panik | |
> Steht ein Einmarsch Russlands bevor? Politiker*innen versuchen, die | |
> Bevölkerung zu beruhigen. Westliche Medien geraten in die Kritik. | |
Bild: Platz der Unabhängigkeit in Kiew mit dem Bekenntnis: „Ich liebe die Uk… | |
KIEW taz | In bester Laune fasste der ukrainische Präsident Wolodimir | |
Selenski am Montagabend die Ergebnisse der Sitzung des Nationalen | |
Sicherheits- und Verteidigungsrates zusammen. „Wir haben alles im Griff, es | |
besteht kein Grund zur Panik.“ | |
Genau die wollte er denjenigen nehmen, die einen großen Krieg gegen | |
Russland kommen sehen. Auch Verteidigungsminister Alexei Resnikow sieht | |
aktuell keinen bevorstehenden russischen Einmarsch. Im Wesentlichen lasse | |
sich die aktuelle Lage mit der Situation von Ostern vergangenen Jahres | |
vergleichen. „Bei den russischen Truppen in der Nähe zur ukrainischen | |
Grenze ist kein einziger Stoßtrupp. Wenn dies so wäre, wäre dies ein | |
direkter Hinweis auf die aktive Vorbereitung einer Offensive gegen Kiew“, | |
zitiert das Portal Dserkalo Tyschnya den Minister. Die Wahrscheinlichkeit | |
eines russischen Angriffs am 20. Februar halte er für niedrig. | |
Damit widersprach Resnikow indirekt einer Einschätzung des | |
Oberbefehlshabers der ukrainischen Truppen in der Ostukraine, General | |
Alexander Pawljuk. Gegenüber der britischen Tageszeitung Times hatte | |
Pawljuk einen russischen Angriff am 20. Februar, dem Ende der Olympischen | |
Spiele in Peking, für möglich gehalten. | |
Gegenüber dem ukrainischen Dienst von BBC missbilligte Olexij Danilow, | |
Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates, die Panik, die | |
von „einigen Partnern der Ukraine“ verbreitet würde. Dies würde nur | |
Russland in die Hände spielen. | |
## Leichter zu manipulieren | |
Von der Washington Post fühlt er sich missverstanden. Ende Oktober hatte er | |
ein Gespräch mit einem Journalisten der Washington Post. „Was ich ihm | |
gesagt habe, haben sie nicht beachtet“, beschwert sich Danilow gegenüber | |
der BBC. Russland wolle doch nur Unruhe in die Ukraine bringen. Dabei sei | |
es leider sehr erfolgreich, so Danilow. | |
Insgesamt sei es für ein Land schlecht, [1][wenn die Bevölkerung in Panik | |
wäre], ließe sich doch das Volk leichter manipulieren. Dass Russland das | |
beabsichtige, sei nachvollziehbar, aber wenn das auch Partner machten, | |
werfe das doch gewisse Fragen auf, so Danilow. | |
Auf die russischen Manöver jenseits der russisch-ukrainischen Grenze | |
angesprochen, erklärte Danilow dem BBC, dort würden doch ständig Manöver | |
stattfinden: „Es ist ihr Gebiet, sie haben das Recht, sich nach links oder | |
auch nach rechts zu bewegen. Ist das für uns unangenehm? Ja, es ist | |
unangenehm, aber es ist nichts Neues für uns. Wenn dies für jemanden im | |
Westen neu ist, dann tut mir das leid.“ | |
Auch der Fraktionsvorsitzende der Regierungspartei „Diener des Volkes“, | |
Dawid Arachamia, beklagt sich laut dem Portal lb.ua, dass „die Situation | |
mit einem möglichen Einmarsch Russlands in die Ukraine von westlichen | |
Medien künstlich angefacht wird“. | |
## Zur Rückreise verpflichtet | |
[2][Derweil ziehen die ersten Botschaften ihr Personal ab.] In Israel, so | |
berichtet die Times of Israel, gebe es gar Überlegungen einer groß | |
angelegten Evakuierung. 75.000 Ostukrainer*innen, so die Zeitung, hätten | |
ein Anrecht auf die israelische Staatsbürgerschaft. Seit Montag dürfen | |
Mitarbeiter*innen der US-Botschaft die Ukraine verlassen, deren | |
Angehörige sind gar zur Rückreise verpflichtet. Und das Portal | |
apostrophe.ua berichtet, die britische Botschaft wolle die Hälfte ihres | |
Personals abziehen. | |
Unterdessen scheint wieder Bewegung in die Verhandlungen zu kommen. Am | |
heutigen Mittwoch treffen in Paris die politischen Berater der Staatschefs | |
des Normandie-Formates zusammen. Bei Treffen im sogenannten | |
Normandie-Format verhandeln Vertreter*innen Russlands, Deutschlands, | |
Frankreichs und der Ukraine über eine Lösung des Konflikts in der | |
Ostukraine. Das letzte Treffen fand im vergangenen August statt. | |
25 Jan 2022 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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