# taz.de -- Holocaust-Überlebende als Zeitzeugen: Die Erinnerung bewahren | |
> Je weniger Zeugen leben, desto mehr rückt die zweite Generation in den | |
> Fokus. Tswi Herschel, seine Tochter und die Enkelin zeigen auf die | |
> Zukunft. | |
Bild: Tswi Herschel mit seiner Enkelin Jessica vor dem Haus der Wannsee-Konfere… | |
Als das Licht in der Aula ausgeht, könnte man die sprichwörtliche | |
Stecknadel fallen hören, so still ist es geworden. Vorne an einem kleinen | |
Pult steht Tswi Herschel, ein drahtiger Mann von Ende 70. Ein paar hundert | |
Schüler:innen des Berliner Felix- Mendelssohn-Bartholdy-Gymnasiums | |
hängen gebannt an seinen Lippen. | |
Mithilfe einer Power-Point-Präsentation berichtet [1][Tswi Herschel], 1942 | |
im niederländischen Zwolle geboren, wie seine Eltern kurz danach mit ihm | |
ins Amsterdamer Ghetto ziehen mussten und ihn, das gerade einmal vier | |
Monate alte Baby, Pflegeeltern übergaben, auf dass das Kind die deutsche | |
Besatzung überleben sollte. Sie selbst wurden im Sommer 1943 deportiert und | |
im Vernichtungslager [2][Sobibor] ermordet, 24 und 27 Jahre alt. | |
Nach seinem Vortrag und den Fragen der Jugendlichen, zahlreich und zugleich | |
mit respektvollem Zögern gestellt, steht Tswi Herschel am Podium der Aula. | |
In seiner schwarzen Lederjacke wirkt er jünger, als er ist, die blauen | |
Augen blicken aufmerksam und kämpferisch, als er sagt: „Ich bin ein | |
Überlebender, kein Opfer. Ich habe mich nie als Opfer gefühlt. Ich bin sehr | |
froh, dass ein lebendiger Jude vor der deutschen Jugend den Mund aufmachen | |
kann, damit sie im Hinblick auf den Judenhass in eine andere Richtung geht. | |
Es ist ihre Zukunft, aber ihre Zukunft ist auch meine Zukunft und die | |
meiner Familie.“ | |
Ende August 2021 ist Tswi Herschel für einige Lesungen nach Berlin | |
gekommen. Er ist nicht allein unterwegs. Bei ihm ist, wie immer, seine | |
Tochter Natali, 54 Jahre alt, und zum ersten Mal auch die 17-jährige | |
Enkelin Jessica. | |
Natali ist nicht einfach nur die Begleiterin ihres Vaters, die seit mehr | |
als zehn Jahren an seiner Seite steht, wenn er auf seinen Reisen über den | |
Holocaust berichtet. Die Power-Point-Präsentation hat sie, als | |
Selbstständige im Bereich Business Development tätig, basierend auf der | |
Lebensgeschichte ihres Vaters entwickelt. „Dadurch wurde sie eigentlich zum | |
Motor des Ganzen“, sagt Tswi Herschel. | |
## Die Tochter als Vermittlerin von Vaters Geschichte | |
Anfangs agierte Natali bei den Vorträgen noch im Hintergrund. Schon bald | |
wurden ihr als Tochter eines Überlebenden immer mehr Fragen gestellt. Sie | |
tauschte sich mit anderen Betroffenen aus und spezialisierte sich auf die | |
Frage, wie der Holocaust die nachfolgenden Generationen beeinflusst. „Es | |
ist sehr wichtig, die Geschichte deiner Eltern nicht nur nachzuerzählen, | |
sondern an das eigene Leben zu koppeln. Sonst könnte man den Leuten genauso | |
gut einen Film zeigen. Die Frage ist: Wie kann man ihnen diese Geschichte | |
so nahe bringen, dass sie zuhören, selbst wenn die Eltern nicht mehr da | |
sind?“ | |
Zwei Tage später steht Natali nach dem Vortrag ihres Vaters im Berliner | |
Anne-Frank-Zentrum selbst vor den Besucher:innen. Unter dem Titel „Wo ist | |
meine Familie!?“ erzählt sie, wie es ist, in einer Familie aufzuwachsen, | |
deren meiste Mitglieder ermordet wurden. Sie zeigt das Bild eines kargen, | |
zerrupften Baums – ein Symbol für ihren eigenen Stammbaum. „Wir sind Kinder | |
ohne Fotoalben und Familienporträts an der Wand“, berichtet sie. „Im | |
Kindergarten sah ich, wie die anderen von ihren Großeltern abgeholt, umarmt | |
und geküsst wurden. Abends traf mich dann die Realität, dass in meinem | |
Leben etwas Wesentliches fehlte.“ | |
Unter den Zeitzeug:innen, die über die Shoah berichten, sind Natali und | |
Tswi Herschel ein einzigartiges Duo. Das wird umso deutlicher, je weniger | |
Überlebende es noch gibt, die Zeugnis ablegen und der Botschaft „Nie | |
wieder!“ persönlich Ausdruck verleihen können. Gerade in Zeiten von rasant | |
ansteigendem Antisemitismus und nationalistischer Konjunktur, in denen | |
Wissenschaft nur noch als eine Meinung unter vielen gilt, wird die | |
Erinnerung zu umstrittenem Terrain, auf dem identitäre Kräfte ihre | |
Propaganda von der Leine lassen. Umso wichtiger ist es, dass jene, die den | |
Überlebenden nahe waren und sind, nach vorne treten und das Wort ergreifen. | |
In diesem Fall kommt ihr gemeinsames Engagement daher, dass Natali durch | |
das frühe Gefühl, etwas fehle in ihrem Leben, sich von Kindheit an mit der | |
Shoah beschäftigt hat. „Schon immer fragte ich mich, wie es möglich war, | |
Millionen von Menschen nur wegen ihrer Religion zu ermorden“, blickt sie | |
zurück. Die Familie Herschel wohnt zu dieser Zeit vor den Toren Amsterdams. | |
Tswis Frau Annette, 1946 geboren, ist Tochter einer Auschwitz-Überlebenden, | |
ihr Vater überlebte im Versteck. Schon als kleines Mädchen hat Natali einen | |
besonderen Draht zu ihrem Vater. Er nimmt sie mit zu Kundenterminen und | |
Geschäftstreffen. Unterwegs im Auto führen sie lange Gespräche. | |
## Wie alles begann | |
In den 1980er Jahren siedeln Tswi und Annette Herschel nach Israel über. | |
Natali zieht nach Beendigung der Schulausbildung nach. Als Vortragender | |
über den Holocaust tritt Tswi erstmals kurz nach dem Millennium in | |
Erscheinung. Bei einer Konferenz ehemaliger untergetauchter Kinder trifft | |
er auf eine Vertreterin des US-[3][Holocaust-Museums in Washington.] Er | |
berichtet ihr von den Tagebüchern, die sein Vater Nico von 1932 bis 1942 | |
führte, und von dem Lebenskalender, in dem dieser zur Geburt seines Sohnes | |
in bunten, optimistischen Bildern die Stationen von dessen Lebenswegs | |
imaginierte: von der Wiege über die Einschulung bis zur Auswanderung nach | |
Israel als Erwachsener, wo ihn die alten Eltern dann mit Freuden besuchen | |
würden. | |
Auf diesem einzigartigen Dokument, das später ein Exponat des Museums wird, | |
und dem schrillen Kontrast zur Realität basiert Tswi Herschels Vortrag über | |
sein Leben. In Washington trifft er [4][Elie Wiesel], der ihm einen Auftrag | |
mitgibt: „Wir sind beide Überlebende, aber du ganz anders als ich. Du | |
kannst junge Leute inspirieren, also geh und erzähle deine Geschichte!“ Die | |
ersten Lesungen erfolgen in der Gedenkstätte [5][Yad Vashem] in Jerusalem. | |
Als er vor zwölf Jahren zum ersten Mal nach Deutschland eingeladen wird, | |
ist auch Tochter Natali mit im Boot. | |
Der Schritt ins Land der Täter:innen ist nicht ohne für die beiden. „Bei | |
der ersten Einladung kratzte ich mir hinter den Ohren“, erinnert sich Tswi | |
Herschel. „Solange ich bei Yad Vashem Lesungen hielt, befand ich mich auf | |
eigenem Terrain. Dorthin kamen auch Deutsche, aber sie waren motiviert, | |
sich Wissen über die Shoah anzueignen. Aber meine Geschichte in Deutschland | |
vorzutragen, da hatte ich doch eine gewisse Zurückhaltung. Andererseits | |
wollte ich gerne meinen Mund aufmachen und der neuen Generation, die keine | |
Täter sind, Mut machen.“ | |
Dass der Vater und seine Tochter das deutsche Publikum als befangen | |
erfahren, hat sich bis heute nicht geändert. „Sehr viele haben noch nie | |
einen jüdischen Menschen getroffen“, sagt Natali. „Sie wissen nicht, wie so | |
jemand aussieht, was für eine Sprache wir sprechen, was sie erwarten | |
sollen. Oft kommen sie sehr nervös in den Saal, still, fast ein bisschen | |
ängstlich. Manchmal habe ich das Gefühl, sie trauen sich nicht uns | |
anzuschauen oder ‚Hallo‘ zu sagen.“ | |
Ihr Vater ergänzt: „Nach ein paar Malen sah ich, dass meine Geschichte | |
durchaus Anklang fand. Das Gefühl, dass sie Mittäter waren, war deutlich, | |
auch bei Kindern. Das versuche ich ihnen zu nehmen. Ich sage immer: Nur, | |
wenn ihr nicht versucht in eurem Umfeld etwas zu verbessern, seid ihr | |
mitschuldig.“ | |
Inzwischen gibt es eine ganze Reihe Schulen, Hochschulen, Stadtverwaltungen | |
und eine Polizeiakademie, zu denen die Herschels seit Jahren immer wieder | |
kommen. 2019 wird Tswi Herschel für seinen Einsatz mit dem | |
Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. | |
Was die beiden antreibt? Natali sagt: „Dass die Shoah nicht vergessen wird. | |
Und dann fühle ich als Tochter eines Überlebenden auch eine Art Berufung: | |
Ich will, dass wir uns an die anderthalb Millionen ermordeter Kinder | |
erinnern. Für sie stehe ich eigentlich dort!“ Ihr Vater will seinen | |
Zuhörer:innen „etwas zum Nachdenken mitgeben. Nur meine Geschichte zu | |
erzählen, damit sie sagen: ‚Oh wie schrecklich!‘, das mache ich nicht!“ | |
Das, was Tswi Herschel umtreibt, ist so simpel wie ambitioniert: „zusammen | |
eine bessere Welt formulieren“ nennt er es oder „wissen, was geschehen ist, | |
damit es nicht wieder geschieht“. Selbst beim Frühstück in seinem Hotel in | |
Berlin redet er davon, wieder mit diesem eindringlichen Blick. Natali | |
berichtet derweil, sie habe sich spät nachts mit ihrer eigenen Tochter | |
gestritten, die das Licht noch nicht habe ausmachen wollen. Nun am Morgen | |
schläft Jessica noch, wie sich das gehört mit für eine 17-Jährige. | |
Neben Natalis Frühstücksteller liegen ein paar liebevoll eingepackte | |
Brötchen vom Buffet – ein Kontrast zu den rollenden Augen, mit denen sie | |
vom nächtlichen Streit berichtet. Eine Familie zu haben, sagt sie, war | |
eines der Ziele in ihrem Leben. Um den Stammbaum wieder zu beleben. | |
Wenn die Herschels ihre Botschaft von Versöhnung und Brückenbauen | |
überbringen, begeben sie sich gerne auf neues Terrain, etwa an einem kühlen | |
Sommernachmittag am Berliner Wannsee. Im Garten der Villa, in der im Januar | |
1942 die „Endlösung“, die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Europas, | |
organisiert wurde, findet eine Diskussion mit dem Historiker Johannes Spohr | |
statt. Er ist der Enkel eines hochrangigen Wehrmachtsoffiziers. Die | |
Nachforschungen darüber haben ihn und seine ebenfalls anwesende Mutter in | |
der eigenen Familie isoliert. Auch die geladenen Gäste stammen aus | |
Täterfamilien der Nazizeit. | |
„Natürlich hasste ich die Deutschen. Ich kaufte keine deutschen Produkte. | |
Aber langsam wuchs die Idee, dass ich auf Hass nicht mein Leben aufbauen | |
kann“, beginnt Tswi Herschel. Johannes Spohr spricht über seine Kindheit, | |
die Distanzierung von den Großeltern, die Erkenntnis, „dass das Nazis | |
waren“. Natali greift zum Mikrofon und wendet sich an den Historiker und | |
seine Mutter: „Sie sind nicht schuldig, Sie sind keine Verbrecher. Aber | |
fühlen Sie trotzdem Schuld, weil Ihr Vater oder Großvater ein | |
Nazi-Verbrecher war?“ | |
Später wird Tswi Herschel sagen, er und seine Tochter hätten sich mit | |
dieser Veranstaltung auch ein neues Thema erschlossen: „Zu dem | |
Lebenskalender, den Kindern, die im Versteck überlebten und Natali als | |
Vertreterin der zweiten Generation kommt nun der Austausch mit den | |
Nachkommen der Täter.“ | |
Als die anderen Geladenen schon gegangen sind, steht Tswi Herschel alleine | |
im Ausstellungsraum der Wannsee-Gedenkstätte. Er blickt auf die Porträts | |
der teilnehmenden NS- Funktionäre. „Sie haben den Mord an elf Millionen | |
Jüd:innen organisiert.“ Er macht eine Pause, sammelt sich. „Hier wurde | |
also das Todesurteil meiner Eltern unterzeichnet. Ich bin hier zum ersten | |
Mal. Wenn ich das Protokoll lese, nimmt es mir die Luft. Eigentlich bin ich | |
furchtbar wütend.“ Später wird er einen Einblick geben, was ihm in solchen | |
Momenten durch den Kopf geht: „Das Unbegreifliche ist noch unbegreiflicher | |
geworden.“ | |
Vielleicht brauchen solche Momente Entladung. Die Herschels, Vater, Tochter | |
und Enkelin, werden in diesen Tagen von einem Kamerateam begleitet. Die | |
Szene, wie die drei die Villa am Wannsee verlassen, Tswi vorneweg mit | |
Rollkoffer, Tochter und Enkelin in ihren gesteppten Westen im frischen | |
europäischen Spätsommer, wird mehrfach wiederholt, und mit jedem Mal müssen | |
die drei heftiger lachen. Am Ende kann Natali kaum noch sprechen. „Fuck | |
Wannsee!“, bringt sie noch heraus, läuft die Auffahrt hinunter und | |
verschwindet im Taxi. | |
## Unterwegs mit Schüler aus Emden | |
Knapp zwei Monate später sind die beiden wieder nach Europa gekommen. Vom | |
ostfriesischen Emden, woher Tswis Großmutter stammte, reisen sie mit einer | |
Gruppe Schüler:innen per Bus in die Niederlande. Kai Gembler, der Lehrer | |
der Arbeitsgruppe, die sich „[6][Keep the memory alive]“ nennt, und Tswi | |
trafen sich vor Jahren in der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem. In dem | |
kleinen Dorf Diepenheim nahe der deutsch-niederländischen Grenze werden an | |
diesem Tag elf Stolpersteine verlegt – unter anderem für Abraham Herschel, | |
einen Bruder von Tswis Großvater. Vor dem ehemaligen Haus seiner Verwandten | |
spricht Tswi das Kaddisch, das jüdische Totengebet. | |
Die Gedenkzeremonie in der vollbesetzten Dorfkirche ist von einer lokalen | |
Initiative mit viel Herzblut organisiert worden. Die Stimmung ist | |
andächtig, eine Sängerin bietet Werke von Ravel und Schostakowitsch dar und | |
Bürgermeisterin Ellen Nautavan Moorsel mahnt: Wenn wir unsere Geschichte | |
nicht kennen, besteht die Gefahr, dass wir sie verleugnen.“ | |
Dann ist Tswi Herschel an der Reihe. Der Versöhner und Brückenbauer wählt | |
diesmal scharfe Worte und vergleicht den zunehmenden Antisemitismus mit den | |
1930er Jahren. Wer hätte vermuten können, dass es 76 Jahre nach der | |
Vernichtung des jüdischen Volks in Europa nötig ist, über Antisemitismus zu | |
sprechen?“ | |
Am nächsten Tag reist die Gruppe weiter nach [7][Westerbork], dem | |
ehemaligen Durchgangslager für niederländische Juden in die | |
Vernichtungslager in den deutsch besetzten Ländern Osteuropas. Mehr als | |
100.000 Menschen wurden von hier aus mit 93 Zügen in die Todeslager | |
deportiert. Für die deutsch-israelische Reisegruppe, die zwischenzeitlich | |
in Tswi Herschels Geburtsstadt Zwolle die Synagoge besucht hat, ist es die | |
letzte Station ihrer Reise. Gemeinsam gehen sie zu dem Monument der | |
Gedenkstätte, den nach oben gebogenen Bahngleisen. | |
Natali hat aus Israel kleine Steine mitgebracht, die sie nun nach jüdischem | |
Brauch im Gedenken an die Toten auf den Boden legen. Danach stehen Natali | |
und Tswi Herschel in inniger Umarmung mit Lehrer Kai Gembler. So manche | |
Träne fließt. Natali löst die Anspannung auf ihre Art: „Kommt, lasst uns | |
das Leben feiern gehen, mit Kaffee!“, ruft sie den anderen zu, und ihr | |
Lachen bahnt sich den Weg durch eine noch belegte Stimme. | |
Die Jugendlichen aus Emden sind sichtbar berührt von dem, was sie erlebt | |
haben. „Wir können noch so viele Bücher lesen, ohne solche Begegnungen | |
würde es nicht funktionieren“, sagt die 16 Jahre alte Laura. „Genau darum | |
ist es so wichtig, dass wir die Zeugen haben“, bekräftigt Lea (15). Sie | |
selbst sind durch die letzten Tage auch zu solchen geworden. | |
## Erinnern kostet die Überlebenden ihr Geld | |
Nach Hause zurückgekehrt wollen sie das, was sie erlebt haben, in | |
Freundeskreise und Familien tragen – ganz wie der Name ihrer Projektgruppe | |
es sagt: keep the memory alive. Natali wird ihnen zum Abschied mitgeben: | |
„Ihr seid jetzt so etwas wie Botschafter. Ihr nehmt etwas mit, das hängen | |
bleibt. Ob heute oder in 20 Jahren: ihr werdet davon erzählen.“ | |
In ihrem Wohnort Tel Mond, im Hinterland der israelischen Küstenstadt | |
Netanja gelegen, sehen sich Vater und Tochter Herschel zu Beginn des neuen | |
Jahres einmal mehr pandemiebedingten Unwägbarkeiten gegenüber. Einmal im | |
Monat brechen sie normalerweise von hier aus auf. Doch die Omikron-Welle | |
lässt die Januar- Termine ausfallen, die im Frühjahr sind vorerst fraglich. | |
Die Veranstaltungen in Norddeutschland zum Holocaust-Gedenktag werden nun | |
nur online stattfinden. Tswi Herschel will dabei auf den Besuch am Wannsee | |
eingehen. Das Manuskript seiner Ansprache heißt: „Das schändlichste | |
Dokument der modernen Geschichte.“ | |
Die langfristige Planung dagegen läuft auf vollen Touren. Sie arbeiten an | |
Tswi Herschels Biografie, außerdem gibt es da die Idee, auch in | |
Ostdeutschland Lesungen zu halten. „Jemand fragte mich, ob ich keine Angst | |
hätte. Nein, die hatte ich noch nie, auch in diesem Fall nicht“, beteuert | |
der Vater, und der kämpferische Blick funktioniert auch über Zoom. Natali | |
stimmt ihm zu. „Ich würde auch gerne dieses Publikum erreichen, das weniger | |
offen ist.“ | |
Zunächst aber feilt die Tochter am Konzept für eine eigene Stiftung, um | |
finanziell unabhängiger zu sein. „Von all unseren Reisen behalten wir | |
höchstens mal hundert Euro. Und bei den letzten mussten wir noch etwas | |
zuschießen. Es geht doch nicht, dass wir Bildungsarbeit leisten und dafür | |
auch noch spenden müssen.“ | |
27 Jan 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.youtube.com/watch?v=1T3m7BlebeI | |
[2] /Archaeologie-und-NS-Verbrechen/!5457754 | |
[3] https://www.ushmm.org/online/ihrd/2022/ | |
[4] /Nachruf-auf-Elie-Wiesel/!5318521 | |
[5] https://www.yadvashem.org/de.html | |
[6] https://www.youtube.com/watch?v=k5JKtzlVCoM | |
[7] https://www.kampwesterbork.nl/?gclid=Cj0KCQiA_8OPBhDtARIsAKQu0gbi9_4puQFI-V… | |
## AUTOREN | |
Tobias Müller | |
## TAGS | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
Holocaust-Gedenktag | |
Zeitzeugen | |
IG | |
Zeitzeugen | |
Kolumne Stadtgespräch | |
Friedhof | |
Ausstellung | |
NS-Gedenken | |
Kriegsverbrecherprozess | |
NS-Verbrechen | |
Anne Frank | |
Schwerpunkt Nationalsozialismus | |
Holocaust-Gedenktag | |
Antisemitismus | |
Lesestück Recherche und Reportage | |
Rumänien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Holocaust-Überlebende in den USA: Die Widerständigen | |
Die Cousinen Aline und Lina haben sich jahrzehntelang nicht mehr gesehen. | |
Unsere Autorin und Nachfahrin der Familie hat sie wieder zusammengebracht. | |
NSDAP-Ausweis bei Königsfamilie entdeckt: Prinz mit Gedächtnislücken | |
Prinz Bernhard war Prinz im niederländischen Königshaus und schwor vor | |
seinem Tod, nie NSDAP-Mitglied gewesen zu sein. Nun wurde sein | |
Parteiausweis gefunden. | |
Aktivist über den Friedhof Buntentor: „Die Polizisten taten ahnungslos“ | |
Auf dem Bremer Friedhof Buntentor liegen NS-Täter und auch Opfer, vor allem | |
Sinti und Roma. Das Grab der Familie Dickel hat eine besondere Geschichte. | |
Ausstellung zu Shoah-Überlebenden: Wo die Zeitzeugen sprechen | |
In einer Ausstellung des Berliner Centrum Judaicum geben Menschen Zeugnis | |
über ihre Verfolgung im NS-Regime. Sie ist eine Einladung zum Hören. | |
Anne-Frank-Tag an deutschen Schulen: „Eine coole Idee“ | |
Annelie poliert einen Stein. Sophia illustriert das Thema Freundschaft. Wie | |
sich Schulen zum Geburtstag Anne Franks mit dem NS-Regime beschäftigen. | |
Prozess gegen mutmaßlichen KZ-Wärter: „Williger Vollstrecker““ | |
Die Staatsanwaltschaft fordert fünf Jahre Haft für den mutmaßlichen | |
KZ-Wachmann Josef S. Für sie ist erwiesen, dass er in Sachsenhausen Dienst | |
tat. | |
Buch über NS-Familiengeschichte: Familienidyll und Barbarei | |
Uta von Arnims Großvater war ein einflussreicher und brutaler NS-Arzt. Ihr | |
Buch über ihn ist bemerkenswert und beklemmend zugleich. | |
Neues Buch zum Verrat an Anne Frank: „Das Buch ist voller Fehler“ | |
Wer verriet Anne Frank? Eine Recherche nannte den Namen eines jüdischen | |
Notars aus Amsterdam. Nun mehrt sich die Kritik daran. | |
Zwangsarbeit im Nationalsozialismus: Die Verletzlichkeit der Erinnerung | |
In dem Projekt „Missing Stories“ suchen Künstler:innen nach Narrativen | |
für Zwangsarbeiter aus dem Westbalkan. In Berlin endet die Ausstellung. | |
Holocaust-Gedenktag: „Ich bin aus einem badischen Dorf“ | |
Sie hat Theresienstadt überlebt: Inge Auerbacher bringt am | |
Holocaust-Gedenktag den Bundestag zum Nachdenken über Verantwortung. | |
80 Jahre Wannsee-Konferenz: Vom Wannsee nach Charlottesville | |
Was geschah wirklich? Wie ist der aktuelle Umgang mit der NS-Geschichte? | |
Eine Tagung in der Villa Wannsee spannt den Bogen zwischen diesen Fragen. | |
Zum 80. Jahrestag der Wannseekonferenz: Lerne lachen, ohne zu vergessen | |
Hadasa und Clila Bau sind mit Erinnerungen an die Shoah aufgewachsen – und | |
sie sangen gegen sie. Über ein besonderes Museum in Tel Aviv. | |
Rechtsextreme in Rumänien: Streit um „Holocaust“ als Schulfach | |
Rumänien führt das Pflichtfach „Holocaust und Geschichte der Juden“ ein. | |
Die rechtsradikale AUR-Partei hetzt dagegen und spricht von „Umerziehung“. |