| # taz.de -- Vielfalt im Journalismus: Immer die gleichen Nachrichten | |
| > Jeden Abend schauen Millionen Menschen in Deutschland Nachrichten. Doch | |
| > viele Gruppen sind dort kaum zu sehen, belegt eine aktuelle Analyse. | |
| Bild: Diversität nur während der Paralympics: Der argentinische Fußballer Na… | |
| Ob es um [1][Menschen mit Behinderung], mit Migrationshintergrund oder | |
| verschiedene Geschlechter geht: Die Bevölkerung in Deutschland ist | |
| [2][vielfältiger als es Nachrichtensendungen] abbilden. Auch in der Zeit | |
| der Bundestagswahl, in der diverse Perspektiven auf gesellschaftliche | |
| Probleme besonders relevant wären. Das ergab eine [3][Analyse der Neuen | |
| deutschen Medienmacher*innen] (NdM). | |
| Die NdM sind ein bundesweit agierendes Netzwerk. In ihm engagieren sich | |
| Journalist*innen „of Color und Medienschaffende mit oder ohne | |
| Einwanderungsgeschichte“, wie es auf der eigenen Seite heißt. | |
| Die Organisation hat untersucht, welche Personen bei den | |
| Nachrichtensendungen Tagesthemen, heute Journal und bei RTL Aktuell im | |
| August und September zu Wort gekommen sind und zu welchen Themen sie | |
| gesprochen haben. Die NdM veröffentlichten die Analyse am Dienstag. | |
| „Migrantisch wahrgenommene Menschen“ seien in der Zeit deutlich | |
| unterrepräsentiert gewesen und hätten sich dabei am häufigsten zu Flucht- | |
| oder Migrationsthemen geäußert. Insgesamt seien nur bei rund 10 Prozent der | |
| knapp 4.200 Auftritte, die in den zwei Monaten erfasst wurden, Personen mit | |
| Migrationshintergrund erkennbar gewesen. | |
| ## Wie Personen wahrgenommen werden | |
| Als wahrnehmbarer Migrationshintergrund zählten in der Untersuchung neben | |
| dem Aussehen auch der „Name, Akzent oder die Benennung als ausländisch“, | |
| wie Ferda Ataman, die Vorsitzende der NdM bei der Präsentation der Analyse | |
| am Dienstag erklärte. [4][Weiße Schweizer*innen] würden ebenso gezählt | |
| wie Schwarze Personen oder People of Colour. „Wir haben den Begriff bewusst | |
| weit gefasst“, steht ergänzend in der Auswertung. | |
| Aber bei der Sichtbarkeit komme es auch darauf an, wie Personen | |
| wahrgenommen würden. Deshalb erfasste die Analyse, in welcher Rolle | |
| Personen in den Nachrichtensendungen auftraten. Bei Moderator*innen | |
| und Protagonist*innen war der migrantische Anteil mit etwa 20 Prozent | |
| am höchsten. Nie als migrantisch wurden hingegen Kommentator*innen | |
| erfasst. Expert*innen und Politiker*innen ließen sich ebenfalls | |
| unterdurchschnittlich oft als migrantisch wahrnehmen. Dabei seien das | |
| „besondere Rollen“ mit höherem Einfluss, so Ataman. | |
| Zu Frauen in Nachrichten ergibt die Analyse, dass sie seltener als Männer | |
| in den untersuchten Nachrichtensendungen sprachen. Pro Frau kamen im | |
| Schnitt zwei Männer zu Wort. Das stimmt mit den [5][Ergebnissen der | |
| Malisa-Studie] überein, die im Oktober veröffentlicht wurde. Mit etwa 20 | |
| Prozent traten Frauen am seltensten in der Rolle der Expertin auf. | |
| Nicht-binäre Personen waren in den ausgewerteten Nachrichtensendungen gar | |
| nicht wahrnehmbar. Wie in der Auswertung steht, hätte das Geschlecht dafür | |
| aber explizit thematisiert werden müssen. | |
| Menschen mit Behinderung waren ebenfalls kaum sichtbar. Lediglich 0,7 | |
| Prozent aller Personen, die in den Nachrichtensendungen vorkamen, hätten | |
| eine sichtbare Behinderung gehabt. Der größte Teil davon sei im | |
| Zusammenhang mit den Paralympics zu sehen gewesen, die vom 24. August bis | |
| zum 5. September in Tokio abgehalten wurden. | |
| ## Fehlende Perspektiven | |
| Chiponda Chimbelu ist Journalist, beschäftigt sich mit Diversität in den | |
| Medien und hat an der Untersuchung mitgewirkt. Während der Präsentation am | |
| Dienstag erklärte er, die Sichtbarkeit von Menschen mit | |
| Migrationshintergrund in den Medien würde Rassismus zwar nicht beenden, | |
| „wenn aber verschiedene Gruppen in den Medien nicht zu sehen sind, dann | |
| fehlen auch ihre Perspektiven.“ | |
| Bei den öffentlich-rechtlichen Sendungen schreibt eigentlich der | |
| Medienstaatsvertrag vor, die Vielfalt der Gesellschaft abzubilden. In den | |
| Sendungen sprächen aber hauptsächlich weiße Männer, das stehe dem entgegen, | |
| fügte Ataman hinzu. | |
| 16 Nov 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Raul-Krauthausen-ueber-Mediennarrative/!5692940 | |
| [2] /Studie-zu-Diversitaet-im-Journalismus/!5684506 | |
| [3] https://neuemedienmacher.de/aktuelles/beitrag/wenig-diversitaet-in-abendnac… | |
| [4] /Diskurs-gone-wrong/!5805751 | |
| [5] /Studie-zu-Vielfalt-im-TV/!5805428 | |
| ## AUTOREN | |
| David Muschenich | |
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