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# taz.de -- Kolumne Frau ohne Menstruationshintergrund: Zukunftsmus(i)k: Elons …
> Tesla-Chef Elon Musk traf den „großartigen Kerl“ (Musk) Armin Laschet
> (CDU): Die wollen was voneinander, vermutet Kolumnistin Michaela Dudley.
Bild: Tesla-Chef Elon Musk und CDU-Tausendsassa Armin Laschet am 13. August 202…
Oh nein, Laschet sein“, seufzte ich, während ich mir in einer Mischung aus
Fassungslosigkeit und Fremdschämen die Hände vor das Gesicht schlug. Dieses
Mantra, das mir in den letzten Monaten immer häufiger entfahren ist, war
auch diesmal nicht ohne Grund. Ich verfolgte gerade die
[1][Tesla-Pressekonferenz], die eine Kollegin mir zugespielt hat. Das Video
ging übrigens viral. Es ist inzwischen zwar zehn Tage her, aber ich sehe
den Vorfall immer noch durch meine leicht gespreizten Finger – quasi wie
die Fortsetzung eines Spreewald-Krimis.
Der Tatort: Grünheide in Brandenburg. Auf dem Gelände der [2][Gigafactory
von Tesla] gab es ein Gipfeltreffen der Giganten: Elon Musk und Armin
Laschet. Na ja, zumindest im Small Talk galt Laschet als gigantisch: „Er
scheint ein großartiger Kerl zu sein“, meinte Musk vor den Kameras. Es
waren Szenen aus einer situativen Bromanze: Multimilliardär trifft
Kasperlekandidaten.
Wahrhaftig wollen die beiden Männer nach wie vor etwas voneinander. Vor
allem bezweckt Tesla-CEO Musk, den Betrieb in Grünheide von heute auf
gestern aufzunehmen, um endlich mit der ambitionierten Jahresproduktion von
500.000 Elektroautos anzufangen. Ebendort soll auch eine
Batteriezellenfabrik entstehen. Insgesamt sollen rund [3][12.000
Beschäftigte] im Dreischichtbetrieb arbeiten.
Die Begegnung hätte für Laschet eine Steilvorlage sein müssen. Ein Leugner
der Erderwärmung verspricht, dem drittreichsten Mann der Welt mit
Fördermitteln zu helfen, um die „Grüne Revolution“ einzuläuten. Welch ein
bedeutungsträchtiger PR-Termin. Aber dann sinnierte Laschet ohne Not über
die Rentabilität von Autos mit Wasserstoffantrieb.
Musk, schallend lachend, bremste ihn aus und betonte, die Zukunft sei
definitiv elektrisch. Schocktherapie für eine peinliche Laschetnummer. Wenn
Fettnäpfchen-Surfen eine olympische Disziplin wäre, hätte der CDU-Chef
längst ein paar Goldmedaillen verdient, um [4][seine glitzernden
Karnevalsumhängsel] ergänzen zu können. Nun, knapp fünf Wochen vor der
Bundestagswahl, scheint allerdings auch der zweiten Podestplatz plötzlich
nicht mehr so sicher.
Und Laschet wirkt nicht gerade lernbereit, geschweige denn kritikfähig. Als
WDR-Moderatorin Susanne Wieseler ihm neulich im Interview Gegenwind gab und
seine klimapolitischen Kapriolen um die Ohren sausen ließ, betrachtete er
ihr professionelles Nachhaken als Majestätsbeleidigung. Irgendwie erweckt
Laschet den Eindruck eines Gartenzwerges, der im Wald der Wahrheiten auf
dem Holzweg bleibt.
Um Wälder und Holz geht es wohl. Aber geht es um deren Wohl? Bei der ersten
Rodung in Grünheide wurden 92 Hektar Wald gefällt. Tesla möchte mehr. So
werden nahezu 83 zusätzliche Hektar gerodet. Das erlaubte das
Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder). Oder? Stehen weitere Eilanträge der
Grünen Liga und des Naturschutzbundes (Nabu) an? Und was ist denn mit der
berüchtigten, in der Tat verstaubten und schwerfälligen [5][deutschen
Bürokratie]?
Da will einer wie Musk natürlich Klarheit und Kohle. Möglichst viel Kohle.
Natürlich nicht aus dem CO2-lastigen Bergbau, sondern aus der Tasche der
Steuerzahlenden. Der einstellige Milliardenbetrag, den Tesla für den Bau
der Gigafactory vom Bundeswirtschaftsministerium erhielt, war ein netter
Einstieg, aber offenbar nicht ausreichend. Ist es wirklich Fortschritt,
wenn man bedenkenlos den Teufel mit dem Beelzebub austreibt? Und inwieweit
dürften Politiker*innen notorisch gewerkschaftsfeindliche
Unternehmer*innen hofieren, um die Wirtschaft zu retten?
Dabei bin ich durchaus für Elektroautos. Vor vier Jahren hier in Berlin
genoss ich die Gelegenheit, in einem Tesla S zu fahren. Bis heute bin ich
begeistert. Elon ist zudem voller Elan. Ein 50 Jahre junger Sunny Boy, der
es zum Mars bringen will. Aber wer auf Kosten des Gemeinwohls so einen
großen Reibach machen kann, hat ohnehin Grund zum Lachen.
Und Musk verspottete jüngst an dem glücklichen Freitag, den Dreizehnten,
nicht lediglich Laschet. Nein, am Ende der PK, leider kaum beachtet,
beschrieb er die [6][Sorgen der Umweltschützer*innen] wegen des
drohenden Wassermangels in Grünheide als „lächerlich“. Immerhin freundlich
schmunzelnd.
22 Aug 2021
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=immXXdC0egQ
[2] /Tesla-in-Brandenburg/!5759294
[3] /Gigafactory-von-Tesla-in-Brandenburg/!5638235
[4] /Der-junge-Armin-Laschet/!5786306
[5] /Tesla-kritisiert-deutsche-Behoerden/!5759293
[6] /Nabu-Chefin-ueber-Tesla-Autofabrik/!5735417
## AUTOREN
Michaela Dudley
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