| # taz.de -- Streits zwischen Rundfunk und Presse: Wie Medien sich k.o.-regulier… | |
| > Die Medienbranche reguliert sich gerne selbst. Oder besser: behauptet es. | |
| > Von einst groß angekündigten Schiedsgerichten sieht und hört man nichts. | |
| Bild: Wer ist hier eigentlich Schiedsrichter*in? | |
| Die deutsche Amtssprache kennt schöne Begriffsmonster. Die „regulierte | |
| Ko-Regulierung“ ist so eins. Eigentlich meint das etwas ganz Praktisches. | |
| Unternehmen, Verbände, Institutionen & Co. sollen bei einem Streit nicht | |
| immer gleich ins Gericht rennen und dort den juristischen Lauf der Dinge | |
| zivilrechtlich verstopfen. Sondern es soll gemeinsam vereinbarte | |
| Spielregeln geben, mit denen sich eine Branche selbst reguliert. Bei den | |
| Medien ist die Selbstaufsicht der deutschen Filmwirtschaft so ein Beispiel. | |
| Der [1][Deutsche Presserat], der über die Einhaltung des Pressekodex wacht, | |
| gehört auch dazu. | |
| Jetzt haben die lieben Kolleginnen und Kollegen von der Medienkolumne | |
| [2][“Altpapier“] (Disclaimer: das Altpapier erscheint auf der | |
| MDR-Medienplattform Medien360G, für die ich auch arbeite) darin erinnert, | |
| dass der liebe Kollege Daniel Bouhs (u.a. „Zapp“) daran erinnert hat, dass | |
| im Dauerstreit „Was dürfen die öffentlich-rechtlichen im Internet“ auch m… | |
| so was vorgesehen war. | |
| Gerade hat nämlich die der ARD nicht durchgehend holde FAZ gegrummelt, dass | |
| der Hessische Rundfunk mit seinem Nachrichtenangebot im Netz – nebst App | |
| und allem Pipapo – voll fies über die Stränge schlage. | |
| ## Das Schlichtgericht gibt es schlicht nicht | |
| Diese Platte hat schon ziemlich lange niemand mehr aufgelegt, weil sich die | |
| ARD und die Zeitungsverlage vor ein paar Jahren das kleine Gießener | |
| Ehrenwort gegeben und sich auf eine [3][friedliche digitale Koexistenz | |
| geeinigt hatten]. Na gut, das natürlich nicht. Aber sie wollten eigentlich | |
| von unsinnigen Prozessen über Jahrzehnte alte tagesschau.de-Seiten absehen | |
| und eine gemeinsame Schlichtungsstelle schaffen. Die sollte in solchen | |
| Streitfällen erstmal vermitteln, bevor die Gerichte bemüht werden. Aber | |
| bislang haben sie’s schlicht nicht geschafft, diese Stelle überhaupt mal | |
| einzurichten. | |
| Womit wir beim zweiten ko-regulierten Rohrkrepierer wären. Vielleicht mögen | |
| FAZ und HR ja das Deutsche Medienschiedsgericht (DMS) in Leipzig anrufen. | |
| Dort gibt es rund zwei Dutzend namhafte Medienjurist*innen und andere | |
| Menschen mit Sachverstand als Schiedsrichter*innen und eine ausgefeilte | |
| Schiedsgerichtsordnung. Das DMS ist sogar noch älter als die | |
| ARD-Verlags-Verabredung und hatte bislang eher wenig zu tun. Genauer gesagt | |
| nix. Niente. Nada. Nothing. | |
| Dabei lächeln die Schiedsrichter*innen auf der [4][Website] alle sehr | |
| einladend. Aber es gab keinen einzigen Fall in den fünf Jahren seiner | |
| Existenz. Und wir lernen, sagt die Mitbewohnerin, dass es vielleicht auch | |
| an den Monsterbegriffen liegt. Denn „durch regulierte Selbstregulierung | |
| wird der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu einem Grundrechtsträger“, heißt | |
| es im Gesetz. „Was immer das nun bedeute“, meint die Mitbewohnerin. | |
| „Vielleicht auch nur, dass angesichts nicht vorhandener Probleme die beste | |
| Ko-Regulierung K.O. geht.“ | |
| 23 Jul 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Sprecher-des-Presserats-zum-Journalismus/!5585490 | |
| [2] https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-2234.html#sprung2 | |
| [3] /Streit-um-Presseaehnlichkeit/!5510799 | |
| [4] https://www.deutsches-medienschiedsgericht.de/dms/ | |
| ## AUTOREN | |
| Steffen Grimberg | |
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