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# taz.de -- Ruth Maria Kubitschek zum 90.: Lustig und sogar subversiv
> Deutsches Fernsehen war mal ganz oben, etwa im Film „Zwei Tote im Sender
> und Don Carlos im PoGl“. Ruth Maria Kubitschek spielte darin die Leiterin
> der Intendanz.
Bild: Gratulation und Tusch zum 90.: Ruth Maria Kubitschek 1974 in ihrer Wohnung
Wahrscheinlich ist das deutsche Fernsehen immer noch das beste der Welt“,
sagt „Hanni“, der Redakteur. Und das liegt an ihr. An Ruth Maria
Kubitschek. Klar hat sie auch bei Murks wie in „Rosamunde Pilcher“ und auf
dem „Traumschiff“ mitgemacht. Aber es gab mal eine Zeit, da war das
deutsche Fernsehen so ziemlich ganz oben. Und Ruth Maria Kubitschek war
immer mit dabei. Im legendären Wolfgang-Petersen „Tatort“ „Fahrerflucht�…
von 1971 zum Beispiel, in dem auch schon ein gewisser Götz George mitspielt
– als Leiche. Oder in „Monaco Franze“ und „Kir Royal“, Helmut Dietls
Kultserien aus den 1980ern. Da durfte das westdeutsche Fernsehen noch
lustig und sogar subversiv sein.
Das „Hanni“-Zitat stammt aus dem Film „Zwei Tote im Sender und Don Carlos
im PoGl“. „Hanni“ ist Redakteur einer Fernsehanstalt, hinter der unschwer
das ZDF zu erkennen ist. Ruth Maria Kubitschek ist Nanni, heißt im Film Dr.
Huftig und ist Leiterin der Intendanz. Als solche muss sie den Intendanten
vor dem Ministerpräsidenten bewahren und den Regieführenden den Sparzwang
der Anstalt verklickern.
Der Programmdirektor heißt nicht von ungefähr Weinzwang. Über allem schwebt
der PoGl, das politische Gleichgewicht. [1][SPD und CDU müssen überall
schön ausgewogen vertreten sein], vom Rundfunkrat bis zu Senderjubiläen wie
der 50. Wiederholung von „Krieg und Frieden“. Gedreht wurde übrigens im ICC
Berlin, das mit seiner protzigen Unübersichtlichkeit laut Wikipedia ganz
nebenbei für die Strukturen bei ARD und ZDF steht.
„Die Herren sind doch von der Partei“, sagt die Maskenbildnerin beim
Maskentest für die Landtagswahl, „und wir sind vom öffentlich-rechtlichen
Fernsehen.“ Antwort Frau Dr. Huftig: „Ja?“ – „Müssen wir uns das gef…
lassen?“ – „Ja!“ Schnitt und raus.
## Entscheidung über Rundfunkbeitrag
Das ist großes Fernsehen, bis heute. Der Film ist von Joachim Roering und
feiert nächstes Jahr seinen 50. Kein Film hat je die Zustände im
öffentlich-rechtlichen System besser beschrieben und bringt sie immer noch
auf den Punkt. „Den sollten sie einfach jeden Samstag zur besten Sendezeit
zeigen“, meint die Mitbewohnerin, „als Medienkompetenz für die ganze
Familie.“
Vielleicht schreibt das Bundesverfassungsgericht angesichts der aktuellen
Debatte über Sinn und Zweck der Öffentlich-Rechtlichen diese Forderung
einfach ins Urteil, [2][wenn es über die Betragserhöhung entscheidet]. So
lange steht der Film frei bei Youtube. Das ZDF hat „Zwei Tote im Sender“
selbst über sich produziert. Das zeigt, wie gut Fernsehen mal war. Und wie
es immer noch sein könnte, wenn es sich denn nur traute. Vor allem mit der
großen Ruth Maria Kubitschek, die am Montag 90 Jahre alt wurde. Gratulation
und Tusch!
Anmerkung der Redaktion: Diese Kolumne wurde kurz vor der [3][Entscheidung
des Bundesverfassungsgerichts zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags] verfasst.
5 Aug 2021
## LINKS
[1] /Oeffentlich-rechtlicher-Rundfunk/!5783931
[2] /Sparkurs-der-Oeffentlich-Rechtlichen/!5743973
[3] /Bundesverfassungsgericht-hat-entschieden/!5791825
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
öffentlich-rechtliches Fernsehen
Deutscher Film
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ZDF
Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
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