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# taz.de -- Fortschritte bei E-Autos: Die erste Million ist die schwerste
> Endlich boomen die E-Autos. Das liegt nicht nur an EU-Vorgaben und
> Kaufprämien – die Stromer sind auch in vielen Belangen einfach besser.
Bild: Immer elektrischer: Hier bei VW in Dresden
Berlin taz | Mehr als zehn Jahre ist es her, dass Bundeskanzlerin Angela
Merkel das Ziel ausgab, dass im Jahr 2020 [1][eine Million Elektroautos]
auf deutschen Straßen unterwegs sein sollen. Und lange Zeit sah es so aus,
als ob es weit verfehlt und die Million zum [2][Running Gag] würde: Ende
2018 fuhren hierzulande – inklusive der sogenannten Plug-in-Hybride, die
nur zeitweise elektrisch unterwegs sind – gerade mal 150.000 Elektroautos,
also weniger als ein Sechstel als angekündigt.
Doch inzwischen steht fest, dass die Verspätung gar nicht so groß sein
wird: Anfang dieses Jahres lag die Zahl der E-Autos schon bei 600.000, noch
im Laufe des Jahres dürfte die Million erreicht werden. Dass beim Kauf
eines Elektrofahrzeugs bis zu [3][9.000 Euro Prämie] winken, dürfte diese
Entwicklung beschleunigt haben. Also: Die Verkehrswende ist angelaufen.
Möglich wurde der Boom aber vor allem, weil die Hersteller ihr Angebot an
elektrisch angetriebenen Modellen zuletzt erheblich ausgeweitet haben.
Teils passierte das eher widerwillig und auf Druck der EU-Kommission, die
die CO2-Grenzwerte so verschärft hat, dass die Hersteller sie ohne
Elektroautos faktisch kaum mehr einhalten können. Teils aber auch aus
Überzeugung. Dass der elektrische Antrieb langfristig die überlegene
Technologie sein wird, gilt nicht mehr nur beim Vorreiter Tesla als
ausgemacht.
Volkswagen ist nach dem Start seiner neue Elektromodelle ID3 und ID4
bereits zur Nummer zwei unter den E-Auto-Herstellern aufgestiegen. Am
Wochenende kündigte der Konzern an, in Europa bis 2035 keine
Verbrennerautos mehr zu verkaufen, ähnlich wie GM. Volvo steigt bereits
2030 aus diesem Geschäft aus.
## 14 Millionen E-Autos im Jahr 2030
Die übrigen Hersteller dürften nachziehen – denn in allen Ländern, die die
international vereinbarten Klimaziele ernst nehmen, wird sich der Anteil
der Elektroautos schnell und stark erhöhen müssen. In Deutschland galt
schon vor der jüngsten Verschärfung der Klimaziele ein Wert von 7 bis 10
Millionen E-Autos im Jahr 2030 als erforderlich.
Jetzt muss man sich eher auf 14 Millionen einstellen, meint nicht nur der
Thinktank Agora-Energiewende; auch im gerade fertiggestellten
Abschlussbericht der vom Verkehrsministerium eingesetzten
Expertenkommission findet sich ein Szenario mit diesem Wert.
Entscheidend dafür, ob dieses Ziel erreicht wird, dürfte zum einen sein, ob
die dafür notwendige Ladestruktur schnell genug ausgebaut wird. Darauf
drängt auch die Arbeitsgruppe des Ministeriums. Zum anderen kommt es darauf
an, ob überhaupt genug E-Autos angeboten werden.
## China mit konkurrenzfähigen Modellen
Denn während die Massenproduktion bei einigen traditionellen Herstellern
schon angelaufen ist, hinken andere noch hinterher. Gefüllt werden könnte
die Lücke von chinesischen Anbietern, die auf dem europäischen Markt bisher
kaum vertreten sind, bei E-Autos aber durchaus konkurrenzfähige Modelle im
Angebot haben.
An den Kund*innen dürfte es nicht scheitern. Schon jetzt ist die
Nachfrage nach E-Fahrzeugen so hoch, dass es für viele Modelle monatelange
Wartezeiten gibt. Dieser Trend wird sich verstärken, wenn die
Wirtschaftlichkeit von Elektroautos durch steigenden CO2-Preis und sinkende
Strompreise weiter steigt.
Zudem dürfte sich weiter herumsprechen, wie viel angenehmer E-Autos aus
Nutzersicht sind: Neben mehr Ruhe und mehr Platz zeichnen sie sich auch
durch geringeren Wartungsaufwand aus. Ob Ölwechsel oder Kühlwasser, ob
Kupplung, Zündkerzen oder Zahnriemen – vieles, was beim Verbrennungsmotor
Kosten und Arbeit bedeutet, entfällt beim E-Motor komplett.
Wie sehr sich die Stimmung gedreht hat, zeigen zwei Zitate von Deutschlands
bekanntestem Autoexperten, Ferdinand Dudenhöffer. 2012 verkündete er in
einem Tagesspiegel-Interview noch: „Das Elektroauto wird hier in
Deutschland floppen.“ Mittlerweile hat sich seine Einschätzung komplett
gedreht.
Batterie-elektrische Autos würden zum neuen „Mainstream“, sagte er im
Januar zu Börse Online. Benziner und Diesel hätten dagegen allenfalls noch
in „Nischenmärkten“ eine Chance, so Dudenhöffer. „Der Verbrennungsmotor…
ein totgerittenes Pferd.“
28 Jun 2021
## LINKS
[1] /Mehr-neue-Elektroautos-in-2020/!5738672
[2] /Mobilitaet-in-Deutschland/!5532454
[3] /Foerderung-von-Batteriefahrzeugen/!5707331
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
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