| # taz.de -- Geplante Asylzentren in Afrika: Ein menschenverachtendes Manöver | |
| > Dänemark will Asylzentren in afrikanischen Ländern etablieren. Allerdings | |
| > gibt es bislang kein Land, das zu diesem fragwürdigen Deal bereit ist. | |
| Bild: Auf der Insel Jütland hält Dänemark abgelehnte Asylbewerber:innen fest | |
| Im Wesentlichen ist die Idee ein Zombie, ein Wiedergänger – eigentlich | |
| längst tot, zumindest sollte sie das sein. Und doch erwecken | |
| Politiker*innen sie alle paar Jahre wieder in etwas anderer Form neu | |
| zum Leben: Die Rede ist von Asylzentren in Drittländern. Dieses Mal haben | |
| sie in [1][Dänemark] ihre Auferstehung erfahren. | |
| Dort hat das Parlament ein Gesetz verabschiedet, nach dem die Behörden | |
| Flüchtlinge in andere, höchstwahrscheinlich afrikanische Länder fliegen | |
| können, wo sie dann darauf warten dürfen, dass ihr Asylantrag bearbeitet | |
| wird. Höchstwahrscheinlich, weil die sozialdemokratische Regierung in | |
| Kopenhagen, auf deren Vorschlag das Gesetz zurückgeht, mit noch keinem | |
| einzigen Land einen entsprechenden Vertrag geschlossen hat. | |
| Nach Medienangaben gab es Vorgespräche mit Ruanda, Tunesien, Äthiopien und | |
| Ägypten. Es wäre aber hochgradig verwunderlich, wenn diese Länder einem | |
| solchen Deal zustimmen würden. Noch 2018 hatten die Länder des | |
| [2][afrikanischen Kontinents] der EU größtenteils unisono und prompt einen | |
| Korb gegeben, als sie die im Kern selbe Idee unter dem Namen „regionale | |
| [3][Ausschiffungsplattform]“ wiederbelebt hatte. Kein Wunder, dass davon | |
| derzeit in Brüssel keine Rede mehr ist. | |
| In der 2004er-Auferstehungsvariante hatte sich Tony Blair eine Absage unter | |
| anderem von Tansania eingehandelt. Warum sollen afrikanische Länder auch | |
| erneut die Polizei spielen für die Europäer*innen? Das müssten sie ihrer | |
| Bevölkerung auch erst einmal verkaufen. In den Deals wäre zwar auch Geld | |
| geflossen – aber wohl kaum genug, um die Nachteile aufzuwiegen. Zudem wäre | |
| ein solcher Plan, Flüchtlinge in Asylzentren außerhalb zu stecken, in | |
| manchen Staaten schon aufgrund einer instabilen politischen Situation oder | |
| Bedenken zur menschenrechtlichen Lage ein unmögliches oder schlicht | |
| menschenverachtendes Manöver. | |
| Ob die Pläne Dänemarks überhaupt rechtens sind, kommt wohl auch auf die | |
| genaue Ausgestaltung und die Verträge an, die der Staat letztlich mit einem | |
| Beherbergungsland schließen würde. Zweifelsohne ist das Vorhaben aber ein | |
| weiteres Ausscheren aus dem eh brüchigen bis kaum vorhandenen Zusammenhalt | |
| in der EU, wenn es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht. Der Plan enthält | |
| überdies aber noch eine besondere Frechheit: Selbst bei positivem Bescheid | |
| sollen die Flüchtlinge nicht nach Dänemark kommen, sondern wohl im | |
| Vertragsland bleiben. Dabei sind nach Angaben der UN-Agentur UNHCR schon | |
| jetzt 85 Prozent der Flüchtlinge weltweit in benachbarten und | |
| Entwicklungsländern untergebracht, also meist in Staaten, die gar nicht die | |
| entsprechenden Ressourcen haben. | |
| Der jüngste Vorstoß ist nur eine von vielen Verschärfungen, mit denen sich | |
| die sozialdemokratische Regierung in Kopenhagen in den vergangenen Jahren | |
| zum migrationspolitischen Hardliner gemausert hat. Die Partei sollte ihren | |
| europäischen Kolleg*innen kein Vorbild sein: Wenn sich ein so reiches | |
| Land wie Dänemark ein Null-Flüchtlinge-Ziel setzt, ist Solidarität ist für | |
| diese Sozialdemokrat*innen offensichtlich kein Wert mehr. | |
| 4 Jun 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://ec.europa.eu/germany/news/20180724-ausschiffung-von-migranten_de | |
| [2] /Afrika-Gipfel-gegen-EU-Plaene/!5517180 | |
| [3] https://ec.europa.eu/germany/news/20180724-ausschiffung-von-migranten_de | |
| ## AUTOREN | |
| Eva Oer | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Dänemark | |
| EU-Flüchtlingspolitik | |
| Asyl | |
| Afrika | |
| Tansania | |
| Dänemark | |
| Dänemark | |
| Dänemark | |
| Schwerpunkt Flucht | |
| Flüchtlinge | |
| Schwerpunkt Syrien | |
| migControl | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Geflüchtete in Tansania: Tausende sind in Angst versetzt | |
| Rund 250.000 Flüchtlinge leben in Tansania, vor allem aus dem Kongo. Jetzt | |
| deutet Tansanias Präsidentin an, sie dringend loswerden zu wollen. | |
| Asylpolitik in Dänemark: Überall hin, nur nicht ins Land | |
| Die dänische Regierung treibt ihre Pläne für einen Flüchtlingsknast im | |
| Kosovo und nach Ruanda ausgelagerte Asylverfahren weiter voran. | |
| Migrantinnen in Dänemark: Ohne Kippensammeln keine Kohle | |
| Die sozialdemokratische Regierung will „nicht-westliche Frauen“ zu Arbeiten | |
| wie Müllsammeln verdonnern. Sonst werden Sozialleistungen gestrichen. | |
| Prozess gegen Inger Støjberg: Hardlinerin vor Gericht | |
| In Dänemark beginnt ein historischer Prozess gegen die | |
| Ex-Integrationsministerin. Mit dem „Kinderbräute“-Erlass soll sie Gesetze | |
| gebrochen haben. | |
| Demonstrationen zum Weltflüchtlingstag: „Wir müssen diese Rechte gewähren�… | |
| Der Brandenburger Verein „Wir packen's an“ beteiligt sich an der | |
| Seebrücken-Kampagne „Menschenrechte sind unverhandelbar“ für mehr | |
| Flüchtlingsrechte. | |
| Flüchtlingspolitik in Dänemark: Pläne für Asylzentren im Ausland | |
| Das dänische Parlament hat ein Gesetz zur Unterbringung von Asylsuchenden | |
| in Drittländern verabschiedet. Dazu ist bisher allerdings noch kein Land | |
| bereit. | |
| Syrische Geflüchtete in Dänemark: Aus Jütland ins Abschiebelager | |
| Als erstes EU-Land droht Dänemark Geflüchteten mit Abschiebung nach Syrien. | |
| Dabei ist eine Rückkehr per Zwang derzeit ausgeschlossen. | |
| Flüchtlingspolitik in Algerien: Strafen für alles | |
| Algerien ist Vorbild in der Migrationskontrolle: Ausreisen werden bestraft, | |
| das Land nimmt Abgeschobene zurück. Dennoch gilt die Führung als | |
| schwieriger Partner. |