| # taz.de -- Afrika-Gipfel gegen EU-Pläne: Geeinte Stimme aus Afrika | |
| > Angesichts der Abschottung Europas setzt die Afrikanische Union auf | |
| > verstärkten Zusammenhalt. Eine Einschränkung der Visafreiheit will man | |
| > nicht. | |
| Bild: Eins steht fest: Afrika erteilt EU-Asylzentren in afrikanischen Drittlän… | |
| Berlin taz | Es ist purer Zufall, dass Afrikas Staats- und Regierungschefs | |
| just an diesem Sonntag zum Gipfel zusammengekommen sind, drei Tage nach dem | |
| EU-Gipfelbeschluss über „regionale Ausschiffungsplattformen“ in | |
| Drittländern für im Mittelmeer abgefangene Flüchtlinge aus Afrika. | |
| Der laufende 31. Staatengipfel der Afrikanischen Union (AU) in Mauretanien | |
| hat ganz andere Themen auf der Agenda als die europäische | |
| Flüchtlingspolitik. Aber es ist klar auf Europa gemünzt, wenn der | |
| amtierende AU-Vorsitzende und ruandische Staatschef Paul Kagame in seiner | |
| Eröffnungsrede Afrikas Regierungen auffordert, „als Einheitsfront | |
| aufzutreten und die Interessen unserer Völker und unseres Kontinents zu | |
| verteidigen“. | |
| Eine „geeinte Stimme“ aus Afrika „schützt einzelne Länder vor Druck und | |
| Manipulation“, legte der Ruander nach und verlangte „Respekt für Beschlüs… | |
| der Afrikanischen Union“. Das heißt: Afrika erteilt EU-Asylzentren in | |
| afrikanischen Drittländern eine Absage. Denn die Gipfelvorlage zum Thema | |
| Migration ist eindeutig. | |
| Das Papier vom 27. Juni spricht von „historisch harmlosen | |
| Migrationsrouten“, die erst von „transnationalen kriminellen Netzwerken in | |
| eine milliardenschwere kriminelle Industrie“ verwandelt worden seien. | |
| Afrikas Antwort darauf müsse „verstärkte Koordinierung und Kooperation“ im | |
| Migrationsmanagement sein, „ein attraktiveres Umfeld und Chancen | |
| insbesondere für Jugendliche auf dem Kontinent“ sowie, und dies in | |
| Zusammenarbeit mit EU und UNO, „die Rettung und der Schutz des Lebens von | |
| Migranten und Flüchtlingen“. | |
| ## Visafreiheit auf dem gesamten Kontinent | |
| Diejenigen Länder, die sich explizit zu den EU-Plänen geäußert haben, sind | |
| bisher sämtlich dagegen: Marokko, Algerien, Tunesien und Ägypten. Marokkos | |
| Außenminister Nasser Bourita sprach am Donnerstag von einem | |
| „kontraproduktiven Mechanismus“. Tunesiens Außenministerium ließ sich mit | |
| „Wir sagen Nein“ zitieren. Algeriens Außenministerium sagte, man regele | |
| solche Dinge bilateral mit Nachbarländern beziehungsweise mit der UNO – was | |
| Europa wolle, sei „uninteressant“. | |
| Ein früherer Vorstoß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron für | |
| Asylzentren in Niger und Tschad, in denen französische Beamte über | |
| Asylanträge entscheiden, ist in der Testphase stecken geblieben. Lediglich | |
| Niger, bevorzugter Sahel-Partner Angela Merkels, kann sich das vorstellen, | |
| während Tschads Regierung vor einem „Sogeffekt“ warnt. Die Internationale | |
| Organisation für Migration (IOM), von der EU als potenzieller Partner | |
| genannt, lehnt EU-Asylzentren außerhalb der EU ab. Das | |
| UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR warnt, dass das Blockieren von Flüchtlingen | |
| in bitterarmen Transitländern wie Niger neue Spannungen hervorrufe. | |
| Afrikas Sorge: Europa will sein Flüchtlingsproblem lösen, indem es die | |
| Bewegungsfreiheit innerhalb Afrikas einschränkt. Zu den geltenden | |
| AU-Zielen, festgehalten in der „Agenda 2063“ zur Langzeitentwicklung | |
| Afrikas, gehören hingegen Visafreiheit auf dem gesamten Kontinent sowie | |
| Freihandel in ganz Afrika. Dies betonten jetzt auf dem Gipfel sowohl der | |
| Ruander Kagame als auch AU-Kommissionspräsident Moussa Faki aus Tschad. | |
| 1 Jul 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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