# taz.de -- Geflüchtete in Tansania: Tausende sind in Angst versetzt | |
> Rund 250.000 Flüchtlinge leben in Tansania, vor allem aus dem Kongo. | |
> Jetzt deutet Tansanias Präsidentin an, sie dringend loswerden zu wollen. | |
Bild: Tansanias Präsidentin Samia Suhulu Hassan plant Flüchtlinge aus den Nac… | |
KAMPALA taz | Es war nur eine Randbemerkung in einer Rede von Tansanias | |
Präsidentin Samia Suluhu Hassan. Aber sie wird für Hunderttausende Menschen | |
in der Region weitreichende Folgen haben. Es sei nun, erklärte sie am | |
Montag in Daressalam, die „Dringlichkeit erkannt worden“, die Flüchtlinge | |
aus den Nachbarländern „zurückzubringen“. | |
Samia hielt die Rede vor dem Armeegeneralstab nach einem Sicherheitstreffen | |
der tansanischen Streitkräfte. Ein Problem wurde dabei intensiv besprochen: | |
Das Risiko, das mit der stetig wachsenden Zahl von Flüchtlingen einhergehe. | |
Konkret genannt wurden die Langzeitflüchtlinge, die „schon lange hier leben | |
ohne die nötigen Papiere“, führte Generalstabschef General John Mukunda | |
aus. Diese hätten Wege gefunden, sogar in Regierungsinstitutionen auf | |
„sensiblen“ Posten zu landen. Dies bedeute ein internes „Sicherheitsrisik… | |
für das riesige ostafrikanische Land. | |
Tansania beherbergt schon seit Jahrzehnten Flüchtlinge aus den | |
konfliktgeplagten Nachbarländern, vor allem aus Ruanda, der Demokratischen | |
Republik Kongo sowie [1][Burundi]. Laut [2][Angaben des | |
UN-Flüchtlingshilfswerks] leben rund 255.000 Flüchtlinge in Tansania, fast | |
die Hälfte davon sind Kinder. Sie leben in für sie eingerichteten Lagern | |
oder Siedlungen im Westen des Landes, die sie nur mit Erlaubnis verlassen | |
und wo sie nicht arbeiten dürfen. | |
Seit Ende 2022, als der [3][Krieg im Osten der Demokratischen Republik | |
Kongo] erneut entflammte, kommen fast täglich Geflüchtete aus dem Kongo | |
hinzu. Laut Angaben der Abteilung für Flüchtlingsdienste im tansanischen | |
Innenministerium waren es allein im vergangenen Jahr rund 11.000 | |
Kongolesen, die nun versorgt werden müssen. | |
## Ein früherer Deal mit Burundi als Blaupause | |
Doch es fehlt an Geld. Laut UNHCR-Angaben wurden 2023 rund 115 Millionen | |
Dollar benötigt. Doch die internationale Gemeinschaft hat nicht einmal 40 | |
Prozent davon bereitgestellt. Tansanias Regierung hatte in den vergangenen | |
Jahren mehrfach angedroht, sie werde die Grenzen schließen und Geflüchtete | |
zurückschicken, wenn es nicht mehr Geld gebe. | |
Unter Vermittlung des UNHCR einigten sich die Regierungen Tansanias und | |
Burundis 2017 auf einen Plan, burundische Geflüchtete „freiwillig“ wieder | |
in ihre Heimat zu repatriieren. Das UNHCR stellte dafür Transportmittel, | |
Rationen und Geld bereit. 164.000 Flüchtlinge aus Burundi sind bis November | |
2023 im Rahmen dieses Abkommens zurückgekehrt. | |
[4][Von „Freiwilligkeit“ konnte oft allerdings nicht die Rede sein]. | |
Tansanias Regierung hatte in den Lagern die Märkte geschlossen, | |
Gesundheitsversorgung und Bildung eingestellt, um die Flüchtlinge zum | |
Packen zu bewegen. Dies hatte einen Aufschrei internationaler | |
Menschenrechtsorganisationen zur Folge. | |
Die Lager wurden aber dennoch nicht leerer. Sie füllten sich stattdessen | |
mit rund 140.000 Kongolesen. Im Dezember hat Tansania deswegen Soldaten im | |
Rahmen einer Friedensmission der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen | |
Afrika in den Kongo entsandt, um Kongos Armee im Kampf gegen Rebellen zu | |
helfen. | |
Im Gegenzug, das wird nun aus Präsidentin Samias Bemerkung deutlich, | |
erhofft sich Tansania, dass sich die kongolesische Regierung in einem | |
ähnlichen Deal wie zuvor Burundi bereiterklärt, die Flüchtlinge | |
zurückzunehmen. | |
25 Jan 2024 | |
## LINKS | |
[1] /Massenflucht-aus-Burundi/!5214265 | |
[2] https://reporting.unhcr.org/operational/operations/united-republic-tanzania | |
[3] /Krieg-mit-M23-Rebellen-in-Kongo/!5895810 | |
[4] /Gefluechtete-in-Tansania/!5817684 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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