# taz.de -- Krieg mit M23-Rebellen in Kongo: Rebellen zielen auf Goma | |
> Die Rebellenbewegung M23 rückt im Osten Kongos auf die Millionenstadt | |
> Goma vor. Panik bricht unter Kriegsvertriebenen aus. | |
Bild: Menschen fliehen am 15. November aus Goma | |
KAMPALA taz | Einen „Sturm auf Goma!“ verkünden die Rebellen der M23 | |
(Bewegung des 23. März) in der Demokratischen Republik Kongo. Die Soldaten | |
der Regierungsarmee würden bereits aus der Stadt fliehen, so die Meldung | |
vom Dienstag. Die Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu im Osten Kongos werde | |
„kampflos fallen“. | |
Fast genau zehn Jahre, nachdem die M23 schon einmal Goma im Handstreich | |
erobert hatte, droht sich jetzt offenbar das Drama zu wiederholen. In der | |
Millionenstadt am Ufer des Kivu-Sees sowie in den umliegenden | |
Vertriebenenlagern brach Panik aus. | |
In den vergangenen Wochen und Monaten, seit [1][die Tutsi-geführten | |
Rebellen der M23] weite Gebiete im Dreiländereck entlang der Grenzen zu | |
Ruanda und Uganda eroberten, sind bis zu 40.000 Familien aus den umkämpften | |
Ortschaften mit ihren Habseligkeiten in Richtung Goma geflohen. In | |
Kanyaruchinya, einem nördlichen Vorort am Fuße des aktiven Vulkans | |
Nyiragongo, haben sie sich rund um eine große Schule mit Fußballplatz | |
niedergelassen, sich dort Zelte aus Planen und Eukalyptuszweigen gebaut – | |
eine desaströse Lage, es regnet. | |
Jetzt müssen sie erneut fliehen. Am Dienstag war von Kanyaruchinya aus | |
Artilleriefeuer zu hören. Panisch rafften Frauen und Kinder ihre Sachen | |
zusammen und rannten bergabwärts in Richtung Stadt. [2][Handy-Videos], die | |
auf Twitter geteilt wurden, zeigen die Massenpanik. Die Frontlinie zwischen | |
Regierungsarmee und M23 verläuft nur rund 10 Kilometer nördlich und die | |
Rebellen rücken immer weiter vor. | |
## Die Rebellen wollen verhandeln | |
Die M23 versucht, eine wichtige militärische Position zu erobern: einen | |
erloschenen kleinen Vulkankrater mit drei Telefonmasten auf dessen Spitze, | |
die sogenannten „Trois Antennes“. Von dieser Anhöhe in der Savanne aus kann | |
man die Millionenstadt Goma bis zum See überblicken – und auch | |
bombardieren. | |
Von hier aus hatte die M23 vor genau zehn Jahren [3][am 20. November 2012 | |
Goma erobert]. Jetzt will sie sich zumindest in die Position versetzen, das | |
erneut tun zu können – wenn die Regierung nicht in Gespräche einwilligt. | |
„Gebiete zu besetzen ist nicht unser Ziel“, sagte vor wenigen Tagen | |
M23-Präsident Bertrand Bisimwa gegenüber der taz. Ziel sei es, [4][mit | |
Kongos Regierung zu verhandeln]. | |
Nord-Kivus Militärgouverneur, General Constant Ndima, der seit der | |
Verhängung des Kriegsrechts vergangenes Jahr die Provinz verwaltet, ruft | |
die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. „Wir versichern Ihnen, dass die | |
loyalen Regierungsstreitkräfte sich sehr gut auf dem Schlachtfeld | |
schlagen“, versucht er die Menschen zu beruhigen. Die Armee hat aber in den | |
vergangenen Monaten fast sämtliche Schlachten gegen die M23 verloren. | |
## Erst den Krieg beenden, dann reden | |
Unterdessen ist am Dienstag Kenias Expräsident Uhuru Kenyatta in Goma | |
eingetroffen. Er ist von den Staatschefs der Ostafrikanischen Gemeinschaft | |
(EAC), deren Mitglied Kongo seit April ist, zum Vermittler ernannt worden. | |
Am Montag hatte er in Kongos Hauptstadt Kinshasa Präsident Felix Tshisekedi | |
getroffen. | |
Diese Woche sollte in Kenias Hauptstadt eine große Gesprächsrunde | |
stattfinden: zahlreiche kongolesische Milizen und Rebellengruppen sollen | |
unter Mediation von Kenyatta mit ihrer Regierung verhandeln. Kongos | |
Regierung weigert sich aber strikt, sich mit der M23 zusammenzusetzen. „Bis | |
zum Abzug aus den besetzten Orten wird es keine Verhandlungen mit den | |
Terroristen geben“, versichert Regierungssprecher Patrick Muyaya. | |
„Lasst uns den Krieg beenden und dann reden wir“, fordert Kenyatta nun die | |
Konfliktparteien auf. „Wir können keinen Dialog führen und danach erst die | |
Feindseligkeiten einstellen.“ Die Gespräche, die ursprünglich bereits | |
[5][im April] geplant waren, wurden nun auf nächste Woche vertagt, auf den | |
21. November. | |
Und auch beim G20-Treffen im indonesischen Bali ist der neue Kongokrieg ein | |
Thema. US-Außenminister Antony Blinken traf dort am Dienstag Ruandas | |
Außenminister Vincent Biruta. UN-Ermittler haben Beweise veröffentlicht, | |
dass Ruanda die M23 militärisch unterstützt. „Ich habe die tiefe Besorgnis | |
der Vereinigten Staaten über die anhaltende Gewalt im Osten der | |
Demokratischen Republik Kongo unterstrichen“, so Blinken. Er habe Ruanda | |
aufgefordert, „aktive Schritte zur Erleichterung der Deeskalation zu | |
unternehmen“. | |
16 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Konflikt-im-Ostkongo/!5086945 | |
[2] https://twitter.com/HeritierBarak/status/1592247995810054150 | |
[3] /Rebellen-erobern-Goma/!5079020 | |
[4] https://twitter.com/M23_ARC/status/1592364875023777793 | |
[5] /M23-Rebellen-im-Kongo/!5845318 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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