# taz.de -- Kämpfe im Osten Kongos: M23-Rebellen ziehen nicht ab | |
> Ein Ultimatum der Regierungen der Region an die M23-Rebellen verstreicht | |
> ergebnislos. M23 verlangt direkte Gespräche mit Kongos Regierung. | |
Bild: Soll die Rebellen aufhalten: Straßensperre der Armee nördlich von Goma,… | |
KAMPALA taz | Seit Freitagabend um 18 Uhr halten im Osten der | |
Demokratischen Republik Kongo alle gespannt den Atem an. Zu diesem | |
Zeitpunkt lief das Ultimatum zum Rückzug der Rebellen der M23 (Bewegung des | |
23. März) „aus den besetzten Gebieten zurück in ihre Ausgangspositionen“ | |
ab, welches die Regierungen der Region [1][am Mittwoch in Angolas | |
Hauptstadt Luanda] als zentrale Bedingung eines ab diesem Moment zu | |
geltenden Waffenstillstands vereinbart hatten. | |
Gemeint ist mit den Ausgangspositionen der erloschene Vulkan Sabinyo im | |
Dreiländereck zwischen Kongo, Ruanda und Uganda, wo die Tutsi-geführten | |
M23-Rebellen sich bis vor einem Jahr verschanzt hatten, bevor sie weite | |
Gebiete in der Provinz Nord-Kivu eroberten. | |
Die M23-Rebellen reagierten am Freitag verhalten. Sie erklärten, sie würden | |
den Waffenstillstand einhalten – verwiesen aber darauf, dass die letzte | |
Feuerpause im April von Kongos Armee gebrochen worden war, nicht von ihnen. | |
Sie wollen an Verhandlungen selbst beteiligt sein, sonst bleiben sie auf | |
ihren Positionen. | |
Von einem militärischen Rückzug war bis Sonntagnachmittag nichts zu sehen. | |
Am Samstag blieb es zwar an der bislang hart umkämpften Frontlinie nördlich | |
der Provinzhauptstadt Goma ruhig, doch nordwestlich der Millionenstadt, | |
hinter dem Nyiragongo-Vulkan, rückten M23-Kämpfer rückten weiter in die | |
Berge von Masisi vor. | |
Masisis Almen sind die Heimat vieler kongolesischer Tutsi. Jüngst wurden | |
dort ganze Kuhherden geschlachtet, mutmaßlich von der im Kongo kämpfenden | |
ruandischen Hutu-Miliz FDLR (Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas), | |
die Teile dieser Region kontrolliert. Es zirkulieren auch unbestätigte | |
Nachrichten von einer gezielten Jagd auf dort lebende Tutsi. | |
## M23 will gegen FDLR kämpfen | |
Die M23 erklärte gegenüber der taz, sie wolle mit gezielten Operationen die | |
FDLR unschädlich machen. Auf taz-Nachfrage beharrt M23-Präsident Bertrand | |
Bisimwa am Sonntagmorgen erneut darauf: Er wolle direkt mit den Vermittlern | |
sprechen, bevor er einen Rückzug anordne. Eine Einladung an die M23 zu den | |
[2][geplanten Verhandlungen] zwischen Kongos Regierung und den bewaffneten | |
Gruppen Ostkongos in Kenias Hauptstadt Nairobi sei ebenfalls noch nicht | |
erfolgt. Er warte auf Antwort. | |
Unterdessen rücken in Goma immer mehr Soldaten aus Kenia an. 900 Angehörige | |
der kenianischen Armee wurden mittlerweile im Rahmen eines [3][Mandats der | |
Regionalorganisation EAC (Ostafrikanische Gemeinschaft)] stationiert. Sie | |
sollen laut der am Mittwoch getroffenen Vereinbarung in diejenigen Gebiete | |
vorrücken, aus welchen sich die M23 zurückzieht, um eine Pufferzone zu | |
etablieren. | |
Kenias Regierung beharrt darauf, dass die Aufgabe ihrer Soldaten rein | |
defensiv sei. Kongos Regierung hatte gehofft, die Kenianer würden helfen, | |
die M23 zu bekriegen. | |
M23-Chef Bisimwa sagte vergangene Woche [4][der taz im Interview], die M23 | |
werde keine Kämpfe mit Kenias Truppen provozieren. Er wirft Kongos Armee | |
zudem vor, mit der FDLR zusammenzuarbeiten. Auf Twitter warnen nun die | |
M23-Militärführer: „Wenn die Kenianer sich entscheiden, sich den | |
Extremisten der FDLR anzuschließen, die unsere Dörfer seit 1994 besetzt | |
halten, werden wir keine andere Wahl haben, als uns zu wehren.“ | |
27 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] http://peaceau.org/uploads/en-comunicado-final-23-nov-2022.pdf | |
[2] https://twitter.com/jumuiya/status/1596433423681585153 | |
[3] /Bewaehrungsprobe-fuer-die-EAC/!5894998 | |
[4] /M23-Rebellenchef-ueber-Kongo/!5893776 | |
## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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