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# taz.de -- Streit über Köhlbrandbrücken-Abriss: Linke vermisst Klimaschutz
> Hamburgs Köhlbrandbrücke soll abgerissen, stattdessen ein Tunnel gebaut
> werden. Die Linke fordert ein Verkehrskonzept im Sinne des Klimaschutzes.
Bild: Schönes Bauwerk, unschöne Abgase: die Köhlbrandbrücke im Hamburger Ha…
Hamburg taz | Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft hat davor
gewarnt, dass der geplante Ersatz für die Köhlbrandbrücke gegen die
Hamburger Verfassung und das Grundgesetz verstoßen könnte. Damit das nicht
geschieht, müssten die Pläne in ein Verkehrskonzept für den Hafen
eingeflochten werden, das sich am Klimaschutz und der dafür nötigen
Verkehrswende orientiert, forderte Die Linke am Dienstagabend im
Wirtschaftsausschuss.
Die mit rund 3.600 Metern zweitlängste Straßenbrücke Deutschlands
überspannt einen Arm der Süderelbe und verbindet über Waltershof die
Autobahn A7 mit der Elbinsel Wilhelmsburg. Freigegeben wurde sie 1974.
Dass einmal 40.000 Fahrzeuge pro Werktag die Brücke passieren, hätten sich
der Bauingenieur Paul Boué und der Architekt Egon Jux wohl kaum träumen
lassen, als sie die Brücke entwarfen. Gut ein Drittel der Fahrzeuge, die
hinüber rollen, sind Lastwagen, die die [1][Containerterminals] im Hafen
bedienen. Für Fußgänger und Fahrradfahrer ist die Brücke gesperrt.
Die Dauerbelastung hat Folgen. Die Köhlbrandbrücke ist marode geworden. Der
Senat hat deshalb den Abriss beschlossen. Statt einer Brücke soll eine
Unterführung gebaut werden, in Form eines doppelstöckigen Tunnels.
Der würde mit – geschätzten – Kosten von mindestens drei Milliarden Euro
zwar wesentlich teurer als eine neue Brücke, hat aus Sicht des parteilosen
Wirtschaftssenators Michael Westhagemann aber mehrere Vorteile: Zum einen
lägen die Unterhaltskosten langfristig deutlich niedriger. Zudem wäre der
Verkehr nicht mehr der Witterung ausgesetzt.
Ein Tunnel halte wesentlich länger als eine Brücke – und der Hohlraum unter
der Fahrbahn könne zusätzlich genutzt werden. Vor allem aber könnten
künftig noch größere Schiffe bei jedem Wasserstand den Containerhafen
Altenwerder anfahren.
Erstmals hatte im Juni 2012 der damalige Erste Bürgermeister Olaf Scholz
(SPD) auf ein nahendes Ende der Köhlbrandbrücke hingewiesen. Damals sprach
er noch von einem Neubau. Fünf Jahre später teilte die Hafenbehörde HPA
mit, dass die Planungen für eine neue Brücke begonnen hätten. Sie sollte
eine Durchfahrtshöhe von mindestens 73,5 Metern haben – jetzt sind es 53
Meter, zu niedrig für die riesigen Containerschiffe der neuen Generation.
Erst das Hamburger Abendblatt brachte im April 2018 ans Licht, dass längst
parallel an den Plänen für einen Tunnel gearbeitet wurde. Im Februar 2020
unterzeichneten [2][Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU)] und
Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) eine gemeinsame
Absichtserklärung über die Erneuerung der Köhlbrandquerung. Demnach wird
die bestehende Köhlbrandbrücke bis 2030 genutzt, anschließend abgerissen
und durch einen Tunnel mit zwei Ebenen ersetzt.
Gleichzeitig wurde eine Hochstufung der Brücke zur Bundesstraße
beschlossen. Seit dem 1. Februar dieses Jahres bildet sie nun den
nördlichen Startpunkt der Bundesstraße B 3, die auf einer Gesamtlänge von
rund 760 Kilometern bis an die Schweizer Grenze führt. Die Brücke ist damit
mautpflichtig.
Rechtlich ist die Hochstufung die Voraussetzung dafür, dass sich der Bund
finanziell am Bau der neuen Köhlbrandquerung beteiligt. Konkret übernimmt
er die Baukosten, die Stadt Hamburg muss für die Instandhaltung aufkommen.
Auch soll die Brücke nicht vollends verschwinden. SPD und Grüne haben sich
darauf verständigt, dass die beiden hohen blauen Pfeiler nach Möglichkeit
stehen bleiben sollen, wenn es einen Tunnel gibt.
## Im Hinterzimmer ausgekungelt
Kritik an dem Vorhaben kommt vor allem von der Linksfraktion. Sie ärgert
sich, dass der Senat die Pläne im Hinterzimmer ausgekungelt hat und die
Bürgerschaft und die Bevölkerung nicht daran beteiligt wurden. Der
Linken-Abgeordnete Norbert Hackbusch wirft der HPA außerdem vor, dass die
Köhlbrandbrücke schon jetzt nicht mehr richtig gepflegt werde.
Die Linke bemängelt außerdem, dass bei der Projektierung des Vorhabens das
Bundesklimaschutzgesetz nicht beachtet wird. Im Wirtschaftsausschuss
forderte sie ein Gesamtkonzept für den Straßen- und Schienenverkehr im
Hafen und dessen Umland. Schließlich gehöre zum Klimaschutz eine
Reduzierung des motorisierten Straßenverkehrs. Das bezieht sich nicht nur
auf den Individual-, sondern auch auf den Güterverkehr.
Die Köhlbrandquerung könne auch [3][nicht losgelöst von der geplanten
Autobahn 26 Ost] gesehen werden. Die „Hafenpassage“ verlängert die im
Westen aus Niedersachsen bis zur A 7 führende A 26 und soll den Hafens
besser erreichbar machen.
10 Jun 2021
## LINKS
[1] /Krise-im-Hamburger-Hafen/!5482409
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Scheuer
[3] /Negativpreis-des-Nabu-geht-nach-Hamburg/!5735556
## AUTOREN
Reimar Paul
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