# taz.de -- Hafenbetrieb will klimaneutral werden: Alternativen abgefertigt | |
> Der Hamburger Hafenkonzern HHLA hat Klimaschutzziele verkündet. Kritiker | |
> bemängeln, dass er über High-Tech-Lösungen Naheliegendes vernachlässigt. | |
Bild: Blechkolonne: Die Köhlbrandbrücke könnte Entlastung durch Binnenschiff… | |
Hamburg taz | Die Hamburger Hafen und Logistik AG ([1][HHLA]) will Ernst | |
machen mit dem Klimaschutz. Die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath | |
versprach am Montag, den heutigen CO2-Ausstoß bis 2030 zu halbieren. Im | |
Jahr 2040 soll der gesamte Konzern einschließlich seiner Beteiligungen im | |
Ausland klimaneutral sein. Die HHLA will das vor allem durch Ökostrom, | |
Effizienzsteigerungen und Kompensationen erreichen. | |
Die HHLA ist das größte Umschlagunternehmen im Hafen. Sie ist börsennotiert | |
und gehört zu etwa [2][zwei Dritteln der Stadt]. Erst vergangene Woche hat | |
Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) eine Neufassung des Hamburger Corporate | |
Government Codex vorgestellt. Überschrift: „Nachhaltigkeit wird Pflicht.“ | |
Die HHLA hat daraus einen klingenden Titel gemacht. „Balanced Logistics“, | |
der die drei Komponenten der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und | |
Soziales –, ergänzt um den Klimaschutz ins Gleichgewicht bringen soll. | |
Die HHLA brüstet sich, schon heute mit dem Containerterminal Altenwerder | |
die erste vom TÜV zertifizierte Umschlaganlage der Welt zu betreiben. Das | |
geht durch Elektrifizierung mit Ökostrom, was dann noch an Emissionen übrig | |
bleibt, wird durch Investitionen in klimafreundliche Projekte wie Windräder | |
in Indien oder reibungsarme Antifouling-Farben für Schiffe ausgeglichen. | |
Außerdem haben sich Titzrath und seine Kollegen ein neues Produkt | |
ausgedacht: die CO2-neutrale Transportkette von der Kaikante bis zur Fabrik | |
im europäischen Hinterland. „Das ist keine Marketing-Geschichte, sondern | |
ein Produkt“, versicherte Titzrath. „Kunden aus dem Automobilbereich“ etwa | |
seien an klimaneutralem Transport interessiert. | |
## CO2-neutraler Transport | |
Im Hafen selbst ist in den vergangenen zehn Jahren Verkehr auf die Schiene | |
verlagert worden: Deren Anteil stieg von 35 auf 45 Prozent. Und auch der | |
Anteil der Container, die innerhalb des Hafens statt mit dem LKW per Schiff | |
hin- und hergefahren werden, hat sich laut Auskunft des Senats von 56.000 | |
Standardcontainereinheiten (TEU) im Jahr 2013 auf 108.000 im Jahr 2018 fast | |
verdoppelt. | |
Diese Verlagerung aufs Wasser war Gegenstand des [3][Koalitionsvertrages] | |
von 2015 und wiederholter Anfragen der Bürgerschaft. Der Unternehmer Ulrich | |
Malchow findet, dass deutlich mehr Container innerhalb des Hafens per | |
Schiff transportiert werden könnten. Das Potenzial dafür variiert mit dem | |
Gesamtumschlag. Die HHLA sieht es bei 150.000 bis 200.000 TEU, Malchow | |
unter Berufung auf die Hafenbehörde HPA derzeit bei 350.000 TEU. | |
Malchow hat eine Idee, wie sich solche Zahlen erreichen ließen, die er seit | |
Jahren propagiert: die Port-Feeder-Barge, eine Schute mit eigenem Kran, der | |
sie von den teuren Containerbrücken unabhängig machen würde. Bisher ist er | |
aber noch nirgends zum Zuge gekommen. | |
„Wir verhindern das nicht“, sagt HHLA-Sprecherin Annette Krüger. „Deshalb | |
haben wir Herrn Malchow ein Angebot für eine Abfertigungsvereinbarung | |
gemacht.“ Die HHLA könne Malchow aber keine Sonderkonditionen bieten, die | |
ihn gegenüber Wettbewerbern begünstigten. Malchow findet, so lange die HHLA | |
bereit sei, in „physikalischen und logistischen Unsinn“ wie die | |
Containerdrohne oder Elon Musks Hyperloop zu investieren, könnte sie ihm | |
auch bei der Feeder-Barge entgegenkommen. | |
3 Dec 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Hamburger-Umschlagbetrieb-investiert/!5584823 | |
[2] /Programme-fuer-die-Buergerschaftswahl/!5640365 | |
[3] https://www.hamburg.de/koalitionsvertrag/ | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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