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# taz.de -- Abriss der Köhlbrandbrücke in Hamburg: Miese Tricks für den Stra…
> Der Hamburger Senat will mit einem Neubau den Straßenverkehr im Hafen
> verbessern. Angeblich sei eine Sanierung unmöglich, doch das ist wohl
> gelogen.
Bild: Dem Untergang geweiht: Köhlbrandbrücke in Hamburg
Wenn ein städtisches Wahrzeichen verschwinden soll, sorgt das
verständlicherweise für Weh- und Unmut. Der seit Jahren [1][angekündigte
Abriss der Hamburger Köhlbrandbrücke] ist ein gutes Beispiel dafür. Weithin
sichtbar ragen die beiden blauen Pylonen samt der geschwungenen Fahrbahn im
Hafen in den Himmel.
Vom Altonaer Balkon aus etwa, einem Park hoch über der Elbe, lässt sich
beim Feierabendbier die Brücke und das Hafenpanorama erblicken und denken:
Schade, dass dieses Denkmal marode ist und bald abgerissen werden muss.
Dass diese Annahme wohl gar nicht stimmt und die entsprechende Information
jahrelang vom Senat und der Hafenbehörde zurückgehalten wurde, [2][wie Die
Zeit vergangene Woche berichtete], macht wütend. Gar nicht so sehr, weil
der Anblick der Brücke so schön ist oder weil der Denkmalschutz ein hohes
Gut ist, sondern:
Es legt einmal mehr nahe, dass bei Infrastrukturprojekten, die die
Verkehrs- und damit die Klimapolitik betreffen, die Vertrauenswürdigkeit
politischer Entscheider:innen grundsätzlich anzuzweifeln ist. Es wurde
schließlich wieder einmal mit Tricks und Lügen Politik gemacht.
## Gutachten 15 Jahre lang verheimlicht
Denn schon seit 15 Jahren liegt ein Gutachten vor, das eine Sanierung der
Brücke als Option aufzeigt – sie muss gar nicht abgerissen werden. Das
Gutachten jedoch wurde bis jetzt nicht öffentlich gemacht, vielmehr haben
die zuständigen Senator:innen mantraartig wiederholt, dass ein Abriss
zwingend sei. Und schon bevor das Gutachten seinerzeit in Auftrag gegeben
wurde, [3][sprach der damalige Stadtentwicklungssenator Axel Gedaschko
(CDU) davon, dass ein Abriss unumgänglich sei.]
Nach Ansicht der Gutachter hingegen sei eine Sanierung grundsätzlich
möglich und vergleichsweise günstig. Vor allem die Hafenwirtschaft und die
Hafenbehörde wünschen sich aber inständig einen Tunnelneubau. Dass das der
Öffentlichkeit ein Vielfaches kostet und obendrein eine katastrophale
Klimabilanz hätte, interessiert sie offensichtlich nicht. Anscheinend geht
es der Politik einzig darum, die Hafenwirtschaft glücklich zu machen. Wer
in den zuständigen Behörden und den Senaten von der Studie wusste, ist noch
unklar.
Die Masche hat in Hamburg schon fast eine Tradition: [4][Auch bei der
denkmalgeschützten Sternbrücke in Altona, deren Abriss ansteht,] hat die
Stadt kein Interesse an einer Sanierung und widersprach der Deutschen Bahn
nicht, die einen Abriss als alternativlos darstellte. Dabei hatte die Stadt
auch hier ein gegenteiliges Gutachten jahrelang vorenthalten.
Ein Neubau schließlich versetzt den darunter führenden Autoverkehr
praktischerweise in einen besseren Zustand. Auch wenn Gegenteiliges
behauptet wird, nämlich dass vor allem der Bus- und Radverkehr vom Neubau
profitieren solle – man kann den Worten angesichts solcher Tricks nicht
glauben.
31 Jul 2023
## LINKS
[1] /Autobahn-Plaene-der-Ampel/!5921657
[2] https://www.zeit.de/2023/32/koehlbrandbruecke-abriss-gutachten-instandhaltu…
[3] /Archiv-Suche/!863343&s=k%C3%B6hlbrandbr%C3%BCcke&SuchRahmen=Print/
[4] /Denkmalgeschuetzte-Bahnbruecke/!5702575
## AUTOREN
André Zuschlag
## TAGS
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