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# taz.de -- „Islam-Landkarte“ in Österreich: Kritik auch vom Europarat
> Die Kritik reiht sich in Welle der Empörung ein. Die Landkarte, die
> muslimische Organisationen und Moscheen anzeigt, sei „potenziell
> kontraproduktiv“.
Bild: Österreich: die Moschee in Telfs (Tirol) ist vermutlich auch in der „I…
Wien taz | Wenn Österreichs Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) eine
Versachlichung der Debatte über den Islam im Lande im Sinne hatte, so ist
der Plan gründlich in die Hose gegangen. Eine vergangene Woche vorgestellte
„Islam-Landkarte“ erregt die Gemüter nicht nur in der muslimischen
Gemeinde.
Die [1][Landkarte] hat die Anmutung einer Suchmaschine für Restaurants oder
Unterkünfte: 623 blaue Marker mit besonderer Konzentration im Wiener Raum
und in Vorarlberg signalisieren, wo muslimische Organisationen, Verbände
und Moscheen zu finden sind. Auf einen Klick erscheinen dann der Charakter
der Einrichtung, Adresse, Gründungsdatum, Kurzbeschreibung und allfällige
Mitgliedschaft, etwa beim türkisch-islamischen Kulturverein Atib
(entspricht dem deutschen Ditib). In manchen Fällen sind sogar die
Privatnummern der Vorstandsmitglieder aufgelistet.
Für den Europarat schießt die Karte über das Ziel hinaus. Sie sei
„potenziell kontraproduktiv“, so der Sonderbeauftragte für muslimfeindliche
Intoleranz und Hassverbrechen, Daniel Höltgen, in einer Stellungnahme. Die
Veröffentlichung der Karte wirke aufgrund von Form und Zeitpunkt auf viele
muslimische Gläubige als Generalverdacht gegenüber dem Islam, sagte
Höltgen. Viele Muslime fühlten sich stigmatisiert und durch die
Veröffentlichung von Adressen und anderer Details in ihrer Sicherheit
bedroht. So sieht das auch die Muslimische Jugend Österreichs (MJÖ), die in
Zusammenhang mit der Auflistung von Namen, Adressen und Nummern von
Vorständen von einer „nie dagewesenen Grenzüberschreitung“ spricht. Sie
will gegen die Karte vor Gericht ziehen.
Auch Heinz Engl, der Rektor der Universität Wien, wo die Karte am
islamisch-theologischen Institut ausgebrütet wurde, hat sich im Namen der
Uni distanziert und die Verwendung des Uni-Logos untersagt. Engl
kritisierte, dass im Impressum zur Meldung von Informationen zu einzelnen
Vereinen oder Moscheen aufgefordert werde. Sogar von den Grünen, [2][die
gegenüber den Alleingängen des großen Regierungspartners im Sinne des
Koalitionsfriedens bisher größtmögliche Toleranz gezeigt haben], kam
Kritik.
## Muslimische Jugend Österreichs fordert Polizeischutz
Dass diese Karte ausgerechnet über die letztes Jahr als formal unabhängiger
Fonds ins Leben gerufene Dokumentationsstelle Politischer Islam online
ging, konterkariert die Beteuerungen von Ministerin Raab, das Instrument
sei als Service-Angebot für Muslime zu verstehen: „Sie sollen doch auch
wissen, in welche Moschee sie gehen und welche Strukturen und Ideologien
dahinterstehen.“
Die MJÖ fordert jetzt Polizeischutz für Vereinsfunktionäre, deren Namen und
Adressen veröffentlicht wurden. Seit die Karte online ist, gab es in Graz
und Salzburg Übergriffe gegen Moscheen. Integrationsministerin Raab hat
genau wie beteiligte Wissenschaftler Drohungen erhalten.
1 Jun 2021
## LINKS
[1] https://www.islam-landkarte.at
[2] /Gesetzesplaene-in-Oesterreich/!5723646
## AUTOREN
Ralf Leonhard
## TAGS
Österreich
Islamismus
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