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# taz.de -- Nach antisemitischen Äußerungen: Angeklagt wegen Volksverhetzung
> Der langjährige Göttinger Vorsitzende des Moscheeverbandes Ditib, Mustafa
> Keskin, muss sich wohl vor Gericht verantworten.
Bild: Imame der Ditib werden für fünf Jahre nach Deutschland geschickt und si…
Der langjährige Göttinger Vorsitzende des deutsch-islamischen
Moscheeverbandes Ditib, Mustafa Keskin, muss sich demnächst wohl vor
Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Göttingen hat den 53-Jährigen
wegen Volksverhetzung in vier Fällen sowie in einem Fall wegen der
Billigung von Straftaten angeklagt. Der Vorwurf der Volksverhetzung bezieht
sich der Behörde zufolge auf Posts in sozialen Netzwerken „zum Nachteil von
Juden und Armeniern“. Die entsprechenden Einträge wurden laut
Staatsanwaltschaft zwischen Mai 2015 und Februar 2021 auf dem privaten
Account Keskins veröffentlicht.
Vorwürfe gegen Keskin hatte zu Jahresbeginn zunächst die sozialistische
Jugendorganisation „Die Falken“ erhoben. So habe er im Internet israelische
Soldaten etwa als „jüdische Hunde“ bezeichnet. Andere Bilder und Posts
Keskins suggerierten, dass Juden und Israelis gezielt Kinder töten würden.
Darüber hinaus habe Keskin wiederholt Erkennungszeichen der islamistischen
Muslimbruderschaft verwendet. In der Folge war Keskin als Göttinger
Ditib-Vorsitzender zurückgetreten. Sowohl der Ditib-Bundesverband als auch
der niedersächsische Landesverband distanzierten sich von den Äußerungen.
Der Landesjugendring Niedersachsen lehnte eine Vollmitgliedschaft der
Ditib-Jugend ab.
Als Göttinger Ditib-Vorsitzender gab sich Keskin weltoffen und liberal. Er
beteiligte sich unter anderem am „Runden Tisch der Religionen Abrahams“. An
diesem „Runden Tisch“ treffen sich seit 20 Jahren regelmäßig Vertreter von
christlichen, jüdischen und muslimischen Gemeinden in Göttingen zu
Gesprächen und zur Planung gemeinsamer Aktionen.
Im Jahr 2002 veröffentlichte der „Runde Tisch“ einen Appell gegen den
drohenden Irak-Krieg. 2004 holte er ein schwer herzkrankes vierjähriges
Kind aus Bethlehem nach Göttingen, wo es in der Universitätsklinik
erfolgreich operiert wurde und anschließend geheilt nach Palästina
zurückkehren konnte.
Ditib ist die größte sunnitisch-islamische Organisation in Deutschland. Sie
untersteht der Kontrolle des staatlichen Präsidiums für religiöse
Angelegenheiten der Türkei. Die an staatlichen theologischen Hochschulen in
der Türkei ausgebildeten Imame der Ditib werden für fünf Jahre nach
Deutschland geschickt und sind de facto Beamte des türkischen Staates.
3 Jul 2021
## AUTOREN
Reimar Paul
## TAGS
Volksverhetzung
Antisemitismus
Islamverband Ditib
Ditib
antimuslimischer Rassismus
Kolumne Grauzone
Schwerpunkt Rechter Terror
Osnabrück
GNS
Islamverband Ditib
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