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# taz.de -- Sitzung der Bremer Klima-Enquete: Mehr Fragen als Antworten
> Grüne Energie, sanieren oder kleiner wohnen? Die Klima-Enquete hat die
> CO2-Einsparpotentiale beim Bauen und Wohnen diskutiert.
Bild: Häuser in Serie zu bauen, ist längst Praxis. In Serie sanieren, soll de…
Bremen taz | Was in den nächsten zwanzig, dreißig Jahren in den Bereichen
Gebäude, Wohnen, Stadtentwicklung und Klimaanpassung möglich ist, war Thema
[1][der Enquetekommission Klimaschutz] am Freitag. Der Ex-Bürgermeister und
stellvertretende Vorsitzende der Enquete, Carsten Sieling (SPD), erinnerte
in der Schlussdebatte an das Ziel der Kommission: zu schauen, was schon bis
2030 geht. „Wenn ich mir die heutige Diskussion dieses großen Blocks
anschaue – gibt es ein Gefühl, was wir vor dem Hintergrund der
Heterogenität des Sektors überhaupt schaffen können?“
Hintergrund der Frage waren wohl einige der zentralen Erkenntnisse aus den
Fachvorträgen [2][der Sitzung], die mehr Fragen als Antworten hinterließen:
Zum Beispiel, dass man es in der Immobilienwirtschaft mit so vielen
Akteuren wie sonst kaum zu tun hat. „Während Energie und Industrie wenige
Entscheidungsträger haben, sind hier über 100.000 Leute einzubinden“, sagte
Hans Erhorn, Berater des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik.
„Der Sanierungsrückstand bei Privatwohnungen ist besonders hoch.“ Zwei
Drittel der Privatwohnungen gehörten Menschen über 60, sagte Erhorn, „und
die investieren nicht gern“. Teilweise gälten sie auch gar nicht als
kreditwürdig.
Und wie sieht es mit den Wohnungen aus, die nicht in Privatbesitz sind?
Karin Jahn (Fraunhofer Institut) stellte eine Studie zum Sanierungsstand
der Arbeitsgemeinschaft der Wohnungswirtschaft in Bremen und Bremerhaven
[3][(AG Wohnen)] vor.
Das selbst gesetzte Ziel der CO2-Reduktion bis 2020 hätten die Unternehmen
weit übertroffen. Vor 2011 habe das vor allem an Sanierungen gelegen,
erinnert sich Jahn, danach eher an der Zusammensetzung der Energie. Mit
[4][dem „Wärmeatlas]“ zeigte sie, „wo sich ein Ausbau von Fernwärme loh…
kann“. Genauere Untersuchungen seien aber notwendig.
Weitere Erkenntnisse waren, dass der Fachkräftemangel auch in diesem
Bereich fatal ist. Denn irgendwer muss die ganzen nötigen Sanierungen und
Installationen von Photovoltaik-Anlagen durchführen. Zudem wurde klar, dass
unsere Gesellschaft auch beim Wohnen über die Stränge schlägt. 1990 haben
wir im Schnitt rund 35 Quadratmeter bewohnt, erläuterte Erhorn. Jetzt sind
es fast 50. „Das müssen wir alles heizen und beleuchten.“
Auf die von Sieling aufgeworfene Frage antworteten die Enquete-Expert*innen
Cornelia Rösler vom Deutschen Institut für Urbanistik und Erhorn. „Ich bin
Optimistin“, sagte Rösler, klimaneutrale Gebäude seien das Ziel. „Aber ich
bin nicht überzeugt, dass wir das in zehn Jahren umgesetzt kriegen.“
Klimaanpassung müsse daher genauso mitgedacht werden.
Für Erhorn ist vor allem entscheidend, ob Bremen sich maßgeblich auf die
Sanierungsgeschwindigkeit konzentriert oder versucht, [5][CO2-Einsparungen
über die Infrastruktur] zu schaffen. Letzteres sei einfacher und schneller.
„Wenn wir den Ausbau der Fernwärme hinbekommen, glaube ich, dass wir bis
2030 im Gebäudesektor einen Schritt machen können Richtung Halbierung“,
sagte Erhorn.
Sanierungen müssten parallel laufen, dauerten aber länger: „Wir müssen
100.000 Eigentümer überzeugen.“ Auch die Kosten unterschieden sich: Wird
der Energieträger grün, sei nur das zu bezahlen. Gebäudeeffizienz dagegen
sei deutlich teurer, sagt Erhorn.
„Die großen CO2-Emissionen haben wir beim Stahlwerk, aber hier muss das
große Geld investiert werden“, sagt daher auch Enquete-Mitglied Patrick
Graichen (Agora Energiewende). „Es sind nicht Kosten, es sind
Investitionen, aber irgendwann muss das Geld kommen.“
2 Nov 2020
## LINKS
[1] /Konversion-des-Bremer-Stahlwerks/!5711339
[2] https://www.bremische-buergerschaft.de/index.php?id=enquete-klimaschutz
[3] https://bremisch-wohnen.de/agwohnen/
[4] https://www.wesernetz.de/ueber-uns/kompetenzen/waermeatlas
[5] /Bremer-Enquete-Kommission-Klimaschutz/!5706445
## AUTOREN
Alina Götz
## TAGS
Energetische Sanierung
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