| # taz.de -- Studie zu klimaneutralen Gebäuden: Das alte Lied von der Dämmung | |
| > Die von der Bremer Klima-Enquete vorgeschlagenen Maßnahmen für Gebäude | |
| > und Wohnen könnten viel bringen. Doch bei ihrer Umsetzung gibt es Hürden. | |
| Bild: Ein Handwerker bringt Dämmmaterial an einen Neubau an | |
| Bremen taz | Top sanierte Gebäude, Wärme- und Stromversorgung über | |
| Erneuerbare Energien und Müllverbrennung, Neubauten mit | |
| Plusenergie-Standard: So skizziert die Enquetekommission | |
| „Klimaschutzstrategie für das Land Bremen“ das Ziel der Klimaneutralität … | |
| Bereich Gebäude und Wohnen [1][in ihrem Zwischenbericht]. Um das zu | |
| erreichen, hatte sie bei der Vorstellung im März Maßnahmen vorgeschlagen. | |
| Jan Steinbach und das Institut für Ressourceneffizienz und | |
| Energiestrategien GmbH hatten den Auftrag, diese hinsichtlich ihrer Wirkung | |
| zu bewerten. Bei der Sitzung am Freitag [2][stellte Steinbach die Studie | |
| nun vor]. Als Vergleichsszenario habe man berechnet, welche Entwicklungen | |
| es unter den derzeitigen Rahmenbedingungen bis 2030 geben wird; auch die | |
| Bedingungen auf Bundesebene und die Co2-Bepreisung seien hier eingeflossen, | |
| erklärt Steinbach, „um zu schauen, welche Wirkung die neuen Maßnahmen | |
| erzielen können“. | |
| Bereits in diesem Szenario gehe der Energiebedarf zurück, der Einsatz von | |
| Erdgas sinke und der [3][Anteil von Fernwärme] steige. Aber: Für | |
| Klimaneutralität bis 2040 – so das derzeitige Ziel Bremens – reicht das | |
| nicht. | |
| Um die Lücke zu schließen, so das Ergebnis, seien einige Maßnahmen | |
| besonders sinnvoll: ein Förderprogramm für Gebäudesanierung, ein | |
| Landeswärmegesetz mit der Pflicht, bei einem Heizkesseltausch auf Wärme aus | |
| Erneuerbaren Energien umzusteigen, ein Energieberatungszentrum und die | |
| Adressierung der sogenannten „Worst-Performing-Buildings“ – also der | |
| Gebäude, die aktuell am klimaschädlichsten sind. | |
| ## Bessere Beratung für Eigentümer | |
| Allerdings: Letzteres über das Ordnungsrecht, also Neuvermietungs- und | |
| Verkaufsverbote zu regeln – so die bisherige Idee der Enquete – „scheint | |
| auf kommunaler und Landesebene gar nicht möglich“, sagt Philipp Bruck, der | |
| energiepolitische Sprecher der Grünenfraktion. Der Effekt könne | |
| entsprechend gar nicht mehr so groß sein, wie von der Studie | |
| prognostiziert, wenn man diesen Bereich stattdessen über Förderprogramme | |
| adressiere. | |
| Bruck sieht noch ein weiteres Problem bei der Maßnahme des Förderprogramms | |
| für Sanierungen: Dafür brauche es pro Jahr Summen „im dreistelligen | |
| Millionenbereich. Uns fehlt im Moment noch die Fantasie, wie das gehen | |
| kann.“ | |
| Das Beratungszentrum, betonen Steinbach und mehrere Enquetemitglieder, | |
| solle mehr sein als ein Ort zum Hingehen: Es soll auch aufsuchend arbeiten | |
| und Sanierungen aktiv begleiten. Denn Eigentümer*innen führten „in den | |
| seltensten Fällen“ eine langfristige ökonomische Bewertung durch, wenn es | |
| um Sanierungen geht, so Steinbach – entsprechend braucht es die Impulse | |
| durch das Land. | |
| Einigkeit herrscht zudem darin, dass es für die Umstellung der | |
| Wärmeversorgung eine gute kommunale Planung brauche. Damit für jeden | |
| Stadtteil individuelle Pläne gemacht werden können. „Gerade in engen | |
| Vierteln“ sei das herausfordernd, so Arno Gottschalk, klimapolitischer | |
| Sprecher der SPD-Fraktion. | |
| Dringend notwendig für die Umsetzung all dieser Maßnahmen sind außerdem | |
| mehr ausgebildete Fachkräfte. Steinbach bezeichnet den jetzt schon | |
| bestehenden Engpass als „Bottleneck“ – also als eine Schwachstelle, die d… | |
| gesamten Prozess hemmt. | |
| Wie richtig er damit liegt, zeigt die anschließend vorgestellte [4][Studie | |
| zur Ausbildungssituation in Bremen]. Markus Hoch von der Prognos AG zeigt, | |
| wie der Bedarf an Fachkräften durch verstärkten Klimaschutz in Bremen | |
| wächst – und welchem tatsächlichen Angebot dieser Bedarf gegenüber steht. | |
| ## Starke Engpässe sind absehbar | |
| Unter den untersuchten Schlüsselberufen finden sich auch zahlreiche, die | |
| dem Sektor Gebäude und Wohnen zuzuordnen sind: Bauplanung, Hochbau, | |
| Tiefbau, Klempnerei, Sanitär, Heizung. Das Ergebnis: Die Bedarfe steigen im | |
| Vergleich zu dem Szenario, dass keine zusätzlichen Klimaschutzmaßnahmen | |
| ergriffen werden. So braucht es laut Hoch im Jahr 2030 vier Prozent mehr | |
| Hoch- und Tiefbauberufe oder achteinhalb Prozent mehr Fahrzeugführer*innen. | |
| Zusätzlich erwarte man „einen spürbaren Rückgang in der Ausbildung“, sagt | |
| Hoch. Die Gründe: der demografische Wandel und entsprechend weniger | |
| Menschen im auszubildenden Alter, die Altersstruktur der aktuell | |
| Beschäftigten, die dazu führt, dass mehr Menschen gehen als nachkommen. | |
| Auch die Quote der Betriebe, die ausbilden, sinke bereits seit 2013 leicht. | |
| Daraus ergeben sich teils enorme Engpässe: Im Hoch- und Tiefbau könnten | |
| 2030 demnach rund 20 Prozent der Nachfrage nicht bedient werden; in der | |
| Gebäudetechnik 25 Prozent; im Bereich Bauplanung und -überwachung sogar die | |
| Hälfte. Die Prognosen für 2040 sind noch dramatischer: In noch mehr Berufen | |
| könne dann die Hälfte der Nachfrage nicht abgedeckt werden. | |
| 20 Sep 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Klimaschutz-Enquete-in-Bremen/!5754544 | |
| [2] https://sd.bremische-buergerschaft.de/sdnetrim/UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZRAVCqwu… | |
| [3] /Heizen-und-Klimawandel/!5791650 | |
| [4] https://sd.bremische-buergerschaft.de/vorgang/?__=UGhVM0hpd2NXNFdFcExjZdeNb… | |
| ## AUTOREN | |
| Alina Götz | |
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