| # taz.de -- Europa und die Moria-Krise: Auf der Flucht vor Verantwortung | |
| > Das Desaster auf Moria löst keine Anstrengungen zum gemeinsamen Handeln | |
| > aus. Im Gegenteil: Es geht weiter nur um Abwehr. | |
| Bild: Die afghanische Frau hat im Camp der Hilfsorganisation „Team Humanity�… | |
| Menschen in miserabel ausgestatteten Lagern über Jahre, wartend auf ihre | |
| Zukunft: [1][Die Lage der Migranten auf Lesbos ist bitter]. In | |
| [2][Deutschland ist das ein großes Thema]. Ganz anders sieht es in weiten | |
| Teilen der EU aus. Die Unterstützung für diese Menschen beschränkt sich | |
| häufig auf Lippenbekenntnisse, so das Thema überhaupt eine Schlagzeile wert | |
| ist. | |
| Eine Ursache für diese Tatsache liegt in der Politik der Bundesregierung | |
| vor fünf Jahren begründet, als diese Hunderttausende Migranten ins Land | |
| ließ. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Dieser Schritt war | |
| richtig, weil er die Humanität vor bürokratischen Einzelregelungen gestellt | |
| hat. Die bis heute andauernde Folge davon aber ist, dass viele | |
| EU-Mitglieder sich von der Verantwortung für die Aufnahme weiterer | |
| Flüchtlinge endgültig enthoben glauben. | |
| Diese Lage ist aber auch für die Bundesregierung Grund genug, umfassende | |
| Hilfsleistungen mit Verweis auf eine notwendige [3][europäische Lösung] zu | |
| verweigern, der sich wiederum die meisten EU-Mitgliedsstaaten mit Hinweis | |
| auf die Politik der Bundesrepublik verschließen. So beißt sich die Katze in | |
| den Schwanz. Aus der Verpflichtung zum moralischen Handeln erwächst keine | |
| gemeinsame Politik. Partikularinteressen stehen über kollektiver | |
| Verantwortung. Und dabei setzt sich immer mehr der Wunsch durch, gar keine | |
| Migranten mehr aufnehmen zu müssen. | |
| Die EU-Kommission folgt nun dieser Linie. Ihre Pläne sehen an erster Stelle | |
| die Abwehr von Flüchtlingsbewegungen vor. Jahrelang hat Europa keine | |
| Einigung über eine Verteilung der Migranten finden können. Die Konsequenz | |
| lautet: Die Verteilung möge außerhalb Europas stattfinden. Das Desaster auf | |
| Moria löst nicht etwa Anstrengungen zum gemeinsamen Handeln bei der | |
| Integration von Flüchtlingen aus. Das Gegenteil ist der Fall: Es geht | |
| [4][weiter nur um deren gemeinsame Abwehr]. So kann man einen Konflikt | |
| innerhalb der EU vielleicht kurzfristig lösen. Den Verfolgten aber hilft | |
| das nicht. | |
| 18 Sep 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Klaus Hillenbrand | |
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