# taz.de -- Stickoxid-Belastung ignoriert: Gericht verlangt Fahrverbote | |
> Der Hamburger Senat hat nicht genug gegen die Luftverschmutzung getan, | |
> muss nun seinen Reinhalteplan nachbessern und zur Not Verbotszonen | |
> einrichten. | |
Bild: Reicht nach Ansicht des Gerichts nicht aus: Fahrverbot in der Hamburger S… | |
Hamburg taz | Der rot-grüne Senat kommt wohl nicht um die Einrichtung von | |
Fahrverbotszonen für Dieselfahrzeuge herum. Das geht aus der | |
veröffentlichten Urteilsbegründung des Oberverwaltungsgerichts zum | |
Luftreinhalteplan hervor. Der Senat, so das Gericht, müsse zur Begrenzung | |
des Stickstoffdioxid-(NO2-)Ausstoßes weitere Straßen für Dieselfahrzeuge | |
sperren und dabei auch Fahrverbotszonen in Betracht ziehen. | |
Im Zuge der vorangegangenen Fortschreibung des Luftreinhalteplans hatte der | |
Senat Teile der Stresemannstraße und der Max-Brauer-Allee [1][für besonders | |
umweltschädliche Pkw und Lastwagen gesperrt]. Dazu kamen weitere Projekte | |
wie die Förderung des Bus- und Bahnverkehrs sowie des Radfahrens. | |
Ende November urteilte das Gericht, dass das nicht ausreiche und | |
verdonnerte den Senat dazu, seinen Luftreinhalteplan erneut – zum | |
inzwischen dritten Mal – nachzubessern. Wie das Gericht jetzt ausführte, | |
hatte der Senat beim zweiten Anlauf rechtswidrig darauf verzichtet, die | |
Habichtstraße, den Högerdamm, die Spalding- und die Nordkanalstraße für | |
bestimmte Dieselfahrzeuge zu sperren. Das wäre, wie das Gericht | |
formulierte, „das nach den Prognosen geeignetste Mittel zur Senkung der | |
NO2-Belastung“ gewesen. | |
Das Gericht wies darauf hin, dass der Senat schon vor zehn Jahren den | |
Stickoxid-Ausstoß hätte heruntergefahren haben müssen – nach einer | |
zehnjährigen Übergangsfrist. Ausweichverkehr durch die neuen Fahrverbote | |
sei nötigenfalls durch Fahrverbotszonen zu begegnen. Außerdem müsse der | |
Senat Maßnahmen in petto haben, für den Fall, dass sich die Luftbelastung | |
trotzdem verschlimmere. | |
## BUND verlangt Verzicht auf Revision | |
„Es ist traurig, dass für den notwendigen Schutz der Anwohner_innen erst | |
Gerichtsurteile erforderlich sind“, sagte Stephan Jersch, | |
Bürgerschaftsabgeordneter der Linken. Der Umweltverband BUND, der das | |
Urteil erstritten hatte, verlangte vom Senat, auf eine Revision zu | |
verzichten: „Wir gehen davon aus, dass der Senat endlich die Sach- und | |
Rechtslage akzeptiert und schnell für bessere Luft sorgt.“ | |
Der Senat wies darauf hin, dass die Luft bereits besser geworden sei. Der | |
Luftreinhalteplan und namentlich die Fahrverbote hätten gewirkt. Das Urteil | |
werde „sorgfältig bewertet“. | |
18 Jan 2020 | |
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[1] /Dieselfahrverbote-in-Hamburg/!5597164 | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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