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# taz.de -- Luftverschmutzung in Hamburg: Der Hafen dieselt vor sich hin
> Der Naturschutzbund (Nabu) ermittel am nördlichen Hafenrand
> Stickoxid-Werte, die zwar hoch sind aber nicht verboten. Trotzdem gibt es
> Handlungsbedarf.
Bild: Umweltproblem: Kreuzfahrtschiffe verbrennen in der Regel stark schadstoff…
Hamburg taz | Der Hafen trägt kräftig zur [1][Luftverschmutzung] in der
Innenstadt bei, aber nicht in einem Maß, das beim Stickstoffdioxid (NO2)
mit den EU-Grenzwerten kollidiert. Wie [2][Messungen des Naturschutzbundes
(Nabu)] ergeben haben, werden jedoch die Empfehlungen der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehr wohl überschritten. „Wir können
zeigen, dass es erhebliche Belastungen und entsprechenden Handlungsbedarf
gibt“, sagt Malte Siegert vom Nabu.
Der rot-grüne Senat geht in seinem [3][Luftreinhalteplan] davon aus, dass
der Schiffsverkehr für knapp 40 Prozent des Stickoxid-Ausstoßes in Hamburg
verantwortlich ist. Wegen zu hoher Stickoxid-Immissionen ist die Stadt
bereits mehrfach verurteilt worden und hat Durchfahrtsbeschränkungen in der
Max-Brauer-Allee und der Stresemannstraße verfügt. Stickoxid greift die
Atemwege an.
Der Nabu wollte deshalb ein genaueres Bild der Schadstoffeinträge haben
und hat deshalb im April 2019 am Nordrand des Hafens ein eigenes
Luftmessnetz mit acht Stationen in Betrieb genommen. „Wir kriegen immer
wieder Zuschriften: Hier bei mir stinkt’s“, sagt Nabu-Projektleiter Sönke
Diesener. Die Werte der städtischen Messstation am Altonaer Elbhang
reichten nicht aus, um dem auf den Grund zu gehen.
Die Nabu-Stationen wurden in Zusammenarbeit mit dem Hamburger
Startup-Unternehmen Breeze aufgebaut. Sie sollen Aufschluss darüber geben,
wie viel der Hafen insgesamt an Schadstoffen ausstößt, also nicht nur der
Schiffsverkehr, sondern auch die Lkw, die Hafenbahn und die Terminals.
Im Ergebnis liegen bei drei Messstationen – Övelgönne, Harkortstieg und
Kaiserkai – die NO2-Werte sogar deutlich unter dem schärferen WHO-Grenzwert
von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel. Die Station
Harkortstieg liegt als einzige nicht in Elbnähe und soll Vergleichswerte
liefern. In Teufelsbrück und an der Elbchaussee maßen die Sensoren Werte
knapp über den WHO-Grenzen, am Grasbrookpark und Olbersweg deutlich
darüber, am Pinnasberg 50 Prozent darüber – aber immer noch deutlich unter
dem EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm.
Zwar seien die Jahresmittelwerte mit Blick auf die EU-Vorgaben in Ordnung,
sagt Projektleiter Diesener. „Was uns große Sorgen macht, sind die extrem
hohen kurzzeitigen Belastungen.“ An einigen Stationen wurden die Grenzwerte
in manchen Monaten stundenweise stark überschritten, dann aber auch wieder
unterschritten, sodass sich das Ganze ausmittelte. Gleichwohl könnte das
etwa für Asthmatiker eine starke Belastung sein, sagt Siegert. Das gelte
umso mehr, wenn, wie am Pinnasberg im vergangenen Oktober, der Grenzwert
über fast einen ganzen Monat hinweg meistens überschritten worden sei.
Siegert räumt ein, dass die Sensoren von Breeze nicht das Gleiche leisten
könnten, wie die wesentlich aufwendigeren Luftmessstationen des Senats. Sie
kämen aber qualitativ in deren Nähe. „Es geht auch darum, Trends zu sehen�…
sagt Siegert. Die städtische Luftmessstation Altona Elbhang und auch die
auf dem Kleinen Grasbrook im Hafen liefern ähnliche Ergebnisse.
Der Senat versuche bereits, an diversen Stellen, die Emissionen des Hafens
weiter zu senken, teilt die Umweltbehörde mit. Sie ist unter Druck: Erst
vor einem halben Jahr hat das Oberverwaltungsgericht den Senat dazu
verdonnert, seinen [4][Luftreinhalteplan nachzubessern].
8 Jul 2020
## LINKS
[1] /Schiffsdiesel-im-Hamburger-Hafen/!5600898
[2] https://hamburg.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/hafen/luftmessnetz/index.html/
[3] https://www.hamburg.de/luftreinhaltung/9036116/luftreinhalteplan/
[4] /Stickoxid-Belastung-ignoriert/!5654152
## AUTOREN
Gernot Knödler
## TAGS
Umwelt
Luftverschmutzung
Stickstoffdioxid
Hamburger Hafen
Hamburg
Nabu
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Schwerpunkt Coronavirus
Kreuzfahrt
Verkehr
Luftreinhalteplan
Hamburg
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