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# taz.de -- Corona-Ausbruch auf Kreuzfahrt: Reederei ignorierte Pandemieregeln
> Bei einer Kreuzfahrt auf einem Hurtigruten-Schiff haben sich Personal und
> Passagiere mit Corona infiziert. Der Betreiber räumt schwere Fehler ein.
Bild: Corona-Hotspot: das Kreuzfahrtschiff „Roald Amundsen“ im Hafen von Tr…
Stockholm taz | Am Montagabend strich Hurtigruten-Konzernchef Daniel
Skjeldam die Segel: „Wir haben versagt“, sagte er. „Bei besserer Kontrolle
hätten wir die Infektionen vermeiden können.“ Verantwortlich für das
Versagen seines Unternehmens machte er einen „fehlenden und unzureichenden
internen Informationsfluss“.
Das Hurtigruten-Schiff „Roald Amundsen“ hat [1][Norwegen, das die Pandemie]
bislang recht glimpflich überstanden hat, das bisher schwerste einzelne
Corona-Infektionsgeschehen eingebrockt. Am vergangenen Freitagvormittag war
das Schiff nach einer einwöchigen [2][Kreuzfahrt zur Arktisinsel
Spitzbergen] ins nordnorwegische Tromsø zurückgekehrt. Alle Passagiere
gingen von Bord. Um 13.22 Uhr teilte die Reederei mit, dass zwei
Besatzungsmitglieder positiv auf Corona getestet worden seien. Mittlerweile
sind 36 der 156 Besatzungsmitglieder und 7 Passagiere nachweislich mit dem
Virus infiziert.
Die Informationen, die seither bekannt wurden, zeigen eine unglaubliche
Nachlässigkeit der Reederei im Umgang mit Corona-Schutzvorschriften. Sie
begann damit, dass Hurtigruten zur [3][Wiederaufnahme der Kreuzfahrten]
nach Spitzbergen am 17. Juli aus mehreren Ländern Besatzungsmitglieder
einfliegen ließ, die meisten aus den Philippinen. Sie durften ihre Arbeit
an Bord der „Roald Amundsen“ aufnehmen, obwohl sie laut der norwegischen
Gesundheitsbehörde Folkehelseinstituttet (FHI) vorher eine 10-tägige
Quarantäne durchlaufen und Tests hätten absolvieren müssen.
Am vergangenen Mittwoch, zwei Tage bevor das Hurtigruten-Schiff von der
zweiten Spitzbergen-Kreuzfahrt seit Beginn der Pandemie zurückkehrte,
informierte Ingebjørn Bleidvin, Arzt einer Inselgemeinde auf den
Vesterålen, Hurtigruten und das FHI über einen Covid-19-Fall. Da sich sein
Patient zum größten Teil der Inkubationszeit auf der ersten
Spitzbergen-Kreuzfahrt der „Roald Amundsen“ aufgehalten habe, sei eine
dortige Ansteckung höchstwahrscheinlich. Hurtigruten bat das FHI, eine
Pressemitteilung zu stoppen, und versprach eine eigene Information der
Passagiere und der Öffentlichkeit. Tatsächlich passierte nichts. „Die
Abmachung hat man gebrochen“, kritisiert FHI-Abteilungsleiterin Line Vold.
Die Polizei ermittelt nun wegen möglichem Verstoß gegen das Seuchengesetz.
Wertvolle Zeit verstrich, weil Hurtigruten erst am Freitagabend die
Passagierlisten der „Roald Amundsen“ herausgab und die Gesundheitsbehörde
verzögert die Arbeit zur Nachverfolgung der Kontakte und Infektionsketten
aufnehmen konnte.
## Hohe Schuldenlast
Wollte Hurtigruten die Personalkosten für die Quarantänezeit der Besatzung
sparen und hatte vielleicht sogar gehofft, den Covid-19-Ausbruch geheim
halten zu können, um Stornierungen zu vermeiden? Das fragen nun viele
Medien. Dem in Luxemburg registrierten Konzern, der mehreren
Investmentfonds gehört, drückt eine schwere Schuldenlast, so die Osloer
Tageszeitung Aftenposten. Im Juni habe man von Banken einen
Milliardenkredit für nur 11 Prozent Zinsen bekommen.
Nicht nur dem eigenen Ruf, sondern der Kreuzfahrtbranche insgesamt dürfte
Hurtigruten einen Bärendienst erwiesen haben. Die Regierung in Oslo hat die
erst vor zwei Wochen für Kreuzfahrtschiffe geöffneten Häfen des Landes
wieder für Schiffe mit mehr als 100 Passagieren geschlossen.
4 Aug 2020
## LINKS
[1] /Kritik-an-Bewegungsdaten-Speicherung/!5692966/
[2] /Klimawandel-in-der-Arktis/!5699910&s=Spitzbergen/
[3] /Einbruch-bei-Kreuzfahrten-in-Norwegen/!5693943&s=Kreuzfahrten/
## AUTOREN
Reinhard Wolff
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Norwegen
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Skandinavien
Umwelt
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