# taz.de -- Batterien für Elektroautos: Recycling gleich mitdenken | |
> Wenn die Autobauer Millionen von Batterien brauchen, spielt | |
> Wiederverwendung eine wesentliche Rolle. Denn die Rohstoffe sind rar. | |
Bild: Lithium-Ionen-Zellen gibt es schon lange – Recycling ist immer noch sch… | |
Berlin taz | Milliarden an Fördergeldern, neue Fabriken, die Bildung von | |
Industriekonsortien – in die E-Mobilität in Europa kommt Bewegung. Setzen | |
Autobauer ihre Pläne um, werden sie in naher Zukunft Millionen von | |
Batterien benötigen: Laut dem Energy Outlook 2019 plant VW, 2025 insgesamt | |
25 Prozent der Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb auszuliefern – das wären | |
um die 2,5 Millionen Autos. Die französische PSA-Gruppe plant mit 900.000 | |
E-Fahrzeugen im Jahr 2022, und Tesla wird 2019 um die 400.000 Elektroautos | |
verkaufen. | |
Für die Rohstoffversorgung bedeutet das zum Beispiel für Tesla: Im Model Y, | |
das in der angekündigten Fabrik in Grünheide bei Berlin gebaut werden soll, | |
werden Batteriezellen des Typs 2170 verwendet. Als Energiespeicher dient | |
ein Lithium-Nickel-Aluminium-Kobalt-Oxid – 150 Kilogramm werden etwa pro | |
Auto benötigt. Dabei hat der Hersteller den Anteil des umstrittenen Kobalt | |
in der Batterie auf etwa 7,5 Kilogramm gesenkt, den des Hauptbestandteils | |
Nickel erhöht. Lithium, Aluminium und Kobalt kommen in kleinen Mengen vor. | |
Der Münchner Autokonzern BMW will sich künftig vor allem in Australien mit | |
Rohstoffen versorgen. Über Mengen äußern sich die Münchner nicht, sie | |
wollen aber laut World Energy Outlook in fünf Jahren etwa 15 bis 25 Prozent | |
ihrer rund 2 Millionen Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb verkaufen. BMW, | |
Teil der Unternehmensallianz zum Aufbau einer europäischen Zellproduktion, | |
will Lithium aus Australien beziehen. Kobalt für Fahrzeuge, die ab 2021 | |
auf den Markt kommen, ab 2020 aus Marokko und Australien. | |
Damit verzichtet BMW auf eine Beschaffung im Kongo und will dadurch | |
offenbar Debatten über Kinderarbeit und Menschenrechtsverletzungen | |
vermeiden. Obwohl Kobalt in der EU nicht als „Konfliktrohstoff“ definiert | |
ist, steht es immer wieder in der Kritik. „Ganz auf Rohstoffe aus den | |
Konfliktregionen zu verzichten“, sagt Winfried Bulach, der sich am | |
Darmstädter Öko-Institut mit Ressourcen und Mobilität befasst, „war | |
allerdings nicht Sinn des Gesetzes“. Den Bergleuten vor Ort werde durch | |
einen Rückzug nicht geholfen, da ihnen so die Lebensgrundlage entzogen | |
wird. | |
## Größere Batterien lohnen sich | |
Kämen die Hersteller mit zahlreichen Elektromodellen auf den Markt, spiele | |
das Batterierecycling eine wesentliche Rolle, sagt Margret | |
Wohlfahrt-Mehrens, Leiterin der Batterieforschung am Zentrum für | |
Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) in Ulm. Bei all den kleinen | |
Lithium-Ionen-Batterien, die in zahlreichen Produkten wie Garten- und | |
Haushaltsgeräten verwendet würden, sei das Recycling schwierig und lohne | |
sich kaum. Bei den einfacher zusammengesetzten und schweren Batterien der | |
Elektroautos sei dies anders. | |
Fachleute etwa vom Öko-Institut oder der Agora-Verkehrswende weisen seit | |
Jahren darauf hin, dass zeitgleich mit der Einführung von Elektroautos auch | |
die Infrastruktur für das Batterierecycling aufgebaut werden muss. Das | |
Schöne an der Elektromobilität sei ja, sagt Christian Hagelüken vom | |
belgischen Materialtechnologie- und Recyclingkonzern Umicore – ebenfalls | |
Mitglied im Zellkonsortium –, dass sie ein neues Gewerbe sei: „Man kann | |
gleich am Anfang sehr viel richtig machen.“ | |
So könne man über Leasingkonzepte für Batterien nachdenken, damit deren | |
Verbindung zum Hersteller – die Voraussetzung für umfassendes Recycling – | |
gewährleistet sei. „Dazu gehört auch, von Anfang an sicherzustellen, dass | |
Batterien so designt und in Fahrzeugen verbaut werden, dass sie leicht zu | |
entfernen und sicher zu öffnen sind“, so Hagelüken. | |
12 Dec 2019 | |
## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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Anja Karliczek | |
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