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# taz.de -- Absatzeinbruch bei E-Autos: Recyclingfirma fehlt das Material
> Der belgische Recycling-Konzern Umicore leidet unter dem Verkaufseinbruch
> von E-Autos. Unterdessen kämpft die CDU für Verbrenner-Motoren.
Bild: Ein E-Auto im Schwarzwald – eine fahrende Rohstoff-Deponie
Berlin taz | Der Einbruch beim Absatz von Elektroautos in Deutschland
schlägt auf die Lieferkette durch. Der belgische Recyclingkonzern Umicore
meldet, das verlangsamte Wachstum in diesem Segment wirke sich „erheblich
auf die Aussichten für die Aktivitäten mit Batteriematerial aus“.
Erst kürzlich hatte der Konzern seinen Chef ausgetauscht, weil er erfolglos
auf den Markt für Batterierohstoffe gesetzt hatte. Bedeutsam ist das
deshalb, weil Umicore das größte, für viele Materialien das so gut wie
einzige Unternehmen in Europa ist, das seltene Metalle in industriellen
Prozessen aus Produkten herauslösen und in Recyclingprozesse überführen
kann. [1][Die Probleme des Konzerns sind ein Rückschlag für den Aufbau
einer nachhaltigen Lieferkette], in der Rohstoffe für Mobilität im
Kreislauf geführt werden.
„Im gesamten Recyclingmarkt für Batteriematerialien, aber auch für
Kunststoffe ist viel zu wenig Drive“, sagt Henning Wilts, Abteilungsleiter
Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Der
Markt habe bislang keine nachhaltige Rohstoffbeschaffung durchgesetzt.
„Allerdings hat sich die EU-Regulierung positiv entwickelt“, so Wilts,
„etwa das Gesetz zu kritischen Rohstoffen oder die Batterierichtlinie haben
wichtige Impulse gesetzt.“
Das reiche aber nicht aus, um einzelnen Investoren Sicherheit zu geben.
Etwa fehlten verbindliche Mindesteinsatzquoten für kritische Metalle wie
Lithium oder Gallium. „Ein Unternehmen muss wissen, dass es aus dem Markt
ausscheidet, wenn es nicht genügend Recyclingmaterial einsetzt.“ Aber von
dem wird es künftig weniger geben.
Alle Prognosen der Recyclingbranche über die anfallenden Materialmengen aus
alten Batterien müssen durch den Einbruch der Verkaufszahlen neu berechnet
werden. „Es ist absehbar, dass die Abfallmengen in dem Bereich deutlich
später anfallen als geplant“, sagt Wilts. Aufmerksam sei zudem zu
beobachten, wie die neue Kommission mit einem neu formierten Parlament die
EU-Strategie für Kreislaufwirtschaft behandle. Die alte Strategie ist mit
der Kommission von Ursula von der Leyen ausgelaufen.
## CDU mit „brandgefährlichen populistischen Kurs“
Welchen Stellenwert ein verlässlicher Rahmen für den Hochlauf der
E-Mobilität für die neue konservative Mehrheit in Europa hat, zeigte am
Mittwoch die CDU-Fraktion im Bundestag. Sie forderte die Ampelregierung
dazu auf, das Aus des Verbrennungsmotors auf europäischer Ebene zu
verhindern. Sie müsse dafür sorgen, die Zukunft des „klimafreundlichen“
Verbrennungsmotors in Deutschland langfristig zu sichern, [2][sagte der
verkehrspolitische Sprecher Fraktion, Thomas Bareiß, der Deutschen
Presse-Agentur].
Laut dem Greenpeace-Verkehrsexperten Benjamin Stephan fährt die Union „mit
falschen Behauptungen einen brandgefährlichen populistischen Kurs – für die
schon heute katastrophale Klimabilanz des Verkehrs und für die Zukunft der
deutschen Automobilbranche“. Die Konzerne hätten Milliarden in den
beschlossenen Umstieg Richtung E-Mobilität investiert. Stelle die Union
jetzt einen der zentralen Beschlüsse ihrer eigenen Kommissionspräsidentin
infrage, gerieten die langfristigen Planungen der Unternehmen wieder ins
Rutschen.
Der neue Umicore-Chef Bart Sap kommentiert die trüben Aussichten seines
Unternehmens tapfer damit, die „kurzfristigen Aussichten im Bereich
Batteriematerialien“ seien eindeutig enttäuschend. Die Entwicklung der
Elektromobilität werde nicht linear verlaufen, wie bei jeder anderen
bedeutenden Transformation der Branche. „Aus diesem Grund bewerten wir
unseren Wachstumspfad neu, während wir weiterhin fest an die langfristigen
Aussichten der Elektrifizierung glauben“.
12 Jun 2024
## LINKS
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## AUTOREN
Heike Holdinghausen
## TAGS
Kreislaufwirtschaft
Elektromobilität
Umwelt
Recycling
Schwerpunkt Klimawandel
Batterien
Batterie
Nachhaltigkeit
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