Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Umweltverbände gegen Elbvertiefung: Fischkritische Grenze ist erre…
> Ein Umweltbündnis fordert den Stopp der Baggerarbeiten im Fluss, weil
> massenhaft Fische sterben. Hamburg will unbeirrt weitermachen.
Bild: Vor der Hamburger Wirtschaftsbehörde roch es ziemlich übel nach totem F…
Hamburg taz | Der Gestank war richtig übel am Donnerstagvormittag auf dem
Platz vor dem Haupteingang zur Hamburger Wirtschafts- und Verkehrsbehörde.
Direkt vor den unbesetzten Parkplätzen mit dem Schild „Behördenleitung“
hatten Umweltschützer 150 Kilogramm tote Elbfische ausgekippt. „Eine
drastische Aktion“, räumte Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des
Umweltverbandes BUND ein, „aber notwendig.“
Denn notwendig sei es auch, die Baggerarbeiten für die Elbvertiefung zu
stoppen. Die würden sonst zu einem noch schlimmeren Fischsterben führen, so
die Befürchtung des „Bündnisses Lebendige Tideelbe“, zu dem sich der BUND,
der Naturschutzbund (Nabu) und die Umweltstiftung WWF zusammengeschlossen
haben.
„Während in der Elbe massenhaft die Fische sterben, hält die
Wirtschaftsbehörde unbeirrt an ihrem Plan fest, in Kürze mit den
Baggerarbeiten für die nächste Elbvertiefung zu beginnen“, klagte Braasch.
Auch wenn die Messstationen im Hafenbereich gerade defekt seien, sprächen
die toten Fische in der Elbe eine deutliche Sprache, so der BUND-Chef: „Die
Sauerstoffwerte sind so niedrig, dass selbst erwachsene Tiere, die
normalerweise besser an kritische Situationen angepasst seien, elend zu
Grunde gehen.“
Die toten Fische – Stinte, Zander, Flundern, Finte, Meerforellen und Lachse
– hatte tags zuvor ein Elbfischer aus seinen Netzen geholt und sie den
Umweltgruppen für diese Protestaktion überlassen.
Die Aktivisten forderten von der für Hafen und Elbvertiefung zuständigen
Wirtschaftsbehörde den Stopp der Baggerarbeiten in der Elbe in den
Sommermonaten. Zwischen April und November dürften „keinerlei
Baggerarbeiten zur Umsetzung der Fahrrinnenvertiefung durchgeführt werden“,
wenn der Sauerstoffgehalt des Elbwassers unter die sogenannte
fischkritische Grenze gefallen sei, fordern die drei Umweltverbände. Diese
Grenze liegt bei vier Mikrogramm pro Liter. Schon seit Tagen betrage er
aber nur noch 2,3 Mikrogramm pro Liter, die Umweltbehörde sprach am
Donnerstag von 2,7 Mikrogramm.
Im März bereits hatten Elbfischer auf den dramatischen Rückgang des
Stintbestandes aufmerksam gemacht. Der kleine, silbrige Verwandte des
Lachses gilt in Hamburg als regionale Delikatesse. Nach Angaben von
Fischkundlern hat sich die Stintpopulation in den letzten fünf Jahren aber
mindestens halbiert.
Bereits im Vorjahr wurden so wenige Stinte gefangen wie seit Jahrzehnten
nicht, rechnet das Bündnis Tideelbe vor. Und 2019 sei es nur noch ein
Drittel dieser Menge. „Es gibt stromabwärts des Hafens fast keinen Fisch
mehr in der Elbe“, sagte der Fischer Lothar Buckow aus Jork im Alten Land.
In nahezu jedem warmen Sommer sinkt der Sauerstoffgehalt in der Unterelbe
dramatisch ab, Fischsterben sind die Regel. Im superheißen Sommer 2018
waren etliche Tonnen Fisch in der Elbe verendet. Im Juni hatte zunächst
Starkregen viele Nährstoffe aus der Landwirtschaft in den Fluss gespült.
Das habe nach Einschätzung der Umweltbehörde das Algenwachstum begünstigt
und die Sauerstoffsituation verschärft.
Hinzu kommt jetzt die Hitze der vergangenen Tage, die noch fortdauern soll.
Durch die steigende Wassertemperatur – aktuell hat die Elbe 23 Grad Celsius
– müsse deshalb damit gerechnet werden, dass der Sauerstoffgehalt für die
Fische weiter kritisch bleibe, so die Behörde.
Die Wirtschaftsbehörde will die Forderung der Verbände nach einem
Baggerstopp nun prüfen, hält sie aber im Grunde für unberechtigt. Der
Sauerstoffgehalt sei im Planfeststellungsbeschluss berücksichtigt worden,
sagte eine Sprecherin. Ein Stopp der Baggerarbeiten sei deshalb „obsolet“.
27 Jun 2019
## AUTOREN
Sven-Michael Veit
## TAGS
Hamburg
Elbvertiefung
WWF
Nabu
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Umweltschutz
Elbe
Fische
Fischsterben
Elbvertiefung
Flüsse
Elbe
Elbvertiefung
Nordsee
Flüsse
Elbvertiefung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Fischsterben im Norden: Tödliche Gewässer
Hitze und Trockenheit führen zu einem Sauerstoffmangel im Wasser, an dem
Fische sterben. Zudem gibt es weitere Todesursachen, zum Beispiel
Elbbagger.
Mysteriöses Fischsterben: Störe in Frieden
An der Elbmündung wurden zahlreiche tote Fische angeschwemmt, die
Elbvertiefung könnte Schuld sein. Mysteriöser sind die Funde toter
Jung-Heringe.
Fische aus norddeutschen Gewässern: Quecksilber im Körper
Der Zustand vieler Gewässer im Norden ist schlecht, das reduziert den
Fischbestand. Und es ist fraglich, wie viel Flussfisch man überhaupt essen
sollte.
Elbfischer über Stinte und die Elbe: „Es kann nicht so weitergehen“
Lothar Buckow wurde in einem Leuchtturm geboren und ist einer der letzten
Elbfischer. Ein Gespräch über das Sterben der Stinte und die Elbvertiefung.
Start der Elbvertiefung: Die erste Ladung Schlamm
Am Dienstag begann die neunte und angeblich letzte Elbvertiefung.
Umweltverbände protestieren weiter gegen die ökologischen Folgen der
Baggerei.
Zehn Jahre Weltnaturerbe Wattenmeer: Serengeti mit Seehunden
Die drei Wattenmeer-Nationalparks in der Nordsee sind Naturreichtümer von
Weltrang. Probleme gibt es dennoch zuhauf.
Häfen contra Umweltschutz: Flüsse halten Fortschritt auf
Der Verband deutscher Seehäfen fordert die Entschärfung der
EU-Wasserrahmenrichtlinie. Das könnte Projekte wie die Elbvertiefung oder
das Ausbaggern der Weser beschleunigen.
Umweltverbände geben grünes Licht: Elbvertiefung kann beginnen
Die Hamburger Umweltverbände BUND, Nabu und WWF wollen die Ausbaggerung der
Elbe nicht mit einer einstweiligen Verfügung stoppen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.