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# taz.de -- Gendergerechte Sprache an Uni Hamburg: Uni-Präsident pfeift Vorsto…
> Die Gleichstellungsbeauftragte der Uni Hamburg gibt Empfehlung für
> gendergerechte Sprache heraus. Doch der Uni-Präsident bittet um
> Nichtbeachtung.
Bild: Hat die Wähler*innen nicht abgeschreckt: Das Europawahlprogramm 2019 der…
Hamburg taz | Die Gleichstellungsbeauftragte der Universität Hamburg,
Angelika Paschke-Kratzin, ist beim Thema „gendergerechte Sprache“
vorgeprescht und jetzt von ihrem Chef zurückgepfiffen worden. Uni-Präsident
Dieter Lenzen hielt es für „erforderlich, darauf hinzuweisen, dass es
staatlichen Stellen nicht gestattet ist, von gültigen Senatsbeschlüssen der
Freien und Hansestadt Hamburg aus freien Stücken abzuweichen“.
Paschke-Kratzin hatte eine Empfehlung zu gendergerechter Sprache sowie zu
inklusiven Anredeformen veröffentlicht. Diese hat zwar keine rechtliche
Grundlage, es seien aber immer wieder Mitarbeiter*innen zu ihr gekommen und
hätten um Hilfe zu gendergerechten Formulierungen gebeten, sagt
Paschke-Kratzin.
Die gültige Handreichung des Senats ist auf dem Stand von 1955. Diese sieht
zwar bereits neutrale Formulierungen vor wie etwa Pluralbildungen, jedoch
keine Gendersternchen (*) oder -gaps (_). Zudem gibt es keine Vorgaben für
inklusive Anredeformen wie das weitgehend eingebürgerte „Liebe Studierende“
als neutrale Anrede der Lernenden an Hochschulen.
Durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Oktober 2017 ist es
möglich, sich neben den bisherigen Geschlechtern männlich und weiblich nun
auch einer dritte Option zuzuordnen. Aus diesem Grund sind die bisherigen
Leitlinien des Senats für Paschke-Kratzin nicht ausreichend: „Es ist ein
Gebot der Höflichkeit und des respektvollen Umgangs, dass alle Menschen in
die Sprache integriert werden“, findet sie. [1][In anderen Städten wie
Hannover ist das bereits in die Praxis umgesetzt worden], Hamburg hinkt
hinterher.
Derzeit prüfe der Senat, wie eine diskriminierungsfreie Verwaltungssprache,
die alle gleichermaßen adressiert, ausgestaltet werden könnte, etwa in
Anreden oder Formularen; dafür gebe es bereits eine Arbeitsgruppe, sagt
Julia Offen, Sprecherin der Behörde für Wissenschaft, Forschung und
Gleichstellung. „Ziel ist es, auch für Hamburg eine neue Empfehlung
auszusprechen.“
Eine klare Positionierung der Politik und den Ersatz des zurückliegenden
Senatsbeschlusses durch einen neuen erwartet auch die Universität. Die
Pressesprecherin des Präsidenten, Merel Neuheuser, sagt dazu: „Die Politik
vermochte es bisher noch nicht, ein so bedeutsames Urteil wie das des
Bundesverfassungsgerichts in politische Praxis und in Regierungshandeln
umzuwandeln.“
Bis dahin bittet Lenzen, obwohl es keinerlei Überprüfungsmechanismen für
Sprachvorschriften gibt, dennoch „darum, in der dienstlichen Kommunikation
bis auf Weiteres den bisherigen Regelungen zu folgen“.
11 Jun 2019
## LINKS
[1] /Verwaltung-adressiert-drittes-Geschlecht/!5567919
## AUTOREN
Katharina Gebauer
## TAGS
Hamburg
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Gendergerechte Sprache
Gleichstellung
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Kulturkampf
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Sprache
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