# taz.de -- Lübeck spricht gendersensibel: Mach mal ’nen Doppelpunkt | |
> „Diskriminierungsfrei kommunizieren“: Seit 1. Januar gelten neue | |
> Sprachregeln für Lübecks Verwaltung. Statt Stern nutzt die Stadt den | |
> Doppelpunkt. | |
Bild: Ist das noch das Deutsch von Goethe und Grass? Lübecks Verwaltung gender… | |
HAMBURG taz | Mancher – und die exklusiv männliche Form ist hier genau | |
richtig – wittert vielleicht eine günstige Stunde. Weil es doch Stefan | |
Schostok war, damals noch SPD-Oberbürgermeister, unter dem sich die Stadt | |
Hannover vorgenommen hatte, künftig auf eine „geschlechtergerechte | |
Verwaltungssprache“ zu achten. Wenn aber dieser Schostok jetzt aus dem Amt | |
ist, [1][mit Untreue-Vorwurf] und so: Kann man dann nicht auch diesen | |
„Genderwahn“ gleich mitentsorgen? | |
„Geschlechtsumfassende Formulierungen“ nämlich sollten da verwendet werden, | |
also „Redeliste“ statt „Rednerliste“ oder „das Protokoll schreibt“ … | |
von „Protokollführer ist“. Wo das aber nicht gehe, so die Handreichung aus | |
Hannover weiter, „ist der Genderstar (z. B. Antragsteller*innen) zu | |
verwenden“. | |
Warum aber der kleine Ausflug an die Leine und ins vergangene Jahr? Weil | |
dieser Tage auch an der Trave solche Regeln, oder besser: Empfehlungen | |
gemacht worden sind. Mit dem Jahreswechsel trat nämlich ein [2][„Leitfaden | |
für gendersensible Sprache bei der Hansestadt Lübeck“] in Kraft. Und dessen | |
Autor*innen – beziehungsweise: Autor:innen, dazu gleich noch mehr – berufen | |
sich ausdrücklich auf die Vorarbeiten in Hannover, ferner auch auf die | |
Flensburger Verwaltung: Auch da gibt es seit vergangenem Juni eine | |
entsprechende [3][Leitlinie]. | |
Sprache sei „keine stabile Einheit“, teilte in diesem Zusammenhang nun | |
Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau mit, sondern vielmehr „in ständiger | |
Veränderung“. Und weiter: „Lübeck als tolerante und offene Stadt muss | |
diskriminierungsfrei kommunizieren. Mit dieser Regelung für die | |
Stadtverwaltung wollen wir einen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit | |
leisten.“ | |
Die Folge: Seit 1. Januar wird „in der Verwaltung der Hansestadt Lübeck so | |
formuliert, dass sich alle Geschlechter angesprochen fühlen (z. B. | |
Beschäftigte)“, erklärt das neue Verwaltungspapier. Und abweichend von den | |
erwähnten hannöverschen Regularien: „Ist so eine umfassende Formulierung | |
nicht möglich, wird der Gender-Doppelpunkt verwendet (z. B. | |
Bewohner:innen).“ | |
Ob nun aber Sternchen oder Doppelpunkt: Die Stadt Lübeck kann sich des | |
Shitstorms [4][selbsternannter Sprachverteidiger] sicher sein – wenn sich | |
die Sache erst herumgesprochen hat. | |
3 Jan 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Rathausaffaere/!t5591930 | |
[2] https://luebeck.de/gender | |
[3] https://www.flensburg.de/loadDocument.phtml?ObjSvrID=2306&ObjID=9657&am… | |
[4] https://www.presseportal.de/pm/53614/4177067 | |
## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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