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# taz.de -- Geschlechtergerechte Sprache an Unis: Reaktionäre Rasselbande
> Der Verein Deutscher Sprache sucht Studierende, die ihre Unis verklagen
> wollen. Der Grund: Richtlinien zu geschlechtergerechter Sprache.
Bild: Für viele Studierende eine Selbstverständlichkeit: geschlechtergerechte…
Die selbst ernannten Sprachschützerinnen (Männer mitgemeint) pöbeln mal
wieder: Der sogenannte Verein Deutscher Sprache hat zum Semesterbeginn an
Universitäten Flugblätter mit der roten Überschrift „Mutige Studenten
gesucht!“ verteilt.
Auf dem Pamphlet mit schwarz-rot-goldenem Logo sucht der Verein „Studenten
und Studentinnen, die bereit sind, vor Gericht gegen rechtswidrige
sprachpolizeiliche Genderregeln ihrer Universitäten vorzugehen“. Man will
also Unis verklagen, wenn sie Arbeiten schlechter benoten, in denen keine
[1][geschlechtergerechte Sprache] verwendet wurde. Der Verein bietet
juristische und linguistische Unterstützung an, Prozesskosten inklusive.
Schwerpunkte der Aktion sind Universitäten in Greifswald, Köln, Frankfurt
und Berlin, dort gebe es „besonders dirigistische Eingriffe“. Lehrende
dieser Universitäten [2][widersprechen]. So ist beispielsweise an der
Theologischen Fakultät in Greifswald auch „Lehrerinnen und Lehrer“ zuläss…
– die Form, die der Verein auf dem Flugblatt benutzt. Dass es überhaupt
Fälle gibt, in denen im generischen Maskulinum geschriebene Arbeiten
abgewertet wurden, [3][ist zu bezweifeln]. Dem Verein Deutscher Sprache ist
das vermutlich herzlich egal.
Er nennt seine eigene Flugblattaktion auf der Vereinswebsite trotz alledem
„spektakulär“. Wer sich gruseln möchte, sollte dort dringend vorbeischauen
– es war ja erst Halloween. Ein Tag, auf den der Verein laut
[4][„Übermedien“] übrigens gar nicht gut zu sprechen ist: nicht wegen
kapitalismuskritischer Einwände, sondern einfach weil deutsche Kinder
lieber am guten alten Martinstag mit Laub und Laternen spielen sollten als
am 31. 10. mit Kürbissen.
## What the fuck?!
Aber zurück zum Thema: Was die reaktionäre Rasselbande da macht, ist
einerseits irrsinnig langweilig, weil durchschaubar. Dennoch sind solche
Aufrufe gefährlich.
Weil der Verein eben gar nicht so randständig ist, wie man denken könnte.
Weil irrwitzige Aufrufe klingen, als sei das alles nur ein Spaß, während
[5][Aktionen gegen geschlechtergerechte Sprache] ein patriarchales System
legitimieren, das durch Sprache mitgetragen wird. Weil er für das
Grundrauschen sorgt, das den Feminismus und den Kampf für
Geschlechtergerechtigkeit verteufelt und der AfD erlaubt, in die Parlamente
einzuziehen.
Eigentlich kann man diesem lamen Verein, der übrigens auch Anglizismen
nicht so nice findet, nur eines sagen: wtf. Oder, für betagtere
Vereinsleute, also im Namen der Altersgerechtigkeit: What the fuck?!
3 Nov 2019
## LINKS
[1] /Kolumne-Minority-Report/!5576380
[2] https://www.sueddeutsche.de/bildung/universitaet-gender-verein-deutsche-spr…
[3] /Gendergerechte-Sprache-an-Uni-Hamburg/!5601099
[4] https://uebermedien.de/7099/die-pegidahaftigkeit-des-vereins-deutsche-sprac…
[5] /Die-Wahrheit/!5059581
## AUTOREN
Simon Sales Prado
## TAGS
Feminismus
Gendergerechte Sprache
Deutsche Sprache
Geschlechtergerechtigkeit
Universität
Linguistik
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Gendern
Hamburg
Minority Report
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