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# taz.de -- Umsetzung des Mobilitätsgesetzes: Der Radverkehr wirft seine Netze…
> Vier Pro-Fahrrad-NGOs haben dem Senat ihren Vorschlag für künftige
> Radverkehrsverbindungen unterbreitet.
Bild: So wie diesen – mittlerweile wieder entfernten – Radweg in Zehlendorf…
Der Beamer projiziert zwei Linien an die Wand: eine, die immer wieder grob
abknickt – fast wie jener absurde Zehlendorfer Radweg, der kürzlich im Netz
viral ging. Und eine sanft ondulierende Wellenlinie. Letztere soll das
künftige Wesen von Rad-Verbindungen darstellen, erläutert Evan Vosberg vom
ADFC: „Die perfekte Gerade wird es meist nicht sein, aber mit dem
Radverkehrsnetz der Zukunft verabschieden wir uns von vielen Umwegen, die
RadfahrerInnen heute auf dem Weg durch die Stadt machen müssen.“
Dieses Netz der Zukunft präsentiert Vosberg am Donnerstagmorgen zusammen
mit Kollegen von Changing Cities e. V., BUND und VCD. Eine offizielle
Planung ist es freilich nicht, sondern ein Vorschlag, den die vier
Pro-Rad-Organisationen der Senatsverkehrsverwaltung unterbreiten – man
könnte es auch als Geschenk an die überlastete Behörde bezeichnen.
Ehrenamtliche Arbeitsgruppen haben sich in den Bezirken den Kopf darüber
zerbrochen, wie die optimale Kombination von Neben- und
Hauptverkehrsstraßen sowie den oft als „Highways“ etikettierten
Radschnellwegen aussehen könnte. [1][Das Ergebnis, ein Stadtplan mit
mehreren Netz-Schichten, ist online einsehbar.]
## Sonderwege durch Parks
5.600 Kilometer Straße hat Berlin, rund 1.000 Kilometer davon wollen die
AktivistInnen dem Radverkehr als „Vorrangnetz“ zur Verfügung stellen.
Dieses Netz, in dem RadlerInnen etwa per Ampelschaltung privilegiert werden
sollen, ist [2][fester Bestandteil des im Juli in Kraft getretenen
Mobilitätsgesetzes]. In dem am Donnerstag präsentierten Vorschlag verläuft
es vor allem auf Nebenstraßen, aber auch auf einigen Abschnitten von
Hauptverkehrsstraßen sowie auf Sonderwegen, etwa bei der Querung von Parks.
Wie das Netz am Ende wirklich aussieht, weiß heute noch niemand. Fest
steht, dass die Planung im Juli 2019 vorliegen muss und bis 2030 umgesetzt
sein soll, so legt es das Gesetz fest. „Das ist ehrgeizig“, sagt Heiner von
Marschall vom VCD, „aber wir wollen mit unserer Vorarbeit helfen, dass das
Ziel erreicht wird.“ Und wenn die laufende Ausschreibung entschieden sei,
werde man den vom Senat bestallten PlanerInnen gerne mit Know-how helfen.
Eine Arbeit, die im Detail ganz schön aufwändig zu werden verspricht,
jedenfalls wenn man sie mit dem Qualitätsanspruch der AktivistInnen angeht.
Damit gute Bedingungen für den Radverkehr in Nebenstraßen herrschen, sollte
motorisierter Durchgangsverkehr nicht mehr stattfinden, „nur noch Quell-
und Zielverkehr“, erläutert Jens Steckel von Changing Cities. Das lasse
sich mit „Modalfiltern“ erreichen – Pollern oder Bügeln, die Straßen nur
für FahrradfahrerInnen und FußgängerInnen durchlässig machen. Gegenläufige
Einbahnstraßen seien ebenfalls ein probates Mittel gegen die Durchfahrt von
Autos.
## Konfliktfelder Bäume und Asphalt
Auch für die Bearbeitung von Konflikten stehe man bereit, betont
BUND-Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser: „Es wird immer wieder zu
Verteilungskämpfen um Straßenraum kommen. Die sollten aber im Zweifel nicht
zulasten der Bäume, sondern zulasten des ruhenden Verkehrs gelöst werden.“
Erwartbar seien auch Diskussionen mit dem Denkmalschutz über die
Asphaltierung von Kopfsteinpflaster und mit der Feuerwehr über die bauliche
Absicherung von geschützten Radwegen.
Warum die vom Gesetz zur Pflicht erhobene Ausstattung aller
Hauptverkehrsstraßen mit breiten und sicheren Radverkehrsanlagen trotz
Vorrangnetz nötig ist, erklärt ADFC-Mann Vosberg: „An diesen Straßen
befinden sich nun mal viele Einrichtungen und Ziele, zu denen auch die
RadfahrerInnen wollen.“ Weiträumige Umfahrungen machten hier für viele
keinen Sinn. Wer aber gerne nur abseits vom Lärm und Gestank der
Verbrennungsmotoren Rad fahre, habe künftig die Möglichkeit, das im
Vorrangnetz zu tun.
11 Oct 2018
## LINKS
[1] http://umap.openstreetmap.fr/de/map/radnetz-berlin-presse-11102018_254441#1…
[2] http://gesetze.berlin.de/jportal/?quelle=jlink&query=MobG+BE&psml=b…
## AUTOREN
Claudius Prößer
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Regine Günther
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