| # taz.de -- Trumps Handelskrieg: Whiskey-Zoll gegen Auto-Aufschlag | |
| > Als Reaktion auf Trumps Zoll auf Stahl droht Europa mit Strafzöllen bei | |
| > Whiskey und Harleys. Danach könnten VW, Mercedes und BMW dran sein. | |
| Bild: Stahlarbeiter, wie in Salzgitter, könnten zu den ersten Opfern des Hande… | |
| Berlin taz | Nächste Woche könnte es so weit sein – die US-Regierung setzt | |
| die neuen Zölle für Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft. Dann will die EU | |
| sofort reagieren. Sie wird ein Verfahren einleiten, um eigene, zusätzliche | |
| Abgaben für US-Produkte einzuführen, die in die EU kommen. Auf der Liste | |
| steht unter anderem Bourbon-Whiskey aus Kentucky. Der dürfte dann | |
| hierzulande teurer werden – wenn Washington und Brüssel nicht noch | |
| rechtzeitig einen Kompromiss schließen. | |
| Vor zwei Wochen kündigte US-Präsident Donald Trump per Kurznachricht | |
| zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium an, | |
| die in die USA eingeführt werden – nicht nur für die EU, sondern auch für | |
| viele andere Staaten. Auf Ausnahmen können bisher nur Mexiko, Kanada und | |
| Australien hoffen. | |
| Trump nennt als Grund, dass billiger Stahl aus dem Ausland die | |
| Metallindustrie in den USA schädige. Außerdem müssten die amerikanischen | |
| Rüstungsfirmen auf importierte Rohstoffe zurückgreifen, was die Sicherheit | |
| der USA gefährde. | |
| ## Sind Handelsschranken schädlich? | |
| Verlangen die USA höhere Importtarife für Stahl und Aluminium, könnte dies | |
| europäische Unternehmen schädigen, die Produkte nach Nordamerika liefern. | |
| Durch den Zollaufschlag steigen ihre Endpreise auf dem amerikanischen | |
| Markt. Möglicherweise verkaufen sie deshalb dort weniger. Falls sie ihren | |
| US-Kunden Preisnachlässe gewähren, um den Aufschlag auszugleichen, sinkt | |
| ihr Gewinn. In beiden Fällen sind potenziell Arbeitsplätze bei Stahl- und | |
| Aluminiumproduzenten in Deutschland, Frankreich, Italien und anderen | |
| EU-Ländern bedroht. | |
| US-Stahl- und Aluhersteller würden davon profitieren, weil sie mehr auf | |
| ihrem Heimatmarkt verkaufen. Vielleicht erhöhen sie die Löhne für | |
| US-Beschäftigte und stellen mehr Leute ein. Genau das will Trump erreichen, | |
| um die soziale Krise im amerikanischen Nordosten zu lindern. Für viele | |
| US-Verbraucher sind höhere Zölle aber schlecht. Weil die Rohstoffpreise für | |
| Aluminium und Stahl steigen, könnten Produkte, die sie kaufen, | |
| beispielsweise Cola-Dosen und Autos, dadurch teurer werden. | |
| Antwortet die EU mit Zollaufschlägen für Whiskey und andere US-Waren, sind | |
| die Wirkungen umgekehrt: Dann leiden die US-Produzenten und ihre dortigen | |
| Beschäftigten, während die europäischen Verbraucher mehr Geld ausgeben | |
| müssen. Wer am Ende größere Nachteile hat – die USA oder Europa –, ist | |
| schwer zu sagen. Man sieht: Freihandel und niedrige Zölle zwischen reichen | |
| Staaten können eine gute Sache sein. | |
| ## Was plant die EU-Kommission nun genau? | |
| Sobald die US-Zölle in Kraft treten, will sie Gegenmaßnahmen bei der | |
| Welthandelsorganisation (WTO) anmelden. Dann läuft eine Frist von 90 Tagen, | |
| bis diese umgesetzt werden dürfen. Konkret droht die EU damit, Importzölle | |
| für zahlreiche US-Produkte anzuheben. Darunter könnten sein: | |
| Bourbon-Whiskey, Motorräder unter anderem von Harley-Davidson, Jeans von | |
| Levis, Erdnussmus, Orangensaft und Stahl. | |
| Der Preis einer 0,7-Liter-Whiskey-Flasche könnte dadurch von 20 auf 22 Euro | |
| steigen, der eines Bechers Erdnuss-Crunchy von 2,50 auf 2,70 Euro. | |
| Insgesamt geht es jeweils um Waren der anderen Seite im Volumen von knapp | |
| drei Milliarden Euro jährlich, die Washington und Brüssel durch zusätzliche | |
| Zölle verteuern wollen. | |
| ## Ist der Handelskrieg also schon im Gang? | |
| „Das ist kein Bluff. Wir werden zuschlagen“, heißt es in EU-Kreisen. Und | |
| die nächste Eskalationsstufe ist bereits absehbar. Trump droht mit höheren | |
| Zöllen für Autos deutscher Hersteller. Sollten die Preise für VW, BMW und | |
| Daimler in den USA tatsächlich um mehrere tausend Dollar pro Stück steigen, | |
| werden Bundesregierung und EU-Kommission nicht amüsiert sein. Sanktionen | |
| gegen weitere US-Produkte sind dann zu erwarten. | |
| Aber bei der EU hört man auch: „Wir handeln erst, wenn es nötig ist.“ Im | |
| Augenblick wird noch verhandelt. Am vergangenen Wochenende diskutierte | |
| EU-Kommissarin Cecilia Malmström mit dem US-Handelsbeauftragten Robert | |
| Lightizer. Die EU verlangt, dass die hiesigen Unternehmen ebenfalls | |
| Ausnahmen von den Zöllen erhalten. Angeblich war Lightizer bereit, darüber | |
| zu reden. Wie es weitergeht, ist offen. Als die USA unter Präsident George | |
| Bush 2002 schon einmal Strafzölle auf Stahl und Aluminium verhängten, | |
| klagte die EU bei der WTO und bekam recht. Bush nahm die meisten Zölle | |
| zurück. | |
| ## Liegt Trump richtig, wenn er sich über die unfaire EU beschwert? | |
| Es sei ziemlich kompliziert, mit der EU Handel zu betreiben, argumentiert | |
| Trump. Europa erschwere US-Produkten oft den Zugang, was amerikanische | |
| Firmen belaste. Tatsächlich schränkt die EU den freien Handel an manchen | |
| Stellen ein, um eigene Wirtschaftsbereiche zu schützen – wie die USA im | |
| Übrigen auch. Die Gesamtwirkung der unterschiedlichen Systeme ist schwer zu | |
| vergleichen. Nach Angaben der WTO liegen die Zölle der EU im Durchschnitt | |
| aller Produkte bei 5,2 Prozent, in den USA dagegen nur bei 3,5 Prozent. | |
| Auch wenn man die Zollsätze für einzelne Güter mit den importierten Mengen | |
| gewichtet, verlangt Europa mehr. Auf importierte US-Pkw erhebt Europa | |
| beispielsweise 10 Prozent Zoll, die USA verlangen umgekehrt aber nur 2,5 | |
| Prozent. Besonders das nervt Trump. Bei Pick-ups und Lkw ist die Einfuhr in | |
| die USA dagegen teurer als nach Europa. | |
| 15 Mar 2018 | |
| ## AUTOREN | |
| Hannes Koch | |
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