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# taz.de -- Saubere Luft in Europa: Viele Städte sperren Autos aus
> Fahrverbote und Geschwindigkeitsbeschränkungen sind in vielen
> europäischen Hauptstädten keine Seltenheit.
Bild: Paris: Bei hoher Luftverschmutzung müssen Autos langsamer fahren
Während in Deutschland Bund, Länder und Kommunen nach dem [1][Urteil des
Bundesverwaltungsgerichts] vom Dienstag geschockt dastehen, künftig
möglicherweise mit Fahrverboten für bessere Luft sorgen zu können oder
müssen, sind andere Länder und Städte schon weiter.
## Madrid
Die spanische Hauptstadt Madrid verfügt seit Februar 2016 über ein
vierstufiges System, um den Privatverkehr im Falle zu hoher Luftbelastung
durch Stickoxide einzuschränken.
In einem ersten Schritt wird die Geschwindigkeit auf den Zubringern und auf
der Stadtautobahn auf 70 km/h reduziert. Reicht dies nicht, tritt die
nächste Stufe in Kraft. Zusätzlich wird dann innerhalb des Ringes der
Stadtautobahn M30 ein Parkverbot erlassen. Nur Anwohner mit entsprechender
Genehmigung dürfen dann ihr Fahrzeug noch abstellen.
Schritt 3, der bisher nur einmal umgesetzt wurde, sieht außerdem ein
Fahrverbot für die Hälfte aller Fahrzeuge innerhalb des Stadtautobahnringes
vor. An einem Tag dürfen die Fahrzeuge mit gerader Endziffer auf dem
Nummernschild fahren, am nächsten die mit ungerader Endziffer.
Wenn auch das nicht reicht, dürfen die Taxen – 16.000 sind im Großraum
Madrid zugelassen – innerhalb des Stadtautobahnringes nur fahren, wenn sie
Gäste transportieren. Danach müssen sie sofort die nächste Haltestelle
aufsuchen anstatt wie üblich auf der Suche nach Kunden durch die Stadt zu
kreuzen.
Mittlerweile ist auch eine völliges Fahrverbot für alte Fahrzeuge geplant.
Ab 2025 werden Benziner, die vor 2000 zugelassen wurden und Diesel die
älter als 2006 sind, nicht mehr in die Stadt dürfen. Bereits ab 2020 dürfen
diese Fahrzeuge nicht mehr in der Innenstadt parken.
## Paris
Bei Smogalarm herrschen in der französischen Hauptstadt Paris unter dem
Stichwort „Pollution“ besondere Bedingungen: Tageweise abwechselnd dürfen
nur Fahrzeuge fahren, deren Autonummer mit einer geraden beziehungsweise
mit einer ungeraden Zahl endet. Zuwiderhandlungen werden mit einer Geldbuße
von 22 Euro bestraft. Allerdings halten sich viele Pariser nicht an diese
Verbote. Außerdem ist es leicht, sie durch Ausnahmeregelungen zu umgehen,
etwa wie Journalisten.
## Brüssel
Die belgische Hauptstadt hat beschlossen, das bereits ab kommenden Sommer
ein umfangreiches Umweltprogramm in Kraft treten soll, um im Smogfall die
Luft sauberer zu bekommen. Nach zwei aufeinanderfolgenden Tagen mit
Überschreitung der Feinstaub-Grenzwerte sollen danach strikte Maßnahmen in
Kraft treten. Dazu gehören ein Verbot der Benutzung von Holzöfen sowie
Geschwindigkeitsbeschränkungen in der Stadt. Vor allem aber will Brüssel
den Öffentlichen Personennahverkehr und das öffentliche
Fahrradverleihsystem kostenlos anbieten, um Autofahrer auf
umweltfreundlichere Verkehrsmittel zu locken.
## Italien
Zahlreiche italienische Städte operieren schon seit Jahren mit
Zufahrtsbeschränkungen im Zentrum. In Rom genauso wie in Mailand, Turin,
Bologna oder Florenz wurden „Zonen mit beschränktem Verkehr“ eingerichtet.
In der Regel dürfen dort an den Wochentagen von morgens bis abends nur
Fahrzeuge hinein, deren Besitzer über eine Berechtigung verfügen, weil sie
dort wohnhaft sind oder weil sie bestimmten ausgewählten Berufsgruppen
angehören.
Zudem greifen die italienischen Städte bei Überschreitung der
Feinstaubgrenzwerte regelmäßig zu weiteren, gestaffelten Fahrverboten. Das
können autofreie Sonntage sein oder die Verfügung, dass Tag für Tag im
Wechsel nur Fahrzeuge mit geraden beziehungsweise ungeraden Kennzeichen
verkehren dürfen. Turin zum Beispiel verhängte in diesem Winter für die
Tagstunden ein Komplettverbot für Dieselfahrzeuge unter Euro 3. Je nach
Feinstaubbelastung trifft es dann die Diesel mit Euro 4 und Euro 5.
Noch einen Schritt weiter will jetzt die Bürgermeisterin Roms, Virginia
Raggi, gehen. Sie kündigte an, von 2024 Dieselfahrzeuge komplett aus der
Innenstadt zu verbannen.
Eine ältere Version dieses Artikels beschränkte sich nur auf die
Ankündigung der römischen Bürgermeisterin Raggi. Nun sind auch die
Maßnahmen weiterer italienischer Städte erwähnt.
27 Feb 2018
## LINKS
[1] /Urteil-des-Bundesverwaltungsgerichts/!5487407/
## AUTOREN
Reiner Wandler
Rudolf Balmer
Richard Rother
Michael Braun
## TAGS
Diesel
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Bundesverwaltungsgericht
Luftverschmutzung
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